Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Eichen haben mit zwei Krankheiten zugleich zu kämpfen

Vor fünf Jahren wurde die bakterielle Komplexkrankheit des akuten Eichensterbens auch in der Schweiz entdeckt. 2023 kam zudem eine neue Wurzelkrankheit auf Eichen zum Vorschein, wie Waldschutz Schweiz berichtet. Besonders belastend ist es für die Eichen, wenn sie von beiden Krankheiten gleichzeitig befallen werden.

Flaumeiche (Quercus pubescens) an einem Südhang im Wallis. 
Bild Ulrich Wasem, WSL

 

Eichen gelten als Zukunftsbaumarten, weil sie im Vergleich zu anderen häufigen Laubbaumarten wenig unter den Folgen des Klimawandels wie Hitze oder Trockenheit leiden. Seit einigen Jahren ist die Eiche jedoch von einer Krankheit namens akutes Eichensterben betroffen, die durch verschiedene Bakterienarten ausgelöst wird. Möglicherweise begünstigen Extremereignisse wie lange Trockenheitsperioden die Krankheit. Die beteiligten Bakterienarten sind einheimisch.


Phytophthora als zweite Belastung

Seit das akute Eichensterben 2017 erstmals in der Schweiz nachgewiesen wurde, hat Waldschutz Schweiz aus allen Landesteilen zahlreiche Meldungen zu dieser Krankheit erhalten. Es ist aktuell der Hauptgrund für Meldungen von Eichen mit Schleimfluss am Stamm und lichten Kronen. Waldschutz Schweiz untersucht alle gemeldeten Eichen auch auf die Wurzel- und Stammkrankheiten der Gattung Phytophthora, da die Symptome dieser Krankheiten ähnlich sind wie die Symptome des akuten Eichensterbens.

Bisher waren alle an akutem Eichensterben erkrankten Eichen frei von Phytophthora. Im Frühling und Sommer 2023 hat Waldschutz Schweiz jedoch in zwei Fällen auch Phytophthora an Eichen mit akutem Eichensterben nachgewiesen. Beide Fälle stammten aus dem urbanen Raum, und in beiden Fällen war die Art Phytophthora cinnamomi vorhanden, die bisher nur als Erreger der Tintenkrankheit an Edelkastanie im Tessin vorkam.


Welche Auswirkungen hat der doppelte Befall?

Nicht nur für die Schweiz ist es neu, dass Eichen gleichzeitig vom akuten Eichensterben und von Phytophthora cinnamomi befallen sind. Weltweit gibt es bislang noch keine Meldungen, dass die beiden Krankheiten zusammen am gleichen Baum festgestellt wurden. Deshalb sind noch viele Fragen offen.

Die wichtigste ist, welche Auswirkungen dies auf die Eichen hat. Sind die Symptome gravierender und sterben Eichen schneller ab, wenn sie von beiden statt nur einer der Krankheiten infiziert sind? Dazu startet Waldschutz Schweiz zusammen mit der Gruppe Phytopathologie der WSL dieses Jahr ein neues Forschungsprojekt.


Ein wärmeliebendes Pathogen

Besorgniserregend ist, dass einer der Fälle von der Alpennordseite stammt. Bisher nahm man an, dass sich Phytophthora cinnamomi auf der Alpennordseite nicht etablieren kann, da dafür die Temperaturen im Winter in der Regel zu tief sind. Dieser Umstand erklärt auch, wieso das Pathogen zwar schon lange im Tessin als Erreger der Tintenkrankheit vorhanden ist, sich aber auf der Alpennordseite nicht verbreiten konnte.

Phytophthora cinnamomi stammt ursprünglich aus Süd- bis Ostasien und wird vor allem durch den Pflanzenhandel verbreitet. Der Klimawandel könnte insbesondere aufgrund milderer Winter dazu führen, dass das Pathogen in Zukunft auch auf der Alpennordseite häufiger vorkommt. Da hier bisher nur einzelne erkrankte Bäume gefunden wurden, empfiehlt Waldschutz Schweiz, Eichen mit Schleimfluss und anderen Symptomen immer zu melden. Beide Krankheiten, Phytophthora cinnamomi und das akute Eichensterben, können nur mit einer Laboranalyse sicher bestimmt werden.


Links www.wsl.ch | https://waldschutz.wsl.ch