Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Aktionsplan Wohnungsknappheit: Instrument ohne Zähne?

In Bern fand letzte Woche der zweite runde Tisch zum Thema Wohnungsknappheit statt. Dabei haben sich Vertreter von Bund, Kantonen, Städten und Gemeinden, Bau- und Immobilienwirtschaft sowie der Zivilgesellschaft auf einen Aktionsplan verständigt. Er empfiehlt über 30 Massnahmen, um das Wohnungsangebot zu vergrössern. Die Frage ist bloss: Reicht das, damit die Wohnraumproduktion wieder anläuft?

Intelligente Lösung für mehr Wohnraum: Holzbau-Aufstockung in Lausanne.
Bild Corinne Cuendet, Clarens

 

Innenentwicklung erleichtern und qualitätsvoll umsetzen. Verfahren beschleunigen. Genügend preisgünstigen und bedarfsgerechten Wohnraum sicherstellen. Das alles will der Aktionsplan Wohnungsknappheit. Dazu gehören Massnahmen, welche die Durchmischung von Arbeits- und Wohnzonen erleichtern. Zudem soll an geeigneten Orten geprüft werden, ob vermehrt in die Höhe gebaut werden kann und bisherige Vorgaben zu Grenzabständen angepasst werden können.

Eine weitere Massnahme besteht in einem Leitfaden, der die korrekte und transparente Durchführung der Interessenabwägung in Bewilligungsprojekten erleichtern soll. Mehrere Massnahmen zielen darauf ab, offensichtlich missbräuchliche Einsprachen zu reduzieren. Die bestehende Förderung des gemeinnützigen Wohnungsbaus soll gezielt verbessert werden; so soll etwa bei Mehrausnützung ein Mindestanteil von preisgünstigem Wohnraum vorgesehen werden. Schliesslich sind auch Massnahmen für die besonderen Herausforderungen von Tourismusgemeinden vorgesehen.


Gemischte Gefühle bei teilnehmenden Organisationen

Die gemeinsame gedankliche Basis ist also relativ gross. Nur: Reicht es, diese zu notieren? Aus Sicht des Hauseigentümerverbands Schweiz fehlen Lösungen, die eine unmittelbare Ankurbelung der Wohnraumproduktion gewährleisten könnten.‹ Aus Sicht des HEV Schweiz braucht es mehr Anreize und weniger Verbote und Vorschriften. Wir fordern die Stimulierung der Baubranche anhand ökonomischer und marktpolitischer Kriterien. Eine Verstaatlichung der Wohnbaupolitik wäre nicht zielführend›, so das Statement des Verbandes.

Auch der Verband Wohnbaugenossenschaften Schweiz zieht eine durchzogene Bilanz, aber aus anderen Gründen: Er zeigt sich enttäuscht vom Aktionsplan, weil er keine konkreten Massnahmen für mehr preisgünstigen Wohnraum enthält. Mindestanteile an gemeinnützigen Wohnungen bei Mehrausnützungen, so die Wohnbaugenossenschaften, würden garantieren, dass bezahlbarer Wohnraum entsteht, und die Akzeptanz von Verdichtungsprojekten erhöhen. Leider verzichte der Aktionsplan in dieser Hinsicht auf eine konkrete Empfehlung an die Kantone.


Links Aktionsplan Wohnungsknappheit (PDF, 157 KB) www.wbf.admin.ch | www.hev-schweiz.ch | www.wbg-schweiz.ch