Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Ahorn erfreut Holzliebhaber und Naschkatzen

Aus dem Saft des Bergahorns gewann man früher Zucker – wie aus dem amerikanischen Zuckerahorn. Das wertvolle Holz des Ahorns wird in Gebäuden nur innen verwendet, da es im Freien nicht dauerhaft ist. Der bekannteste Ahorn der Schweiz ist der Bergahorn von Trun: Unter ihm wurde 1424 der Graue Bund gegründet.

Spitzahorn
Bild Marketing Schweizer Holz
In der Schweiz sind der Bergahorn (Acer pseudoplatanus), der Spitzahorn (Acer platanoides), der Feldahorn (Acer campestre) und der wenig bekannte schneeblättrige Ahorn (Acer opalus) heimisch. Holztechnologisch am wichtigsten ist der Bergahorn.
Verbreitung des Bergahorns im Schweizer Wald
 


Bergahorn

Der Bergahorn gehört sicherlich zu den wertvollsten Edellaubhölzern in Europa. Als Baum errreicht er Höhen von 35–40 m, was er schon in einem Lebensalter von 60 Jahren ‹schafft›, sowie Durchmesser bis 2 m. Das Höchstalter, das ein Bergahorn auf ihm zusagenden Standorten erreichen kann, liegt bei 500 Jahren. In höheren Lagen über 1000 m ü. M. gedeiht der Bergahorn in Waldregionen gemischt mit Rotbuchen sowie auch in sogenannten schattigen Schluchtwäldern. Weniger wohl fühlt er sich in subalpinen Fichtenwäldern. In subatlantischen Gebirgslagen, zum Beispiel in den Vogesen oder im Schweizer Jura, geht der Bergahorn bis an die Waldgrenze.

Holztechnologisch betrachtet, nimmt der Bergahorn unter den bei uns vorkommenden Ahornarten den ersten Rang ein. Das Holz des Bergahorns ist im Möbel- und lnnenausbau sehr gesucht. Im lnnenausbau wird heller Ahorn als Furnier und auch massiv für Wand- und Deckenverkleidungen, Türfüllungen oder andere Zwecke eingesetzt. Ferner hat sich Bergahorn auch im Treppenbau bewährt und für Schnitzerei und Bildhauerarbeiten, für Küchen- und Haushaltgeräte, Spielwaren, Holzwaren aller Art oder auch im Modellbau.

Schon seit langer Zeit wird Bergahornholz (massiv) für den Bau von Musikinstrumenten aller Art eingesetzt, und zwar sowohl als Resonanz- als auch als Zierholz. Hergestellt aus Ahornholz werden etwa die Böden bei Geigen, Violoncellos oder Bratschen, ferner Seitenteile, Zargen, Hälse und Stege. Für solche Zwecke kommt allerdings nur engringig gewachsenes, fehlerfreies Holz aus Gebirgslagen über 1500 m ü. M. in Betracht, während es sich bei den Böden der gerade genannten Musikinstrumente um geriegeltes Bergahornholz handeln sollte. Schliesslich wird hochwertiges Ahornholz auch bei der Herstellung von Blasinstrumenten (Flöten, Fagotten) und Klavieren bzw. Flügeln eingesetzt.

Neben Holz lieferte der Bergahorn bei uns auch jahrhundertelang ein schmackhaftes Produkt: den Ahornsaft. Schon im Mittelalter war die Technik der Gewinnung von Ahornsäften weit verbreitet. Der Saft diente zur Sirupherstellung, als Gärungshilfe zur Mostbereitung oder als Zusatz für weinähnliche Getränke. Heute ist Kanada der Weltmarktführer für Ahornsirup; hierzulande spielt die Gewinnung des süssen Saftes aus dem Wald keine Rolle mehr.


Spitzahorn

Der Spitzahorn führt die wissenschaftliche Bezeichnung Acer platanoides. Das lateinische Wort platanoides bedeutet ‹platanenähnlich›, was sich auf die Blätter bezieht. Die Verbreitung des Spitzahorns erstreckt sich über ganz Europa, in Richtung Osten bis zum Ural und in Richtung Süden bis nach Kleinasien, zum Kaukasus und bis nach Nordpersien. In den nördlichen Teilen der Alpen gedeiht er noch in Höhenlagen bis 1100 m. Als Schwerpunkt seiner Verbreitung gilt der mitteleuropäisch- gemässigte Klimabereich.

Zu den bevorzugten Standorten des Spitzahorns gehören sowohl ebene Landstriche und Täler als auch Hügel- und niedrige Bergregionen. Er ist in der Lage, sich einem Standort aus Boden und Klima anzupassen. Der Spitzahorn erreicht eine Baumhöhe von 20 bis 30 m und im Freistand eine Breite von 15 bis 20 m. Er hat eine runde und dicht geschlossene Krone; im Freistand entwickelt er weit ausladende und stärker verzweigte Äste.

Das Holz des Spitzahorns ist gelblich bis rötlichweiss. Es kann für die Herstellung diverser Holzwaren und auch als Wagner- oder Schnitzerrohmaterial verwendet werden, genügt aber den Anforderungen an Möbelhölzer nicht. Hierfür wird das Holz des Bergahorns vorgezogen.


Feldahorn

Der Feldahorn, Acer campestre, wird auch Massholder genannt und ist in ganz Europa sowie auch in Nordafrika, Kleinasien, im Kaukasus und im Nordiran verbreitet. In Mitteleuropa wächst er im Tiefland und in Gebirgslagen bis etwa 1000 m Höhe, in den Alpen geht er aber über 1000 m hinaus. Der Feldahorn ist ein eher nur mittelgrosser Baum, der Höhen von maximal 20–25 m erreicht und 150 bis 200 Jahre alt wird. Häufig wächst er auch als mehrstämmiger Grossstrauch.

Der Feldahorn ist wärmeliebend und wächst gern auf mässig trockenen bis frischen und nährstoffreichen Böden, ebenso auch auf Kalk. Man findet ihn häufig in Eichen-/ Hainbuchenmischwäldern, Buchen- und Auenwäldern sowie als Begrenzung von Gebüschen, Waldrändern, Feldrainen und Hecken.

Das Holz des Feldahorns hat einen rötlichen Farbton, manchmal ist es auch hellfarbig/weiss und attraktiv gemasert. Es ist ein gutes Tischler- und Drechslerholz. Wenn gemaserte Stämme anfallen, können diese gut zu Furnieren aufgearbeitet werden. Gut ist auch der Brennwert des Feldahornholzes. Man kann daraus Holzkohle von hoher Qualität gewinnen.


Schneeballblättriger Ahorn

Diese Ahornart, Acer opalus, ist auch unter den Bezeichnungen Stumpfblättriger Ahorn, Frühlingsahorn oder Italienischer Ahorn bekannt. Sie hat eine relativ grosse Verbreitung in den Gebirgsregionen Südeuropas (Mittelmeerraum), am Schwarzen Meer und im Libanon. In Europa geht der Schneeballblättrige Ahorn auch bis in die Süd- und Westalpen und in den Schweizer Jura. Als Standorte bevorzugt der wärmeliebende Schneeballblättrige Ahorn die warmen Lagen in trockenen Eichenmischwäldern sowie auch in Buchen- und Lindenmischwäldern.

Der Schneeballblättrige Ahorn wird nur 8–15 m hoch. Er hat eine breite, gewölbte Krone und einen in der Regel stärkeren, knorrigen Stamm, der eine auffallend grobe und geschuppte Borke hat. Dieser kleine, eher malerische Baum hat keine forstliche Bedeutung, er ist aber ein hervorragendes Ziergehölz, vor allem aufgrund seines attraktiven Blütenstandes und seiner leuchtend orangeroten Herbstfärbung der Blätter, so dass er sich für eine Verwendung in Garten- und Parkanlagen geradezu anbietet.


* Dr. rer. nat. (forest.) Rudolf Beyse, Celle

 

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