‹Die Zukunft liegt in einer neuen Umbaukultur›
Der Verein ‹Countdown 2030› deponierte am 28. November in Bern seine Petition ‹Fertig mit dem Abrisswahn – Zukunftsfähig Bauen Jetzt!› mit 10999 Unterschriften. Sie fordert Bundesrat und Nationalversammlung auf, die Verschwendung von Ressourcen und Energie beim Bauen zu stoppen.
Bild Countdown 2030
Abriss als Ausnahme, mehr Bauen im Bestand und klare Nachhaltigkeitsziele für alle Bauten: Das fordert der Verein ‹Countdown 2030› in seiner Petition. Im Verein haben sich Architekturschaffende zusammengeschlossen, welche die Auswirkungen ihres Handelns auf den Klimawandel reflektieren und sich für eine zukunftsfähige Baukultur einsetzen wollen: im Klartext für klimapositive Städte, Gebäude und Infrastrukturen. Die Petition wurde im Rahmen der Ausstellung ‹Die Schweiz: Ein Abriss› im Schweizerischen Architekturmuseum S AM lanciert.
Die Baubranche verursache 84% des Schweizer Abfalls, was mehr als 500 kg Bauabfall pro Sekunde entspreche, monieren die Vorkämpferinnen und Vorkämpfer einer klimatauglichen Baukultur. Die Mülldeponien füllten sich schneller, als neue Standorte überhaupt in Sicht seien. Rund ein Drittel der Schweizer Treibhausgase werde direkt durch Bauten und Bautätigkeiten verursacht. Deshalb fordern sie, Abriss nur noch in Ausnahmefällen zuzulassen, Fehlanreize zu korrigieren, vermehrt im Bestand zu bauen und für alle Bauten klare Ziele vorzugeben. Die öffentliche Hand solle bei ihren Bauten mit gutem Beispiel vorangehen.
‹Von der Grauen zur Goldenen Energie›
‹Wir leben in einer Zeit des Abbrechens›, konstatierte die Konferenz der Präsidentinnen und Präsidenten des Schweizer Heimatschutzes am 26. November in Biel. Damit gingen viele identitätsstiftende gebaute Strukturen verloren. Dazu komme die einseitige Forderung, den Gebäudebestand insbesondere mit Ersatzneubauten energetisch zu optimieren. In das neue CO2-Gesetz solle beispielsweise eine Bestimmung aufgenommen werden, die de facto den Abriss mit zusätzlicher Flächenausnützung für Neubauten prämiere.
Abbruch und Neubau von Häusern, die noch gebraucht werden könnten, sei aber ‹die grösste Umweltsünde im Gebäudebereich›, so die in Biel verabschiedete Resolution des Heimatschutzes. Die Erstellung von Neubauten verursache ein Vielfaches der CO2-Emissionen, die über die Lebensdauer eines Gebäudes anfielen. Ähnlich seien die Grössenordnungen beim Energieverbrauch: Abriss und Neubau kosteten viel mehr Energie als der Betrieb eines Hauses während 50 Jahren. Im Vordergrund müsse daher die Weiternutzung und energetische Ertüchtigung von Bauten stehen.
‹Lebensdauer von Bauwerken verlängern›
Die Erstellung von Gebäuden verursache rund 11 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente – soviel wie die direkten Emissionen aller fossilen Heizungen in der Schweiz. Diese Relation wirft der Schweizerische Ingenieur- und Architektenverein in die Diskussion. ‹Über den ganzen Lebenszyklus hinweg entstehen drei Viertel der CO2-Emissionen bei der Erstellung und nur ein Viertel im Betrieb von Gebäuden›, sagt Urs Rieder, Präsident des SIA-Fachrats Energie und SIA-Vizepräsident.
Im Rahmen der Vernehmlassung zur parlamentarischen Initiative ‹Schweizer Kreislaufwirtschaft stärken› forderte der Verband deshalb unter anderem Grenzwerte für die grauen Treibhausgasemissionen bei Neubauten und bei wesentlichen Erneuerungen bestehender Gebäude, die Pflicht zur Erstellung eines Ausweises für den Ressourcenverbrauch von Bauwerken, eine Pflicht zur Trennbarkeit von Bauteilen sowie eine Vorbildfunktion des Bundes beim ressourcenschonenden Bauen.
Links https://countdown2030.ch | www.heimatschutz.ch | www.sia.ch