‹Brotbaum› der Schweizer Holzwirtschaft – die Fichte
Fichte, Rottanne
Bild Marketing Schweizer Holz
Verbreitung der Fichte im Schweizer Wald
Das natürliche Verbreitungsgebiet der Fichte reicht von Mitteleuropa bis nach Ostasien zur Insel Sachalin. Im übrigen sind die Fichten zusammen mit Kiefern und Birken auch noch in den nördlichsten Wäldern von Skandinavien und Sibirien vertreten.
Zweifellos hat die Fichte als Nadelbaumart eine sehr grosse ökologische Bandbreite, sofern ihr grosser Wasserbedarf gedeckt werden kann. Somit überrascht es auch nicht, dass sie ihre optimalen Wachstumsbedingungen in den regenreichen Gebirgslagen von Mittel- und Osteuropa erreicht. Die Fichte ist in den kühlfeuchten Berglagen Mitteleuropas über 800 m Höhe sogar von Natur aus waldbildend.
Gebirgslagen mit hohen Niederschlägen sagen der Fichte sehr zu. Dort werden sie bis zu 60 m hoch, erreichen Durchmesser bis 150 oder 180 cm und Lebensalter bis zu 500 Jahre. Fichten erreichen folgende Höhenlagen: 2200 m im Wallis, 2000 m im Tirol (Zentralalpen), 1850 m in den Bayerischen Alpen, 1400 m im Schwarzwald, 1250 m im Bayerischen Wald, 1500 m im Fichtelgebirge und 950 m im Harz.
Die Picea abies erreicht Baumhöhen von 30 bis 50 m und Durchmesser in Brusthöhe bis etwa 1,50 m. Die Krone lässt sich als ebenmässig und kegelförmig beschreiben. Freistehende Fichten entwickeln Äste, die bis zum Boden heruntergehen, ansonsten stehen die oberen Äste aufrecht, während die unteren Äste eher hängend sind. Die Nadeln der Fichten haben eine Lebensdauer von sechs bis acht Jahren, in höheren Lagen sogar von zehn bis zwölf Jahren. Dies bedeutet, dass sie so lange am Baum bleiben und dann durch eine neue Nadelgeneration ersetzt werden.
Eigenschaften und Verwendung des Fichtenholzes
Das Stehvermögen von Fichtenholz ist in der Regel gut, wenn die eingeschnittenen Fichtenhölzer aber Drehwuchs aufweisen, verziehen sich die Bretter und Bohlen. Im übrigen lässt sich Fichtenholz leicht bearbeiten. Bei der Furnierherstellung lässt es sich im allgemeinen gut messern und schälen, vorausgesetzt, dass Anzahl und Grösse der Äste gering sind. Wichtig ist auch, dass sich Fichtenholz ohne Probleme verleimen lässt.
Was die Oberflächenbehandlung betrifft, so lässt sich diese mit allen Mitteln und nach verschiedenen Methoden deckend oder natur gut durchführen, allerdings sollten eventuelle Harzstellen vorher beseitigt werden. Fichtenholz lässt sich auch gut beizen, wobei die sogenannte Frühholz- und Spätholzstruktur erhalten wird.
Fichtenholz findet vielzählige Einsatzmöglichkeiten und ist der wichtigste Rohstoff in der Papier- und Zellstoffindustrie. Im allgemeinen wird das Holz der Fichte wegen der relativ guten Festigkeitseigenschaften auf solchen Verwendungsgebieten eingesetzt, wo es nicht zu aussergewöhnlichen Belastungen oder stärkeren Abnutzungseffekten an den Oberflächen kommt. Gemeint ist hierbei hauptsächlich der Einsatz als Bau- und Konstruktionsholz im Hochbau und dann im Innenausbau. Sofern das Holz der Witterung oder der Feuchtigkeit ausgesetzt wird, ist eine Behandlung wie etwa eine Imprägnierung unerlässlich.
Bedeutung der Fichten für die Schweizer Forstwirtschaft
Die Fichte ist die wirtschaftlich bedeutendste Baumart der Schweiz. Es handelt sich um eine wertvolle forstliche Ressource, die aber wegen der zum Teil wirtschaftlich und zum Teil topografisch schwierigen Verhältnisse nur beschränkt verfügbar ist.
Folgende positiven Aspekte haben sehr zur Verbreitung der Fichte in der Schweiz beigetragen: die hohe Massen- und Wertleistung, der hohe Nutzholzanteil, die geringen Standortansprüche, die einfache waldbauliche Behandlung, die Eignung für Aufforstungen und die geringe Wildverbissbelastung.
Die Fichten stehen zu 80% in reinen Nadelwäldern und bilden neben der Kastanie am häufigsten Reinbestände, die aber zum grössten Teil in höheren Lagen liegen. Sofern die Fichte in Mischung vorkommt, dann überwiegend in unteren und mittleren Lagen, vor allem zusammen mit Buche und Tanne.
Die Fichte wächst überwiegend in gleichförmigen Beständen, und zwar überdurchschnittlich häufig in mittleren Baumhölzern, die wohl zu einem erheblichen Teil auf die ausgedehnten Aufforstungen um die Jahrhundertwende zurückzuführen sind.
* Dr. rer. nat. (forest.) Rudolf Beyse, Celle
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