Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Holz-Hochhäuser haben in der Schweiz Konjunktur

Der Holzbau boomt in der Schweiz. Und die Gebäude wachsen. In Regensdorf, Zug, Winterthur, Zürich, Bern, Ostermundigen, Birsfelden und Prilly werden derzeit Holzhochhäuser mit einer Höhe bis über hundert Meter geplant oder befinden sich bereits im Bau. Eine Umschau.

Ein Beispiel für einen ganzen Strauss aktueller Projekte: Ein Holzhochhaus will in Ostermundigen ein ökologisches, soziales und wirtschaftliches Zeichen setzen.
Visualisierung Filippo Bolognese Images, Mailand/Quadrat AG

 

In Risch-Rotkreuz sind zwei Holz-Hochhäuser bereits seit 2018 bzw. 2019 gebaute Realität: Der Bau ‹S22› (36 m hoch, Burkard Meyer Architekten für Zug Estates AG, dargestellt im Lignum-Holzbulletin 135/2020 ‹Hochhaus›)  sowie ‹Arbo› (60 m hoch, ARGE Büro Konstrukt Architekten und Manetsch Meyer Architekten für Zug Estates AG, ebenfalls dargestellt im Lignum-Holzbulletin 135/2020 ‹Hochhaus›). In Zug geht es gleich mit zwei Hochhäusern weiter: dem 80-m-Holzhochhaus ‹Pi› (Duplex Architekten) und dem ‹SHL Medical Südtor› (Penzel Valier AG, beide Projekte für Urban Assets Zug AG).

 

Im Kanton Zürich steht das Projekt ‹H1› in Regensdorf im Bau. Boltshauser Architekten haben das 75 m hohe Wohnhochhaus für die Anlagestiftung Pensimo entworfen. Das Gebäude ist als Hybridbau konzipiert. Erschliessungskern, Sockelgeschosse und Geschossdecken bestehen aus Beton. Die tragenden Stützen und Unterzüge sowie die Fassade sind aus Holzelementen aufgebaut. Gemäss Angaben der Architekten werden so im Vergleich zu einem Massivbau in der Tragkonstruktion rund 20% oder 670 Tonnen CO2 im Lebenszyklus des Hauses von 60 Jahren gespart.

Noch höher hinaus will das Wohn-Holzhochhaus ‹Rocket› in der ‹Lokstadt Winterthur›. Implenia entwickelt und realisiert dort das letzte Baufeld auf dem ehemaligen Sulzer-Areal in Winterthur im Auftrag von Ina Invest. Durchgesetzt haben sich für die Winterthurer ‹Rakete› die Kopenhagener Schmidt Hammer Lassen Architects zusammen mit Cometti Truffer Hodel Architects. Der Bau soll bis 2026 entstehen und 100 m Höhe erreichen.

In Zürich-Altstetten will die Grossbank UBS ein Holz-Bürohochhaus nach einem Entwurf von Kengo Kuma und Itten + Brechbühl realisieren. Es soll einen Bau aus den siebziger Jahren ersetzen, bis zu 2700 Arbeitsplätze bieten und 108 m hoch werden. Bis zur Eröffnung muss man sich aber noch länger gedulden: gemäss den vorliegenden Informationen  ist frühestens 2029 damit zu rechnen.

 

Die UBS steht zudem mit ihrem Immobilienfonds Sima auch hinter einem Holz-Wohnhochhausprojekt in Birsfelden, das Christ & Gantenbein planen. Der Holz-Beton-Hybrid soll 120 Wohnungen bieten und ebenfalls mehr als 100 m erreichen. Der Quartierplan ging im Mai in die kantonale Vorprüfung. Ende 2023 wird voraussichtlich die Gemeindeversammlung über die Quartierplanung befinden. Spätestens 2025 soll mit dem Bau begonnen werden.

 

Das Projekt ‹Frau Holle› von Jaeger Koechlin hat sich 2021 in einem Architekturwettbewerb für ein genossenschaftliches Wohnhochhau der EBG Bern durchgesetzt. Der Projektentwurf sieht auf dem Berner Holliger-Areal ein Hochhaus mit hybrider Holz-Beton-Bauweise vor. Neben 68 Wohnungen, die geschossweise individuelle Grössen und Grundrisse aufweisen können, Gemeinschaftsräumen und Jokerzimmern sind auf dem Dach ein Restaurant und begrünte Flächen vorgesehen.

Beim Bahnhof Ostermundigen plant die Quadrat AG ein Holzhochhaus nach dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft. Das ‹Werkstadthaus› soll aus Massivholz entstehen, weit über die Quartiergrenzen hinaus Ausstrahlung entwickeln und unterschiedliche Menschen zusammenbringen. Mit Werkstätten und Ateliers auf verschiedenen Stockwerken soll gleichsam ein ‹vertikales Dorf› entstehen. Die Planungskommission sowie der Gemeinderat von Ostermundigen haben diesen Monat die für den Bau nötige Überbauungsordnung für die Mitwirkung freigegeben. Die Bevölkerung und interessierte Kreise sind nun eingeladen, sich während der öffentlichen Mitwirkungsphase bis 10. August bei der Gemeinde Ostermundigen einzubringen. Danach wird das Projekt dem Amt für Gemeinden und Raumordnung (AGR) zur Prüfung vorgelegt. Der Baustart ist für 2025 geplant.

 

Der 14-geschossige Aufstockung ‹Malley Phare› für die SUVA von CCHE Lausanne SA steht in der Lausannner Vorortsgemeinde Prilly im Bau. Sie erhebt sich auf einem bestehenden Einkaufszentrum und setzt mit einer Höhe von 60 m in Prilly einen markanten Holz-Akzent. Der entstehende Wohnraum für rund 200 Menschen wird sich in Studios, Lofts sowie Wohnungen von zweieinhalb, dreieinhalb und viereinhalb Zimmern gliedern. Den Bewohnern stehen mehrere Gemeinschaftsräume zur Verfügung, darunter auch Coworking- und Home-Office-Räume. Das Tüpfelchen auf dem i ist eine Rooftop-Bar.

Ebenfalls in Prilly entsteht derweil ab diesen Tagen der 85 m hohe ‹Tilia Tower› von 3XN und IttenBrechbühl für Insula AG. Das Projekt wurde im Zuge eines internationalen, von der Immobiliengesellschaft Insula (Teil der Realstone-Gruppe) ausgeschriebenen Wettbewerbs vergeben. ‹Tilia› umfasst 221 Wohnungen, ein Hotel mit 96 Zimmern, einen Co-Living-Bereich mit 64 Wohneinheiten, Büro- und Gewerbeflächen sowie Velo- und Autoparkplätze, davon zahlreiche mit Ladestationen für Elektrofahrzeuge.