Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Berner Waldbesitzer sehen Fichten ‹auf der Intensivstation›

Die Waldbesitzer im Kanton Bern rechnen im laufenden Jahr mit einer Massenvermehrung des Fichtenborkenkäfers. Seine Bekämpfung im ganzen Kanton könnte bis zu 40 Millionen Franken kosten, sagt ihr Verband. Werde sie nicht rechtzeitig angegangen, könne es zu einem grossflächigen Absterben der Fichte mit weitreichenden Auswirkungen auf alle Waldleistungen kommen.

Die Schweiz hat 2019 gemäss Angaben der eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL den zweithöchsten je registrierten Borkenkäferbefall erlebt. Im Kanton Bern sind rund 250000 m3 Käferholz angefallen – das entspricht einem Viertel der jährlichen Holznutzung.
Bild BWB

 

Durch die warme und trockene Witterung im März und April des laufenden Jahres konnte sich der Fichtenborkenkäfer früher als in anderen Jahren entwickeln. Eine Umfrage der Berner Waldbesitzer BWB bei Eigentümern im Kanton Bern ergibt, dass gegenüber dem Vorjahr eine Verdoppelung des Schadholzes erwartet wird.


Eingebrochene Holzmärkte erschweren Käferbekämpfung

Zudem seien die Waldbesitzer wegen der behördlichen Corona-Massnahmen mit einem stark eingeschränkten Holzmarkt konfrontiert, so die BWB. Bisher hätten die Erlöse aus dem Verkauf des Käferholzes die Bekämpfungsmassnahmen massgeblich mitfinanziert. Aktuell könnten aber nur rund 15% der erwarteten Käferholzmenge verkauft werden. Momentan gebe es keine Signale der Schweizer Holzindustrie, dass sie mehr befallenes Holz übernehmen könnte.

Für eine wirksame Käferbekämpfung müssen die befallenen Bäume gefällt werden, um die noch gesunden Fichten zu schützen. Wenn diese Arbeiten nicht rechtzeitig ausgeführt würden, drohe eine unkontrollierte Verbreitung des Borkenkäfers über das gesamte Kantonsgebiet, warnen die BWB.


Massive Auswirkungen auf Waldleistungen

Der Kanton Bern hat Ende Mai mitgeteilt, dass er in diesem Jahr die genehmigten Kredite für die ordentliche Schutzwaldpflege bereits weitestgehend aufgebraucht hat. Die verbleibenden Mittel will er im Schutzwaldgebiet für die Käferbekämpfung einsetzen. Für das Mittelland wurden die Gelder im Vergleich zum Vorjahr um 20% gekürzt.

Die BWB gehen davon aus, dass diese Mittel bei weitem nicht ausreichen. In den Schutzwäldern sei bei unzureichenden Massnahmen die Schutzwirkung ernsthaft in Frage gestellt. Im Mittelland dürfte die Fichte nach ihrer Einschätzung mit den verfügbaren Krediten nicht zu halten sein. Darum brauche es nun ein klares Bekenntnis der Politik zum Wald.


Link www.bwb-pfb.ch