Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Buchen könnten es im Mittelland künftig schwer haben

Wie die Buchen auf den Klimawandel reagieren würden, war für die Wissenschaft vor zwanzig Jahren noch kaum einzuschätzen. Aus heutiger Sicht ist für die Forschung jedoch klar: Wenn die Klimaerwärmung so weitergeht, wie wir es erleben, wird die Buche voraussichtlich zugunsten der Eiche und anderer Laubbaumarten an Bedeutung verlieren und sich bis Ende Jahrhundert ähnlich der Fichte in höhere Lagen zurückziehen. Ihr Verbreitungsgebiet wird dabei schrumpfen.

Die Trockenheit 2018 setzte den Buchen zu. Nicht alle Bäume haben sich danach erholt. Der Grund: Bei der Buche bilden sich unter Trockenstress in den wasserleitenden Gefässen kleine Luftbläschen, sogenannte Embolien. Dadurch können ganze Kronenteile nicht mehr mit Wasser versorgt werden und sterben ab.
Bild Ulrich Wasem, WSL

 

Drei Baumarten herrschen in den Schweizer Wäldern vor: die Fichte mit 36%, die Buche mit 18% und die Tanne mit 11% Anteil. Je nach Höhenlage und Region unterscheidet sich die Baumartenzusammensetzung indessen. So kommt etwa auf der Alpensüdseite die Kastanie mit einem Anteil von 15% ebenfalls sehr häufig vor.

Die Buche ist also nicht irgendwer im Wald – um so mehr, als man sich zunehmend auch in der konstruktiven Anwendung etwas von ihrem harten und zähen Holz verspricht, das einen natürlichen Hochleistungswerkstoff darstellt. Die Zukunft dieser Baumart interessiert deshalb die Holzwirtschaft, auch wenn nach wie vor schwergewichtig Nadelholz gefragt ist.

2004 und 2005 publizierten zwei Teams von Forscherinnen und Forschern zwei wichtige Studien zur Zukunft der Buche. Das eine sagte ihr aufgrund des Klimawandels eine schwierige Zukunft voraus. Das andere warnte vor Panikmache und bescheinigte der Buche eine hohe Anpassungsfähigkeit. Die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL hat nun beide Studien mit neuen Daten unter die Lupe genommen. Sie kommt zum Schluss: Die pessimistischere Prognose ist wahrscheinlicher.


Viel mehr Wissen als vor zwanzig Jahren

‹Wir wissen heute viel mehr als damals über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Vitalität, das Wachstum, die Stresstoleranz und die Konkurrenzkraft der Buche und sind deshalb in der Lage, detailliertere Aussagen über ihr Zukunftspotential zu machen›, sagt der Hauptautor der Studie, der WSL-Forscher Arthur Gessler. ‹Mit diesem neuen Wissen konnten wir die damaligen Studien nochmals auf Herz und Nieren prüfen.›

Das Fazit der Forscher: Die Buche wird eine wichtige Baumart in Mitteleuropa bleiben, aber nicht mehr überall dort, wo sie heute noch vorkommt. Weite Teile ihres Kernareals sind betroffen. Die Intensität der Veränderungen hängt indessen vom tatsächlichen Verlauf des Klimawandels ab. Bis jetzt sieht es allerdings nicht so aus, als ob die Ziele des Pariser Abkommens auch nur annähernd erreicht würden.


Abwanderung aus dem Mittelland

Die Klimaänderung geht viel zu schnell, als dass sich die Buche evolutionär daran anpassen könnte. ‹Die Buche wird deshalb nicht nur auf Grenzstandorten, an denen sie schon heute keine optimalen Bedingungen vorfindet, sondern in weiten Teilen ihres mitteleuropäischen Verbreitungsgebiets deutlich an Dominanz einbüssen und Flächen verlieren›, führt Gessler aus. Selbst nach gemässigtem Klimaszenario wird die Buche im Schweizer Mittelland bis gegen Ende des Jahrhunderts grösstenteils wohl keine geeigneten Wuchsbedingungen mehr vorfinden.

Die grössten Verluste erwarten die Forscher in Höhenlagen bis 1000 m, wo geringere Sommerniederschläge und häufigere Extremereignisse die Habitateignung stark beeinträchtigen. Kleinere Arealgewinne in montanen Lagen können die Verluste nur teilweise kompensieren. Leiden wird der Baum insbesondere an den immer extremer werdenden Trockenjahren. ‹Die Trockenheit kann zum teilweisen Absterben der Krone führen, was im Folgejahr oft den Tod des Baumes bedeutet›, sagt Gessler.


Hohe Vielfalt hilft der Buche

Deshalb müsse sich die Waldwirtschaft auf grundlegende Veränderungen einstellen, so Gessler. ‹Um die Wälder fit für die Zukunft zu machen, sollte man auch wärme- und trockenheitstolerante Baumarten wie die Eiche in die Bestände einbringen›, sagt der Forscher. Das sorgt für eine optimale Wassernutzung im Boden. Webbasierte Anwendungen wie tree-app.ch (siehe gesonderten Beitrag im Lignum Journal online von heute Dienstag) bieten wertvolle Unterstützung bei der Auswahl klimaangepasster Baumarten.

Auch eine Erhöhung der genetischen Vielfalt bei der Buche durch Einbringen von wärme- und trockenheitstoleranteren Provenienzen könne helfen. Für die Waldwirtschaft gelte es vor allem aktiv zu sein und nicht einfach zuzuwarten, so Gessler. Moderate Durchforstungen unter Berücksichtigung der lokalen Standortbedingungen könnten den Wasserverbrauch reduzieren. Zu starke Eingriffe könnten allerdings kontraproduktiv sein.

Ebenfalls ins Auge zu fassen sei eine Verringerung der Umtriebszeit, so der WSL-Forscher, weil sich damit die Baumhöhe als Risikofaktor reduzieren lasse. Was man auch so lesen kann: Nie war der Zeitpunkt günstiger, um mehr aus diesem Rohstoff zu machen, als ihn bloss zu verbrennen.


Links www.wsl.ch | www.waldwissen.net