Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Hoffnungsschimmer für die Esche aus der Forschung

Die Pilzkrankheit Eschentriebsterben hat schon 90% der Eschen in Mitteleuropa befallen. Zusätzlich bedroht die Bäume ein invasiver Käfer. Es gibt aber nun eine gute Nachricht: Bäume, die gegen den Pilz resistent sind, halten auch dem Käfer besser stand. Das zeigt ein von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL geleiteter Versuch.

Oben: Der Eschenprachtkäfer ist eine invasive Art. Seine Larven haben in Nordamerika bereits Millionen von Eschen dahingerafft. Er wurde 2003 nach Russland eingeschleppt und befindet sich seither auf dem Vormarsch Richtung Zentraleuropa. Unten: Die Larven des Käfers fressen in den Eschenleitgefässen. Ein befallener Baum stirbt innerhalb weniger Jahre ab.
Bilder Beat Wermelinger, WSL

 

Das Eschentriebsterben ist für die vormals zweithäufigste Laubbaumart der Schweiz verheerend. Über 90% der Eschen sind erkrankt; vor allem Jungbäume sterben in grosser Zahl ab. Der Erreger der Krankheit ist ein aus Asien stammender Pilz namens Falsches Weisses Eschenstengelbecherchen (Hymenoscyphus fraxineus), der seit 2008 in der Schweiz nachgewiesen ist. Aus der gleichen Himmelsrichtung rückt derzeit ein weiterer Eschenkiller näher, der Eschenprachtkäfer (Agrilus planipennis). Die Larven, die sich im Bauminneren entwickeln, sind für Eschen tödlich.

Ein kleiner Lichtblick ist, dass Forstleute in ihren Wäldern immer wieder gesund aussehende Eschen entdecken, die offenbar resistent gegen den Pilz sind. Ein internationales Forschungsteam unter Leitung der WSL hat in der Schweiz, in Schweden und in Dänemark Zweige von pilzresistenten und pilzanfälligen Eschen gesammelt. Diese Zweige pfropften sie auf Wurzelstöcke und zogen so neue Bäumchen heran. Die Pflänzchen setzten sie im Hochsicherheits-Gewächshaus der WSL sowohl dem Pilz als auch den Käfern aus. Tatsächlich stellten die Forscherinnen und Forscher fest, dass auf Eschen, die gegen den Pilz widerstandsfähiger waren, auch die Käfer weniger gut gediehen. Diese Kreuzresistenz ist ein Hoffnungsschimmer für die Esche.


Silberstreifen am Horizont

In pilzresistenten Eschen nahmen die Käfer weniger an Gewicht zu und entwickelten sich langsamer. Das Forscherteam vermutete, dass pilzresistente Pflanzen Abwehrsubstanzen produzieren, die sowohl gegen den Pilz auch als gegen den Käfer wirksam sind. Also untersuchte es die chemische Zusammensetzung des Baumsafts, der Zucker und andere Stoffe zwischen Pflanzenteilen transportiert. Die Käfer fressen diesen Saft im Baumstamm. Tatsächlich unterschied sich die Chemie im Saft zwischen mehr und weniger resistenten Eschen und erklärte auch die Gewichtsunterschiede der Käfer. Es handelt sich um phenolische Substanzen, die als Abwehrstoffe bekannt sind.

Aufhalten werden die pilzresistenten Bäume den Käfer nicht können. Aber bremsen vielleicht schon. Ausserdem gewinnt die Forschung so Zeit, um beispielsweise Spürhunde auf die Käfer abzurichten oder natürliche Gegenspieler gegen die beiden Eschenkiller zu finden. Eine solche Möglichkeit könnten parasitische Wespen sein, die ihre Eier in Käferlarven legen. Daher gilt es nun, möglichst viele der resistenten Eschen in die Wälder zu bekommen. Allerdings weiss noch niemand, ob die widerstandsfähigen Eschen auch wirtschaftlich und ökologisch gut funktionieren.


Link www.wsl.ch