Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Nicht mehr überall verfügbar: ungenutztes Energieholz

Angesichts des herrschenden Holzenergiebooms stellen sich manche die Frage, ob der Schweizer Wald auch künftig noch genug Energieholz bereitstellen kann. Das Bundesamt für Umwelt BAFU hat Holzenergie Schweiz mit einer Monitoring-Studie beauftragt, um Antworten zu finden.

Verbrauch und Potential der verschiedenen Holzsortimente
Tabelle Holzenergie Schweiz/Bild Christoph Rutschmann

 

Die Holzenergie-Förderung in den vergangenen Jahren, in jüngerer Zeit aber auch die Pandemie sowie der Ukrainekrieg haben die Nachfrage nach Energieholz kräftig angekurbelt, so dass sie in einzelnen Regionen das Angebot überstieg. Der Markt kippte 2021 nach Jahrzehnten von einem Angebots- in einen Nachfragemarkt.

Holzenergie wurde zu einem Fall für die Wirtschaftliche Landesversorgung: ‹Wir diskutierten die Einrichtung von Pflichtlagern für Pellets und die Frage der regionalen Verfügbarkeit von Stückholz, Holzhackschnitzeln sowie Pellets›, sagt Andreas Keel, Geschäftsführer von Holzenergie Schweiz.


Entwicklung in geordnete Bahnen lenken

Der Monitoring-Bericht Holzenergie 2023 soll nach diesen Turbulenzen Grundlagen für eine geordnete Entwicklung des Marktes in den nächsten Jahren schaffen. Der Bericht befasst sich mit drei Fragenkomplexen. Zum ersten: Wieviel Energieholz aus welchen Quellen und in welchen Sortimenten wird heute bereits genutzt?

Zum zweiten: Wieviel Energieholz könnte noch zusätzlich genutzt werden, ohne höherwertige Sortimente zu konkurrenzieren, ohne den Wald zu übernutzen und ohne namhafte Importe auszulösen? Und schliesslich drittens: Wieviel Holz werden die bereits konkret geplanten Projekte sowie die bekannten Projektideen künftig brauchen? 


Grosse regionale Unterschiede

Der Monitoring-Bericht liefert detaillierte Zahlen über alle Kantone. Es stechen beachtliche Unterschiede ins Auge: In einigen Kantonen ist der Verbrauch schon heute grösser als das vorhandene Potential. Andernorts besteht noch viel Luft nach oben.

Dies sollte einen Einfluss auf die Verteilung und Grösse neuer Holzenergieprojekte haben. Denn es macht wenig Sinn, neue Anlagen dort zu bauen, wo bereits mehr Energieholz genutzt wird, als zur Verfügung steht. Eine geschickte Strategie verhindert lange Transporte und Mangellagen in Extremsituationen.


Effizienz der Nutzung steigern 

Der Wald bietet mit fast 900000 m3 noch die grösste zusätzlich nutzbare Holzmenge. Das gesamte zusätzlich nutzbare Wald-, Landschafts- und Altholzpotential liegt gemäss Bericht bei 1,28 Mio. m3. Dies entspricht noch etwa 20% des gesamten sinnvoll nutzbaren Potentials.

Wenn allerdings vermehrt im Sinne von Kreislauf und Kaskade gedacht und gehandelt wird, könnte es sein, dass künftig nicht soviel mehr Altholz mobilisiert werden kann wie prognostiziert. Dennoch: ‹Wenn wir das Energieholz noch effizienter einsetzen, erhöht sich das Potential›, betont Keel. ‹Es hat noch genug Holz für alle heute vorhandenen Projekte und Projektideen. Dabei ist aber darauf zu achten, dass wir die Absatzkanäle priorisieren, denn gewisse Anwendungen machen weniger Sinn.›


Prioritäten richtig setzen

Erste Priorität haben Effizienzsteigerungsmassnahmen sowie die dezentrale Nutzung in kleinen und mittleren Anlagen bis maximal 5 MW, in besonderen Fällen (Blockheizkraftwerke) bis 10 MW Leistung.

Sehr grosse Anlagen mit mehr als 10 MW Leistung sind zu vermeiden, da sie lange Holztransportwege verursachen und versorgungstechnische Klumpenrisiken darstellen. Pelletsheizungen sollten eine Leistung von 1000 kW nicht übersteigen. 


Gewachsener Realitätssinn

‹Die Diskussionen, die wir im Rahmen der Verwendungsstrategien und des Monitorings seit 2021 führen, haben glücklicherweise dazu geführt, dass einige sehr grosse Projektideen fallengelassen oder deutlich verkleinert wurden›, fasst Keel die Situation zusammen. 

Er macht auch zur Optimierung konkrete Aussagen: ‹Mittel- und langfristig lässt sich mit Effizienzsteigerungen und Optimierungen der bestehenden Holzheizungen und Nahwärmenetze deren Holzverbrauch um 10–15% vermindern, was etwa 0,3–0,5 Mio. m3 für zusätzliche Anwendungen freispielen würde.›

Die intelligente Integration zusätzlicher Energiequellen wie Fotovoltaik/Wärmepumpen oder thermische Solaranlagen in bestehende Anlagen könnte den Holzverbrauch – vor allem im Sommerhalbjahr – zusätzlich senken, vielleicht um 0,5 Mio. m3. Dadurch stiege das für zusätzliche Heizungen nutzbare Potential insgesamt auf gut 2 Mio. m3.


Link www.holzenergie.ch