Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Deutsche Holzindustrie regt Klima-Bonus für Holzbau an

Holz ist ein Grundpfeiler einer klimafreundlichen Zukunft. Die Politik in unserem nördlichen Nachbarland tut sich allerdings nach wie vor schwer, die Weichen entsprechend zu stellen. Überdies leiden Wald und Holz in Deutschland unter dem Streit um den Bundeshaushalt: Die Holzbauinitiative der Bundesregierung ist in dieser Legislatur ohne Haushaltsmittel. Und auch der deutsche Waldklimafonds läuft aus.

Die Eventserie ‹Urban Timber› der deutschen Koalition für Holzbau bietet 2024 in acht Städten Gelegenheit zur Begegnung mit herausragenden Holzbauprojekten im grossen Massstab und zum Austausch mit führenden Köpfen aus Immobilienwirtschaft und Holzbau. Der Frankfurter Bürobau ‹Timber Pioneer›, der von UBM Development und Paulus Immobilien entwickelt wurde und derzeit im Bau steht, ist am 29. Februar zu erleben. Es handelt sich um das erste Bürohaus in Holzhybrid-Bauweise in der Mainmetropole. Die Konstruktion ist dank Holzbauweise 57% leichter als der konventionelle Massivbau. Die Planer beziffern die daraus resultierende CO2-Ersparnis beim Bau auf 80%.
Visualisierung UBM Development/bloomimages

 

Die klimafreundliche Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft sei die zentrale Aufgabe der nächsten Jahre und Voraussetzung für einen zukunftsfähigen Wirtschaftsstandort Deutschland. Das hat der Deutsche Säge- und Holzindustrieverband DeSH vergangene Woche vor den Medien festgehalten. Die Nutzung heimischer, nachhaltiger Rohstoffe wie Holz bilde einen zentralen Pfeiler dafür. Die Politik sei gefordert, Massnahmen zu ergreifen, um durch eine Stärkung des Holzbaus die CO2-Emissionen deutlich zu reduzieren.


Gebundene Kohlenstoffmenge in Bauten entschädigen

Zum ersten fordert der DeSH eine Verpflichtung zum Einsatz von Holz bei öffentlichen Bauvorhaben. Analog zur Förderung von Heizungen mit erneuerbaren Energien im Neubau müsse zum zweiten auch der Einsatz klimafreundlicher Baustoffe wie Holz durch Förderprogramme weiter vorangebracht werden: ‹Die Einführung eines Förderbonus für den Einsatz von Holz im Bauwesen in Höhe der gebundenen Kohlenstoffmenge wäre ein wegweisendes Instrument, um die Bauwende voranzubringen.›

Die deutsche Holzwirtschaft vermisst jedoch nach wie vor ein klares Bekenntnis der Politik zu Wald und Holz. ‹Die Klimaziele werden zwar immer ambitionierter, aber die Massnahmen zur Umsetzung bleiben bisher aus›; kritisiert DeSH-Präsident Stephan Lang. ‹Dabei ist die Notwendigkeit zur klimafreundlichen Transformation des Gebäudesektors drängender denn je.› Auch die Notwendigkeit aktiver Waldbewirtschaftung zur Gewinnung des für eine Bauwende benötigten Holzes scheint in der deutschen Politik kein Gemeingut zu sein: der Entwurf für ein neues Waldgesetz betrachtet sie als nachrangig (Lignum Journal vom 27.11.2023).


Holzbauinitiative ohne Haushaltsmittel

Wenig hilfreich ist auch der Streit um den deutschen Bundeshaushalt. Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts ist klar: Die deutsche Holzbauinitiative der Bundesregierung hat in dieser Legislaturperiode keine finanzielle Ausstattung. Auf eine Anfrage der CDU/CSU-Bundestagsfraktion geht hervor, dass für 2024 keine Mittel für die Umsetzung der Holzbauinitiative eingestellt wurden. Gemäss Angaben der deutschen Koalition für Holzbau stehen nur gerade EUR 3,75 Mio. zur Errichtung von Pilotprojekten auf Bundesebene in Holzbauweise zur Verfügung.

Die Koalition für Holzbau will sich nun dafür einsetzen, dass es zumindest bei den nichtmonetären Aspekten der Holzbauinitiative vorangeht. ‹Den Wissensaustausch zu fördern und die Schranken in den Köpfen aller Beteiligten stückweise abzubauen, braucht keine Haushaltsmittel. Wenigstens diese Punkte müssen nun vorangetrieben werden. Wer Klimaziele erreichen will, muss einen Schritt bei der Baupolitik machen, denn ein grosser Teil der weltweiten Emissionen entsteht nur bei der Gebäudeerrichtung›, erklärt Lorenz Nagel, Sprecher der Ambassadeure der Koalition für Holzbau.


Guillotine auch für den Waldklimafonds

Mit dem Waldklimafonds fördert Deutschland seit 2013 Forschungs-, Entwicklungs- und Modell- sowie Kommunikationsvorhaben zu den Themenbereichen Erhalt und Verbesserung der Klimaschutzleistungen von Wald und Holz sowie Anpassung der Wälder an den Klimawandel. Auch für dieses Instrument ist das Beil im Bundestag gefallen: Im Bundeshaushalt 2024 stehen keine zusätzlichen Mittel aus dem Klima- und Transformationsfonds dafür bereit. Die Fondsmittel werden bis auf die bereits rechtlich eingegangenen Verpflichtungen gekürzt. Derzeit laufen noch etwa 200 mehrjährige Projekte mit einem Fördervolumen von rund EUR 94 Mio.

Nach dem Aus für den Waldklimafonds fordert der Deutscher Verband Forstlicher Forschungsanstalten DVFFA in einem Brief an Bundes-Waldminister Cem Özdemir, Bundes-Umweltministerin Steffi Lemke und die waldpolitischen Sprecher der Bundestagsfraktionen eine zeitnahe neue Förderinitiative für die Waldforschung im Klimawandel. Mit dem abrupten Aus für den Waldklimafonds fehle auf einen Schlag rund ein Drittel des gesamten Förderumfangs für die Wald- und Holzforschung in Deutschland. Das bisherige Erfahrungswissen reicht laut DVFFA ‹nicht ansatzweise› aus, um robuste, zukunftsgerichtete Entscheidungen zu treffen.


Links www.saegeindustrie.de | www.koalition-holzbau.de | www.waldklimafonds.de | Besichtigungsreihe ‹Urban Timber›