Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Generationenwohnen: zukunftsträchtig, aber anspruchsvoll

Viele ältere Menschen möchten so lange wie möglich zuhause bleiben. Hier bieten gemeinschaftliche Ansätze wie das Generationenwohnen neue Möglichkeiten. Doch auch diese Wohnform hat Grenzen – und sie ist anspruchsvoll. Das zeigt eine aktuelle Studie zu sechs Generationenwohnprojekten.

Mit unter den sechs untersuchten Projekten: Mehrgenerationenhaus Giesserei in Winterthur.
Bild Michael Meuter, Zürich

 

Gemeinschaftliche Wohnformen gewinnen an Bedeutung. Dies liegt an veränderten Lebens- und Familienstrukturen, an der zunehmenden Mobilität sowie der allgemeinen demografischen Alterung. Der intergenerationelle Austausch kann sich positiv auf die physische und emotionale Befindlichkeit auswirken. Dies wiederum kann helfen, im hohen Alter einen Umzug in ein Alters- und Pflegezentrum zu verzögern, wenn nicht sogar zu verhindern.

Vor diesem Hintergrund haben Forschende des ETH Wohnforum – ETH Case, der Berner Fachhochschule und von age-research.net die Chancen und Grenzen des Zusammenlebens in sechs Generationenwohnprojekten vertieft untersucht. Die Projekte unterscheiden sich in der Grösse, haben unterschiedliche Trägerschaften, Organisationsformen und architektonische Gestaltungen. Vier richten sich an Menschen aller Altersgruppen, während zwei speziell für Menschen ab 50 Jahren konzipiert wurden.


Bezahlbarer und bedürfnisgerechter Wohnraum

Die Autoren des Forschungsprojekts ‹Generationenwohnen in langfristiger Perspektive – von der Intention zur gelebten Umsetzung› untersuchten unter anderem, wie sich das generationenübergreifende Wohnen konzeptuell, organisatorisch und im gelebten Alltag über die Zeit entwickelt. Sie wollten wissen, wie Bewohnerinnen und Bewohner diese Art des Wohnens erfahren, welche Herausforderungen sich stellen und welche Strategien sich in der Praxis bewährt haben.

Sie kommen dabei zum Schluss, dass Generationenwohnprojekte für gemeinschaftsorientierte Menschen tatsächlich eine gute Alternative zu konventionellen Wohnangeboten sein können. Den untersuchten Projekten ist es gelungen, bezahlbaren und bedürfnisgerechten Wohnraum für unterschiedliche Generationen zu schaffen. Sie bieten langfristige und ganzheitliche Ansätze zur Förderung von Unterstützung und Gemeinschaftlichkeit im Wohnen. Dies kann das Risiko sozialer Isolation senken und soziale Teilhabe fördern. Zudem können sie als Modelle für eine umfassende, integrierte Planung und für die Entwicklung von lebendigen Quartieren dienen.


Anspruchsvolle Wohnform für alle Beteiligten

Trotz seiner vielen Stärken ist Generationenwohnen aber anspruchsvoll. Die bedürfnisgerechte und meist partizipative Planung und Realisierung eines Generationenwohnprojekts erfordert sowohl von Trägerschaften und Gemeinden als auch von den Initianten ein höheres Mass an Beteiligung im Vergleich zu konventionellen Wohnprojekten. Doch gleichzeitig reagieren Generationenwohnprojekte auf sich ändernde Anforderungen und Bedürfnisse in einer vielfältigen Gesellschaft.

Der Bericht enthält Handlungsempfehlungen für Initiantinnen und Initianten, Trägerschaften sowie für die öffentliche Hand. Die Autoren empfehlen, die Partizipation während der gesamten Projektphase an die Bedürfnisse der Beteiligten anzupassen. Damit in solchen Projekten intergenerationelle Begegnungen stattfinden können, müssen gemeinschaftlich genutzte Räume möglichst niederschwellig zugänglich sein, und die Bewohnerschaft muss bewusst zusammengesetzt werden. Eine grosse Rolle spielt zudem die Wohnumgebung mit nahen und gut erreichbaren Versorgungsstrukturen und Verkehrsanbindungen.


Link Generationenwohnen in langfristiger Perspektive: von der Intention zur gelebten Umsetzung (PDF, 7 MB)