Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Ausbreitung der Hanfpalme im Tessiner Wald eindämmen

Während die Laubbäume Winterpause machten, hat die Chinesische Hanfpalme weiter Photosynthese betrieben. Dank diesem Wettbewerbsvorteil breitet sich das aus Asien stammende Immergrün in den tiefen Lagen der Südschweiz im Wald massiv aus. Die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL hat die Folgen untersucht und schlägt Massnahmen zur Begrenzung der Invasion vor.

Angesichts unzähliger Chinesischer Hanfpalmen (Trachycarpus fortunei) wähnt man sich heute in siedlungsnahen Tessiner Wäldern beinahe in den Tropen. Die Palmen, die in den letzten 50 Jahren in Gärten gepflanzt wurden, verdrängen mancherorts einheimische Pflanzenarten. Im Winter profitiert die immergrüne Pflanze von günstigen Lichtverhältnissen im laubfreien Wald (Bild). Die WSL hat im Rahmen des Pilotprogramms des Bundes ‹Anpassungen an den Klimawandel› untersucht, wie die Klimaveränderung diesen Prozess beeinflusst und welche Auswirkungen dies für die betroffenen Wälder haben könnte. Der Schlussbericht des Gesamtprogramms erscheint im Mai.
Bild Boris Pezzatti, WSL

 

Das Forschungsteam untersuchte die Flora und Fauna auf je zehn Waldstandorten mit hoher Palmendichte oder ganz ohne Palmen. Die palmenreichen Standorte enthielten deutlich weniger Pflanzenarten. Hanfpalmen schwächen auch die Schutzfunktion von Wäldern vor Naturgefahren: Ihr Wurzelsystem verstärkt den Boden nur wenig; ein reiner Palmenbestand wäre also ungünstig als Schutzwald.

Gegenwärtig ist die Chinesische Hanfpalme auf die Wälder der tieferen Lagen unter 900 m ü. M. beschränkt. Sie wird in Zukunft aber auch etwas höhere Lagen besiedeln können, wenn es im Zuge des Klimawandels dort wärmer wird. Die WSL geht davon aus, dass sich die Palme in Siedlungsnähe weiter stark ausbreiten wird. In siedlungsfernen Wäldern hingegen erwarten sie nur eine langsame Ausbreitung. Da die Samenproduktion der Hanfpalme in schattigen Wäldern eingeschränkt ist, sind dort ausgedehnte und dichte Bestände unwahrscheinlich.

Kommunikationsmassnahmen sensibilisieren die Bevölkerung zwar zu einem fachgerechten Umgang mit der beliebten Zierpflanze. Aber es ist trotzdem unumgänglich, die Palmenbestände in Schranken zu halten, wenn auch ihre komplette Beseitigung aus siedlungsnahen Wäldern unrealistisch ist. Die Forschenden empfehlen, an bestimmten ökologisch wertvollen Standorten wie etwa in Auenwäldern das lokale Ökosystem wieder komplett palmenfrei zu machen und den Palmenbestand in Schutzwäldern, wo sinnvoll, auszudünnen.


Link www.wsl.ch