Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Gottlieb Duttweiler, Migros-Gründer

Duttweiler – dieser Name prägt das Gesicht unseres heutigen Schweizer Alltagslebens mit. Die Migros, welche der Unternehmer, Publizist und Politiker gegründet hat, ist seit Generationen fester Bestandteil helvetischer Konsumkultur. #WOODVETIA ehrt ‹Dutti› mit einem lebensechten Standbild aus Eibe vom Zürcher Üetliberg.

Gottlieb Duttweiler
Holzart: Eibe
Wo die Eibe bei uns wächst
Bild Michael Meuter, Zürich

 

 

Begegnen Sie in der Sommerzeit zwanzig Menschen, die aus ganz besonderem Holz geschnitzt sind. Die diesjährige Lignum-Sommerserie stellt die grossen Schweizer Persönlichkeiten aus Geschichte und Gegenwart vor, welche der Zürcher Künstler Inigo Gheyselinck für die Aktion #WOODVETIA für mehr Schweizer Holz geschaffen hat. Alle Kunstwerke sind derzeit an der 7. Triennale der Skulptur in Bad Ragaz zu sehen.

 

 

1888 in Zürich als Sohn des örtlichen Lebensmittelverein-Verwalters geboren, machte Gottlieb Duttweiler eine kaufmännische Lehre bei einem Kolonialwarenhändler in seiner Heimatstadt. Er bewies kaufmännisches Talent und wurde rasch Partner der Firma. In der Folge kam er weit in der Welt herum, wobei er insbesondere Beziehungen zu Kaffeeproduzenten knüpfte.

 

Kaffeepflanzer in Brasilien

 

Unter der Konjunktur des Ersten Weltkriegs erwarb er sich als Geschäftsmann ein ansehnliches Vermögen – jedoch war es nicht von Dauer. In der auf den Krieg folgenden Depression ging das Unternehmen ein. Duttweiler wanderte mit seiner Frau Anfang der zwanziger Jahre nach Brasilien aus, wo er sich mit dem wenigen Baren, das ihm nach der Firmenliquidation noch geblieben war, eine Kaffeeplantage gekauft hatte. Aber auch dieses Unternehmen scheiterte: Seine Frau ertrug das tropische Klima nicht.

 

Doch auch an Duttweiler selber ging das Abenteuer Brasilien nicht spurlos vorbei. Die harten sozialen und wirtschaftlichen Brüche Südamerikas hinterliessen bei ihm einen tiefen Eindruck. Zurück in der Schweiz, wälzte er die Idee einer neuen Art Verkaufsorganisation ohne Zwischenhandel. 1925 gründete Duttweiler in der Folge die Migros als Aktiengesellschaft, kaufte sich mit dem ihm zur Verfügung stehenden Kapital fünf Lastwagen und schickte sie, bestückt mit Kaffee, Reis, Zucker, Teigwaren, Kokosfett und Seife, notabene zu einem viel günstigeren Preis als die Konkurrenz, hinaus zu seinen Kundinnen.

 

Eine Idee schlägt ein

 

Das Angebot fand grossen Zuspruch bei den Konsumentinnen – und fuhr wie ein kalter Windstoss in den etablierten Detailhandel. Man legte der neuen Kraft Steine in den Weg, wo man nur konnte, verweigerte den Migros-Wagen den Standplatz, bekämpfte die festen Läden, die bald folgten, und versuchte zu verhindern, dass sie in ausreichender Menge mit Waren beliefert wurden. Doch Duttweiler liess sich nicht beirren und baute ein eigenes Herstellernetz für die Produkte auf, die er anbot.

 

Die Widerstände, auf die Duttweiler auf dem Weg zur Etablierung seines Verkaufsansatzes stiess, entmutigten ihn nicht, sondern trieben ihn im Gegenteil an. So fand er auch den Weg in die Politik und in die Publizistik. 1935 wurde er im Kanton Bern erstmals in den Nationalrat gewählt, und im selben Jahr gründete er die Zeitung ‹Die Tat›, das Sprachrohr des Landesrings der Unabhängigen (LdU), den Duttweiler als Partei konstituierte. 1942 folgte die Wochenzeitung ‹Brückenbauer›, das heutige Migros-Magazin.

 

Mehr als Umsatz und Gewinn

 

Mit dem Aufbau wirksamer Hebel und Lautsprecher für sein Geschäft liess es Duttweiler indessen nicht bewenden. So wichtig wie die Erreichung seiner Ziele war ihm der Anspruch, damit etwas zugunsten der Allgemeinheit zu bewirken. Der Glaube an das ‹soziale Kapital› war es, der ihn bewegte, die Migros 1941 zur Genossenschaft umzuwandeln, 1944 die Klubschulen zu gründen, 1957 das Migros-Kulturprozent zu schaffen.

 

Duttweiler dachte in dieser Hinsicht zeitlebens auch über seinen Tod hinaus. Bereits 1946 überführte das Ehepaar Adele und Gottlieb Duttweiler sein grosses Rüschliker Landgut in eine Stiftung in der Absicht, dereinst hier ein Zentrum für wirtschafts- und sozialpolitische Fragen zu bauen. Das Gottlieb-Duttweiler-Institut (GDI) wurde 1963 eröffnet – ein Jahr nach Duttweilers Ableben. Es war der erste unabhängige Think Tank der Schweiz.

 


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