Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Erscheinungsklassen von Holz an Fassaden richtig einsetzen

Die richtige Qualität am richtigen Ort: Wenn es um Holz geht, dann gibt es unterschiedlichste Leistungsmerkmale, welche die Qualität ausmachen. Neben der optischen Qualität – beschrieben durch die Erscheinungsklasse – ist es im Zusammenhang mit Fassaden wichtig zu verstehen, dass die Qualität auch mit der jeweils gewünschten Oberflächenstruktur, der passenden Verklebung und der Dauerhaftigkeit der gewählten Holzart oder der Behandlung verbunden ist.

Qualitätskriterien für Holz und Holzwerkstoffe im Bau und Ausbau – Handelsgebräuche für die Schweiz, 2021
Erhältlich im Lignum-Shop

 

Jeder Baum ist individuell gewachsen. Sein Holz kann daher mehr oder weniger Äste haben, hat breitere oder schmalere Jahrringe, ist etwas heller oder dunkler, ist krumm oder gerade gewachsen. Jeder Baumstamm und wiederum jedes Teilstück davon wird entsprechend seinen Qualitäten genutzt. Ausgewählte Stämme von hoher Qualität werden in Sägereien zu einer Vielzahl von gesägten und gehobelten Produkten wie Balken, Brettern, Latten, Pfosten und Leimholz verarbeitet.

Krummes und astiges Holz oder Stämme mit geringem Durchmesser werden in Plattenwerken in Span- und Faserplatten verwandelt. Höchste Qualitäten werden zu Furnier verarbeitet. Ein schonender Umgang mit der Ressource Holz bedingt neben dem primären Ziel der Kaskadennutzung auch den richtigen Einsatz aller anfallenden Qualitäten.

Die Erscheinungsklassen von Holz in Ausschreibungen richtig einzusetzen ist eine wichtige Aufgabe der Planung im Holzbau. Sie unterstützen den ökonomisch und ökologisch sinnvollen Einsatz von Holz und vermeiden Missverständnisse. Neue Hilfsmittel unterstützen den geeigneten Einsatz von Holz in allen Anwendungsbereichen.


Holzhandelsgebräuche

Die 140 Seiten umfassenden Holzhandelsgebräuche (HHG) sind eine zentrale Verständigungsgrundlage zwischen der Wertschöpfungskette von Holz, den Planern und den Endkunden. Sie basieren auf Bauproduktenormen des europäischen Normenwerks und berücksichtigen die in der Schweiz geltenden Gebräuche und Regeln im Sinne eines nationalen Anwendungsdokuments.

Die Holzhandelsgebräuche können zur Definition der gewünschten Qualität in der Ausschreibung und zur Überprüfung der gelieferten Ware angewendet werden. Zudem ist auch definiert, welche Anforderungen minimal zu erfüllen oder was zu erwarten ist, wenn eine Anforderung nicht explizit definiert ist. Das Dokument wird von allen relevanten Verbänden und Organisationen der Holzwirtschaft anerkannt.


Erscheinungsklassen bei Hobelwaren aus Nadelholz

Die Hobelwaren sind diejenige Kategorie in den HHG, welche auch Fassaden betrifft. Die Erscheinungsklassen bei Hobelwaren aus Nadelholz gliedern sich wie folgt:


A   Auslese-Qualität (feinastige Ware) für den sichtbaren Bereich bei hohen Anforderungen an das Aussehen. Für die Unmissverständlichkeit kann die Abkürzung ‹A (CH)› verwendet werden. Die Erhältlichkeit ist vorgängig abzuklären.

N1  Normal-Qualität 1 (astige Ware) für den sichtbaren Bereich, üblich bei Täfer für Innenanwendungen, Bodenriemen und Terrassen bei normalen Anforderungen an das Aussehen sowie bei Schalungen im Aussenbereich mit erhöhten Anforderungen an das Aussehen.

N2  Normal-Qualität 2 für den sichtbaren Bereich, üblich bei Schalungen für Aussenanwendungen und Vordachschalungen bei normalen Anforderungen an das Aussehen.

I Industrie-Qualität für Bereiche ohne Anforderungen an das Aussehen.


Eine wichtige Neuerung ist hier der neue Zusatz ‹+R›. Das Kürzel bezeichnet die zusätzliche Anforderung an die Schnittart, nämlich die Jahrringstellung rift/halbrift.

In den Holzhandelsgebräuchen werden den Einsatzbereichen von Hobelwaren die möglichen Erscheinungsklassen zugeordnet. Bei Fassadenbekleidungen aus Nadelholz empfiehlt Lignum folgende Erscheinungsklassen:

- bei normalen Anforderungen an das Aussehen: N2+R
- bei erhöhten Anforderungen an das Aussehen: N1+R.


Lignumdata

Auf Lignumdata (www.lignumdata.ch) werden alle in den HHG aufgeführten Bauproduktekategorien und die Klassen als einzelne generische Produkte aufgelistet. Diese Beschreibungen können als Grundlage in frühen Planungsphasen angewendet werden, wenn der spezifische Hersteller noch nicht bekannt ist.

Dabei werden auch die verfügbaren Erscheinungsklassen, Abmessungen und Standarddicken aufgeführt. Die Planung kann hier noch mit den handelsüblichen Abmessungen abgeglichen werden. Zudem wird auch ein Auszug der jeweiligen HHG-Kapitel als PDF bereitgestellt, welches dem Nutzer die ausführliche Beschreibung des jeweiligen Bauprodukts liefert.


Normpositionenkatalog

Im Normpositionenkatalog (NPK) der Schweizerischen Zentralstelle für Baurationalisierung (CRB) erscheint im nächsten Jahr das neue Kapitel ‹Holzbau›. Die Ausschreibungstexte werden sich auf die aktuellen Holzhandelsgebräuche beziehen. In den Standardpositionen werden die für den jeweiligen Einsatzbereich empfohlenen Erscheinungsklassen angeben. Dabei wird bei Hobelwaren auch die längst nicht mehr gültige Angabe A/B verschwinden, welche aktuell immer noch im NPK erscheint.

Neben der Erscheinungsklasse sind die jeweiligen Dauerhaftigkeitsklassen des Materials, aber auch die Eignung der Verklebung wichtig; hier wird mit der Nennung der Gebrauchsklasse nach SN EN 335 auf das Anforderungsniveau im Holzschutz hingewiesen.

Zum Beispiel erscheint im Kapitel ‹Fassaden› Fichte/Tanne, Qualität N2, gehobelt oder sägerau. Ebenfalls wird für Fassadenbekleidungen die geeignete Dicke von 15 bis max. 35 mm angegeben, damit das Holz auch wieder genügend austrocknen kann und in der entsprechenden Gebrauchsklasse 3.1 (Aussenbereich bewittert, aber schnell abtrocknend) auch dauerhaft bleibt.


Die technische Beratung der Lignum erteilt unter Tel. 044 267 47 83 von Montag bis Donnerstag jeweils morgens von 8–12 Uhr kostenlos Auskunft zu allen Fragen rund um Holz und seine bauliche Anwendung (Mail: hotline(at)lignum.ch). 


Links Lignumdata | Holzhandelsgebräuche