Lignum Holzwirtschaft Schweiz

‹Die Zukunft gehört denen, die wissen, wie man sie gestaltet›

Die Themen Begeisterung, Social Media, Sinnhaftigkeit und Arbeitsattraktivität standen beim VSSM-Schreinerforum 2023 im Rampenlicht. Im Kongresszentrum Trafo in Baden traf sich Ende November die Schreinerbranche und warf einen Blick auf Entwicklungen von morgen.

Was macht einen Arbeitgeber attraktiv? Darüber diskutierte die Talkrunde.
Bild Monika Hurni, SchreinerZeitung

 

Wie man seine Kundschaft begeistert, richtig auf Social Media kommuniziert, das eigene Warum findet und als Arbeitgeber attraktiv bleibt, waren die Kernthemen des fünften Schreinerforums im Trafo Baden. Neben den Referaten und der Talkrunde gab es am Dienstag vergangener Woche genügend Zeit, um sich in den bereichernden Pausengesprächen auszutauschen.

‹Die Zukunft gehört denen, die wissen, wie man sie gestaltet›, sagte Thomas Iten, Zentralpräsident des VSSM, in seiner Begrüssungsansprache. Es sei eine Kunst, Traditionen zu wahren und trotzdem offen zu sein für Innovationen. So habe Wilhelm II. zeitlebens auf das Pferd gesetzt und das Automobil als vorübergehende Erscheinung abgetan. Für Unternehmer sei es zentral, herauszufiltern, welche Entwicklungen relevant seien, und einen ehrlichen Austausch zwischen den Generationen zu ermöglichen.


Begeisterung beim Kunden wecken

Mit der Frage ans Publikum, wann es das letzte Mal begeistert gewesen sei, eröffnete Mareike Ahlers, CEO bei der Prof. Bruhn & Partner AG in Basel und Expertin für nachhaltige Wachstumsstrategien, ihr Referat. Kunden wollten begeistert werden und erwarteten individuelle Lösungen. In den meisten Fällen reiche eine Standardleistung nicht mehr aus. ‹Die Kundenbegeisterung ist ein wichtiges Instrument, um als Unternehmen aus der Masse herauszustechen›, sagte Ahlers.

Allerdings sorge die exzessive Verwendung des Begriffs Begeisterung im Marketing für eine Abstumpfung. Kunden können laut Ahlers aber mit Emotionen, Individualität, Exklusivität, Schnelligkeit, Kundenbeteiligung und einem Zusatznutzen abgeholt werden. Es gehe nicht mehr darum, einen Akkubohrer zu besitzen, sondern ein Loch in der Wand zu haben. Deshalb müsse sich die Schreinerbranche fragen, welche bezahlten Dienstleistungen man Kunden bieten könne, um einen echten Mehrwert zu den eigenen Produkten zu schaffen.


Teilen und Speichern sind das neue Gold

86% finden es wichtig, dass der Arbeitgeber auf Social Media aktiv ist. Dies zeigte Metin Senler, Founder und CEO der Senler Media GmbH in Zürich, anhand einer Umfrage zu Beginn seines Referates über Social Media auf. Weiter suchen laut der Umfrage 77% der Befragten einen potentiellen Arbeitgeber über Instagram, 36% über LinkedIn und bereits  42% über Tiktok. Senler zeigte auf, wie Social Media ein authentisches Fenster zum eigenen Betrieb schaffen und dabei helfen, bei Kunden und Partnern im Kopf zu bleiben.

Wichtig sei, dass Unternehmen authentisch blieben und sich ehrlich präsentierten. Betreffend der Suche nach neuen Fachkräften gab Senler den Tip, nicht nur zu sagen, was man ist, sondern sich als Unternehmen in kurzen Videos zu zeigen, dies mit authentischen Menschen und echten Projekten. ‹Zukunftspläne und Alltagssituationen sorgen für die gewollte Interaktion und interessieren die Gemeinschaft mehr als einstudierte Kampagnen›, sagte Senler.


Eine emotionale Abfahrt ins Glück

Der ehemalige Skirennfahrer und ZDF-Ski-Experte Marco ‹Büxi› Büchel nahm das Publikum mit auf die emotionale Suche nach seinem Warum. Als er mit 38 Jahren sein letztes Rennen gefahren war und der ganze Druck wegfiel, kam die Zeit zum Nachdenken. Im WM-Lauf in  Val d'Isère landete er auf dem undankbaren vierten Platz und stellte sich die Frage, weshalb er sich das alles antue.

Die Antwort war: ‹Es geht immer nur um Emotionen und die Frage nach dem Warum.› Emotionen sind für Büchel Transportmittel für noch intensivere Emotionen. Nach seinem Rücktritt fand er als ZDF-Experte eine neue Möglichkeit, diese zu transportieren. Seit der Pandemie leidet Büchel allerdings an Long Covid und musste sich erneut neu erfinden. Es sei wichtig, sich laufend anzupassen. ‹Es geht darum, neue Situationen anzunehmen, da sich diese nicht einfach zurückändern. Man kann die Erfahrungen mitnehmen, muss aber agil und kreativ bleiben.›


Für Mitarbeitende attraktiv bleiben

In der abschliessenden Talkrunde suchten Barbara Büttner, Märki AG Innenausbau, Oliver Bantli, Schreinerei Holzbau Bantli AG, Mareike Ahlers, CEO Prof. Bruhn & Partner AG, Elia Wettstein, Schreinerei Fehlmann AG und Mitglied Schreinernationalmannschaft 2022, sowie Basil Gasser, Gawo Gasser AG und Mitglied des VSSM-Zentralvorstands, unter der Moderation von Tanja Gutmann nach Möglichkeiten, um für bestehende und zukünftige Mitarbeitende attraktiv zu sein und zu bleiben.

Auf die Frage von Tanja Gutmann, ob es möglich sei, dass die Generationen verschmölzen, antwortete Basil Gasser, dass er wenig vom Generationendenken halte, es gehe mehr um die Gesellschaft als Ganzes. Der Verband müsse hierfür die Werkzeuge entwickeln und die Mitglieder diese wiederum einsetzen. Barbara Büttner wünschte sich attraktive Weiterbildungsmöglichkeiten auf allen Ebenen, und laut Oliver Bantli muss zusätzlich die Entlöhnung in der Branche gesteigert werden. Für Elia Wettstein spielen zudem die eigene Sicherheit und die Gesundheit bei der Arbeit eine zentrale Rolle.


Noah Gautschi
SchreinerZeitung