Das ‹beste Einfamilienhaus 2022› ist ein Holzbau im Jura

Oben: Der als ‹bestes Einfamilienhaus 2022› ausgezeichnete Bau im jurassischen Lajoux fügt sich in die ländliche Dorfstruktur. Unten links: Der multifunktionale Wohn- und Essbereich öffnet sich vollständig nach aussen. Unten rechts: Der zweistöckige Wohnraum ist das edel gestaltete Herzstück des Hauses.
Bilder Matthias Dietiker
Das Siegerprojekt 2022 steht in Lajoux, mitten in der beeindruckenden Landschaft des Jura. Für die Jury unter dem Vorsitz von Barbara Holzer erzählt das Haus aus der Feder der Architektin Yvonne Rösch-Rütsche eine vorbildliche Geschichte über eine gelebte Dorfgemeinschaft. ‹Architektur und Design folgen dem Prinzip des Verwebens unterschiedlichster Komponenten. Das Ganze entsteht aus einer innovativen Choreografie von Räumen und Funktionen, wobei die Architektur auch mit ihrer Ästhetik und Materialität besticht.›
Aber die Jury zeichnet das Projekt nicht bloss seiner Gestaltung wegen aus, sondern auch aufgrund seiner aktiven Verknüpfung mit der Region. Yvonne Rösch-Rütsche hat zum einen ausschliesslich mit Handwerkern aus der Umgebung gebaut. Zum andern ist der Bau nicht einfach nur als selbstgenügsames Eigenheim gedacht. Er soll nachhaltig als Wohnhaus, Ferienwohnung oder Seminarhaus genutzt werden können, wie die Architektin erklärt. Unter diesem Ziel habe von Anfang an intensiver Kontakt mit der Gemeinde und der Bevölkerung von Lajoux bestanden.
Bauen über das Einfamilienhaus hinaus
Die Suche nach dem ‹besten Einfamilienhaus› ist seit einigen Jahren durch einen neuen Ansatz bestimmt, der sich nicht mehr ausschliesslich auf Ästhetik und gestalterisches Können bezieht, sondern eine ganzheitliche Sicht pflegt, die auch nach zukünftigen Wohnformen sucht. Die Jury erkennt unter diesem Aspekt eine besondere Bedeutung des ausgezeichneten Projekts.
Der Jurybericht formuliert wie folgt: ‹Durch die offen gestaltete Nutzungsvielfalt, die Atelier-, Veranstaltungs-, Ausstellungs- oder Wohnräumlichkeiten für grössere Gruppen bereitstellt, ohne dass die bauliche Substanz verändert werden muss, bietet das Projekt der Architektin Yvonne Rösch-Rütsche einen unschätzbaren Mehrwert – nicht zuletzt zur Aktivierung – für Gemeinde und Region.›
Bescheidenheit und Opulenz vereint
Roland Merz beschreibt den ausgezeichneten Bau in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift ‹Ideales Heim› als wohlproportioniertes und bis ins Detail perfekt ausgearbeitetes Haus, das in der Typologie der Scheune gestaltet ist. Der vorgefertigte Holzelementbau steht auf einer betonierten Bodenplatte, die durch ihre L-Form das Haus zum Hang hin gegen Wasser und Schnee absichert.
Von aussen gibt sich das Gebäude mit seiner Form und der vertikalen Verkleidung aus Tannenholz schlicht und zurückhaltend. Anders im Innern: ‹Im grossen Wohn- und Essraum ist der Blick bis unters Dach und hinaus in die Landschaft atemberaubend. Mit stilsicherer Hand hat die Architektin die Innenräume wie ein Schmuckkästchen mit edlen Materialien wie Messing und Eiche aus der Region für Parkett und sämtliche Einbauten ausstaffiert.›
Links Projektvideo | http://architekturpreise.ch