Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Das moderne Bauen mit Holz kommt bei den Investoren an

Das Immobilienforum der St. Galler Kantonalbank ist jedes Jahr ein fester Wert in Ostschweizer Investorenkreisen. Gegen 600 Immobilienfachleute liessen sich an der Ausgabe 2022 aus erster Hand über die Entwicklungen im Schweizer Immobilienmarkt sowie über den aktuellen Stand des Bauens mit Holz orientieren. Eine Diskussionsrunde vertiefte dieses Thema zusätzlich.

Leider war wie bereits im Vorjahr eine physische Durchführung des Anlasses aufgrund der Pandemielage nicht machbar. So versammelte sich das Publikum erneut online, um die Fachvorträge und das anschliessende Podium in der Halle des Hauptsitzes der St. Galler Kantonalbank in St. Gallen zu verfolgen. V.l.n.r.: Jutta Glanzmann, Technische Kommunikation Lignum; Urs Frei, Präsident Baugenossenschaft Zurlinden, Zürich; Katharina Lehmann, Holzbau-Unternehmerin, Gossau SG; Moderator Mark Dittli.
Bild St. Galler Kantonalbank/Donato Caspari

 

Patrick Schnorf von Wüest Partner erläuterte zunächst die neusten Entwicklungen im Schweizer Wohnungsmarkt. Auf ihn folgte als Referentin Jutta Glanzmann, verantwortlich für die Technische Kommunikation bei Lignum. Sie stellte ihr Inputreferat unter den Titel ‹Bauen mit Holz: die ökologische und ökonomische Zukunft?›.

Sie hielt gleich einleitend fest: Bauen mit Holz ist definitiv in neuen Dimensionen angelangt. Wohnüberbauungen mit mehreren hundert Wohnungen im Holzbau sind ebenso seit Jahren gebaute Realität wie Holz-Hybridhochhäuser. Modernes Bauen mit Holz ist industriell und hat nichts mehr zu tun mit traditionell geprägten Kleinobjekten. Holz kann heute in allen Gebäudekategorien und Nutzungen angewendet werden. Die Begrenzung auf den Einfamilienhaus-Massstab ist längst Geschichte.

Jutta Glanzmann ging zunächst kurz auf die ökologischen Gründe für den Erfolg von Holz ein: Holz wächst im Wald laufend nach und ist in der Nähe verfügbar. Das Material ist deshalb nur mit sehr wenig grauer Energie belastet. Es speichert aber auch in jedem verbauten Kubikmeter den Kohlenstoff aus etwa einer Tonne atmosphärischen Kohlendioxids und vermeidet als Ersatz für Baumaterialien, die energieintensiv und mit hohem CO2-Aussstoss produziert werden, deren Treibhausgasemissionen.


Holzbau kann mit Massivbau ökonomisch mithalten

Wie aber steht es um die Kosten des Bauens mit Holz? Jutta Glanzmann stellte die Ergebnisse einer Studie von Wüest Partner im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt von 2020 vor, die erstmals Holzbaukennzahlen erarbeitet hat – anhand von acht grossen Schweizer Wohnbauprojekten der letzten Jahre. Das Ergebnis: Der Holzbau ist in diesem grossen Massstab kostenmässig gleichauf mit dem energetisch hochwertigen Massivbau. Der Median liegt beim 70%-Quantil der Referenzmengen mit Massivbauten.

Die untersuchten Holzbauten weisen im Median eine Bruttoanfangsrendite von 3,2% auf und entsprechen damit den Erwartungen von institutionellen Investoren. Der Einfluss der Bauzeit auf die Kosten wurde für die Studie nicht untersucht; er kann aber sehr wesentlich sein. Ein von Lignum angestossener Nachbericht zeigt: Mit einem Holzbau lässt sich aufgrund der Verkürzung der Bauzeit eine Steigerung des Markt- bzw. Landwertes um mehr als 2% erzielen.


Hingucker aus der Praxis – und eine neue Web-Plattform

Ein Blick auf das aktuelle SBB-Bauprojekt ‹3Johann› mit 69 Wohnungen in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs St. Johann in Basel sowie auf weitere spannende Schweizer Holzbauvorhaben wie das in Zug geplante Hochhaus ‹Pi› und den in Winterthur kürzlich fertiggestellten Wohnbau ‹Krokodil› mit nicht weniger als 254 Wohnungen veranschaulichte die Materie.

Wie Jutta Glanzmann abschliessend erläuterte, wird Lignum etwa ab Herbst 2022 in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Umwelt und Wüest Partner die Investorenplattform www.bauenmitholz.info online gehen lassen. Ihren Kern werden die von Wüest Partner erarbeiteten Holzbaukennzahlen bilden. Das 2020 untersuchte Sample wird ergänzt mit Grossobjekten im Bürobau. Weitere Informationen zum Bauen mit Holz werden das Angebot abrunden, das kontinuierlich wachsen soll.


Investoren sehen Chancen im modernen Holzbau

Die anschliessende Diskussionsrunde unter der Moderation von Mark Dittli vertiefte die Thematik des modernen Holzbaus mit ausgewiesenen Fachleuten aus der Baupraxis. Neben Jutta Glanzmann nahmen auch Urs Frei, Präsident der Zürcher Wohnbaugenossenschaft Zurlinden, sowie die Gossauer Holzbauunternehmerin Katharina Lehmann am Podium teil und gingen kompetent auf die vom Publikum zahlreich in die Runde geworfenen technischen und wirtschaftlichen Fragen ein.

Die 1923 gegründete Wohnbaugenossenschaft Zurlinden hat in Zürich Holz-Pionierprojekte wie das Wohn- und Geschäftshaus an der Badenerstrasse gebaut – damit ist 2010 das erste 2000-Watt-taugliche Gebäude der Limmatstadt entstanden. Mehr als 2000 Wohnungen befinden sich im Zurlinden-Portfolio. Die Holzbauunternehmerin Katharina Lehmann realisiert in der ganzen Welt staunenswerte Holzbauten in Zusammenarbeit mit Stararchitekten wie Pritzker-Preisträger Shigeru Ban – auch in der Schweiz. Der Neubau des Swatch-Hauptgebäudes in Biel sorgt derzeit international für Aufsehen.

Die rege Beteiligung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Anlasses zeigte das hohe Interesse, auf welches der Holzbau heute stösst. Investorinnen und Investoren scheinen dem modernen Holzbau ausgesprochen positiv gegenüberzustehen. Moderator Mark Dittli stellte dem Publikum einleitend eine Frage: Er wollte wissen, wie viele Teilnehmer sich Holzbau für ihre eigenen nächsten Projekte vorstellen könnten. Es waren beinahe 80%.


Links Referate und Aufzeichnung des SGKB-Immobilienforums 2022 | Lignum Magazin 2021: Was kostet ein Holzbau? (PDF, 6.15 MB)