Lignum Holzwirtschaft Schweiz

‹Holidi› lässt Winterthur nicht zur Ruhe kommen

In Winterthur sorgt der geplante Abbau der stadtbekannten Holzskulptur ‹Holidi› weiterhin für rote Köpfe. Der Stadtrat beantragt dem Grossen Gemeinderat, eine Volksinitiative zur Rettung des beliebten Kunstwerks für ungültig zu erklären.

 

Ruhender Mittelpunkt einer langen Kontroverse: ‹Holidi› in Winterthur


Bild Michael Meuter, Zürich



Die riesige Holzskulptur eines liegenden Mannes ist seit den achtziger Jahren untrennbar mit der Winterthurer Graben-Allee verbunden: der ‹Homo lignum diligens›, zu lateinisch der Mensch, der das Holz liebt, der Einfachheit halber allerseits nur kurz ‹Holidi› genannt.

 

Der mächtige Eichenmann hat es geduldig ertragen, dass ihn Heerscharen von Winterthurer Kindern als Kletterbaum genutzt haben. Nach dreissig Jahren unter Wind und Wetter zeigt er mittlerweile jedoch unübersehbare Zeichen des Verfalls, und so soll ihn ein neues Stück Kunst an der publikumsreichen Lage ersetzen (Lignum Journal online vom 9.7.2014).

 

Widerstand gegen ‹Entsorgung› auf dem Friedhof

 

Nicht alle Winterthurerinnen und Winterthurer sind allerdings damit einverstanden, dass ‹ihr› Holidi nach dem Willen der Stadtoberen jetzt auf dem Friedhof Rosenberg zur letzten Ruhe gebettet werden soll, um an der publikumsreichen Lage am Oberen Graben einem Werk Platz zu machen, das die Ortsansässigen aufgrund seiner Form leicht despektierlich ‹Zahnbürste› titulieren.

 

Im Juli ist eine kommunale Volksinitiative ‹Rettet den Holidi (holidi.ch)› mit über 1100 gültigen Unterschriften zustande gekommen. Sie verlangt, dass ‹Holidi› restauriert oder durch eine identische Kopie ersetzt werden soll. Der Schöpfer der Figur, der Künstler Werner Ignaz Jans, muss man dazu sagen, will allerdings weder das eine noch das andere.

 

Die Initiative hat indessen auch für diesen Fall ein Begehren parat: Ist beides nicht möglich, soll unter Einbezug der Bevölkerung ein offener Wettbewerb ausgeschrieben werden, um zu einer neuen menschlichen Figur zu gelangen, die wiederum ‹bekletterbar› sein soll. Die Umsetzung soll gemäss einer neu zu schaffenden Rechtsverordnung des Gemeinderates erfolgen, in der die Zuständigkeit für Kunstwerke neu zu regeln und die Bevölkerung einzubeziehen wäre.

 

Stadtrat zerzaust Intitiative

 

Nach vertiefter Prüfung der Initiative ist der Winterthurer Stadtrat jedoch gemäss Mitteilung von Anfang Oktober der Ansicht, dass ihr Inhalt gegen die Einheit der Materie, gegen übergeordnetes Recht und gegen das Urheberrecht verstosse, und beantragt dem Grossen Gemeinderat ihre Ungültigerklärung.

 

Falls ihm der Rat nicht folgt, will der Stadtrat, dass die Volksinitiative aus sachlichen Gründen abgelehnt und der Volksabstimmung zur Verwerfung unterbreitet wird. ‹Holidi› wird Winterthur so auf jeden Fall weiter beschäftigen.

 

Die Auseinandersetzungen rund um den verordneten Abschied von der Skulptur passen zu ihren Ursprüngen. Entstanden ist ‹Holidi› nämlich Mitte der achtziger Jahre als Auftragswerk für einen Swissbau-Auftritt der Lignum. Die Skulptur sorgte dort für heftige Diskussionen, die sich bei der Übergabe an die Stadt Winterthur fortsetzten.

 

Denn ‹Holidi› war sichtlich nackt, worin manche einen Verstoss gegen Sitte und Anstand sahen, über den man sich gern öffentlich empörte. Der Volksmund brachte die Sache auf den Punkt, indem er die Skulptur inoffiziell kurz und bündig ‹Pimmelmann› taufte. Jetzt, am Ende seiner Lebensdauer, ist der künstlerisch längst anerkannte Eichenmann zum lokal umkämpften Gemeingut für Kinder geworden. So ändern sich die Zeiten.

 


Links 
http://stadt.winterthur.ch | 
https://de-de.facebook.com/RettetDenHolidi