Tagungsband bei Lignum erhältlich
Der Tagungsband mit allen Referaten des 45. Fortbildungskurses in Weinfelden zum Thema ‹Deckensysteme – aktuelle und zukünftige Lösungen mit Holz› ist bei Lignum in Zürich zum Preis von CHF 80.– erhältlich.
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Die Kursleiter Andrea Frangi (ETH/IBK, Zürich) und Andrea Bernasconi (HES-SO, Yverdon-les-Bains) konnten den über 200 Teilnehmenden aus Planung und Unternehmen ein breites Spektrum von Aspekten von Architektur über Wirtschaftlichkeit bis zu Statik, Brandschutz und Schallschutz präsentieren. Zudem wurden aktuelle neue Deckensysteme vorgestellt, die aus der Zusammenarbeit von Forschung und Entwicklung mit Unternehmen hervorgegangen sind (siehe gesonderten Beitrag).
Präzisere Planung für bessere Bauqualität
Deckensysteme in Holz lohnen sich für Architekten, wenn die Systemwahl den Ansprüchen aus dem betreffenden Projekt entspricht. Das bedingt gute Kenntnis der Möglichkeiten und/oder fachkundige Beratung. Frühzeitige Planung und Koordination gemeinsam mit Ingenieur und Unternehmen sind unabdingbar für das Gelingen. Der Lohn dafür sind kurze Bauzeiten, präzise Details und damit hohe Bauqualität.
Anhand gebauter Beispiele erläuterten Raffael Graf (Bauart Architekten, Bern) und Max Renggli (Renggli AG, Sursee), was es bei den Planungs- und Bauprozessen für Bauten mit bestimmten Deckensystemen aus Holz im einzelnen zu beachten gilt. Renggli äusserte sich klar: ‹Die Zusammenarbeit von Netzwerkpartnern, Planern und Unternehmen ist besonders wichtig. Der Vorfertigungsgrad steigt so weiter, der Modulbauweise kommt vermehrt Bedeutung zu.›
Zuversichtlich zeigte sich auch Andreas Müller von der Berner Fachhochschule AHB Biel. Er stellte fest, dass dem mehrgeschossigen Holzbau heute zahlreiche leistungsfähige Deckensysteme zur Verfügung stünden. Der Spielraum reicht vom reinen, sehr leichten Holzbauelement über Verbundkonstruktionen bis hin zur vorgespannten Stahlbeton-Holzplattendecke. Fertigungsprozesse werden weiterentwickelt, erhöhte Nachfrage führt zu vermehrten Anwendungen, und dies zusammengenommen wird die Wirtschaftlichkeit von Holz-Deckensystemen steigern.
Die Sicht der Tragwerksplaner
Decken sind in modernen Tragwerken eine Komponente des gesamten Tragsystems, dies insbesondere dann, wenn die Geschosszahl zunimmt. Deckenelemente haben zumeist sowohl eine Platten- als auch eine Scheibenwirkung aufzuweisen und zu gewährleisten.
Andrea Bernasconi erläuterte eingehend die Tragwirkung von Deckenelementen aus Holz und streifte auch deren Berechnung und Bemessung. Letztlich geht es darum, ihre Tragsicherheit und Gebrauchstauglichkeit zu gewährleisten und eine robuste Konstruktionsweise zu erzielen. Mögliche Verformungen und Schwingungen (und auch die Schalldämmung) müssen im Rahmen der geltenden Normen und anderer Vorschriften bleiben.
In bezug auf Brandschutz von Holzbauwerken wurden während der letzten Jahre bedeutende Entwicklungsschritte getan. Anhand von Laborversuchen wurden unter anderem Hohlkasten-, Brettstapel- und Brettsperrholzdecken geprüft. Diese Versuche werden zudem durch Berechnungen gestützt. Andrea Frangi betonte dabei, dass im Holzbau und dort besonders bei mehrschichtigen Holzbauteilen der sorgfältigen Bauausführung der gesamten Konstruktion mitsamt ihrer Verkapselung durch brandabweisende Materialien eine Schlüsselrolle zukomme.
Störfaktor Trittschall
Akustische Gestaltung für Bauten zielt darauf ab, geeignete Bedingungen für die Nutzer zu schaffen. Stichworte sind Luftschalldämmung gegen Innen- und Aussengeräusche, Trittschall- und Körperschalldämmung sowie Schallabsorption (Raumakustik). Die Norm SIA 181 ‹Schallschutz im Hochbau› regelt die technischen Anforderungen, der Tieffrequenzbereich (unter 100 Hz) ist aber praktisch nicht einbezogen. Doch wird in Bauten in Leichtbauweise vielfach gerade der Trittschall als störend empfunden.
Mit dem Forschungsprojekt ‹AcuWood› im Rahmen des gemeinsamen Forschungsvorhabens ‹Schallschutz im Holzbau› von Lignum und BFH-AHB wird die akustische Qualität von Holzbauten untersucht. Es geht vereinfacht gesagt darum, subjektive Wahrnehmung von Schallimmissionen in Verbindung mit den bautechnischen Normen zu bringen. Schwerpunkt ist das Thema Trittschall.
Die bisherigen Erhebungen haben ergeben, dass das eigene Wohnumfeld im allgemeinen gut bewertet wird und Schallimmissionen nicht übermässig ins Gewicht fallen. Wenn etwas stört, dann ist es Trittschall aus Nachbarwohnungen – ein Hinweis, den Moderator und Referent zum Thema Schallschutz Olin Bartlomé (Lignum, Zürich) als klare Aufforderung sah, diesbezüglich nach Verbesserungen zu suchen.
Messungen im Leichtbauprüfstand
Ein Leichtbauprüfstand, der von der Empa gemeinsam mit der BFH-AHB in Biel entwickelt und in Dübendorf aufgestellt wurde, erleichtert seit einiger Zeit die entsprechenden Untersuchungen. Christoph Geyer (BFH-AHB, Biel) berichtete über die bisherigen Untersuchungsergebnisse. Bisher habe sich gezeigt, dass die derzeit in der Schweiz typischen Holzbaukonstruktionen bezüglich Schallschutz gut dastünden. Eine im Entstehen begriffene Datenbank mit Luft- und Trittschallwerten der gängigen Holzbaukonstruktionen soll künftig die Grundlage für eine zuverlässige Berechnung des Schallschutzes im mehrgeschossigen Holzbau liefern.
Was von Seite Planung und Ausführung zu unternehmen ist, um im Schallschutz Verbesserungen zu erreichen, erläuterten Bernhard Furrer (Lignum, Zürich) und Jörg Ackermann (Gerevini Ingenieurbüro, St. Gallen). Bei der Leichtbauweise mit Holz bewirkt ein entsprechender Schichtaufbau mit mehrschaligen Konstruktionen einen vergleichsweise guten Schallschutz. Wie auch beim Brandschutz ist hier die fachgerechte Planung und korrekte Ausführung der Bauteile entscheidend. Zentral ist die frühzeitige und systematisch geführte Kommunikation zwischen Planenden und Ausführenden.
Der in jeder Hinsicht bemerkenswerte und mit gut 200 Teilnehmern erfolgreiche 45. Fortbildungskurs S-WIN in Weinfelden machte klar, dass die Erfolgsgeschichte von Holz im baukonstruktiven Bereich noch längst nicht abgeschlossen ist. Selbst wenn Deckensysteme im Bereich Holzbau ein Spezialgebiet darstellen, hat der Anlass doch gezeigt, dass hier Raum ist für neue und vielversprechende Entwicklungen.