Holz räumt beim ‹Besten Neubau› und ‹Besten Umbau› ab
Links: Jurysieger ‹Bester Neubau› – Haus D der Überbauung ‹Hobelwerk› in Oberwinterthur (Architektur: Pascal Flammer Architekten, Zürich; Ingenieure: Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See; B3 Kolb AG, Romanshorn; Aschwanden & Partner AG, Rüti). Rechts: Jurysieger ‹Bester Umbau› – Umbau und Erweiterung zweier Wohnhäuser in Lausanne (Architektur: biolley pollini architectes und M-AP architectes, beide Lausanne; Holzbauingenieure: Schaerholzbau AG, Altbüron).
Bilder Peter Tillessen (links) | Tonatiuh Ambrosetti (rechts)
Bereits seit 20 Jahren vergibt der Archithema Verlag mit seinen hochklassigen Publikumszeitschriften ‹Umbauen + Renovieren› und ‹Das Ideale Heim› alle zwei Jahre Architekturpreise im Segment Wohnen. Der Jurypreis ‹Bester Neubau› geht 2024 an ein ‹Re-Use-House›, das viele bereits gebrauchte Bauteile wiederverwendet: das Haus D der Überbauung ‹Hobelwerk› in Oberwinterthur aus der Feder des Architekten Pascal Flammer. Die Jury lobt es als gelungenes Experiment, das Schule machen sollte.
Auch das Siegerprojekt der Kategorie ‹Bester Umbau› versucht, die Qualität des Bestehenden zu bewahren und mit einem minimalinvasiven Anbau eine Win-win-Situation für alle zu erreichen. Der Umbau und die Erweiterung zweier Wohnhäuser in Lausanne von biolley pollini architectes & M-AP architectes zeigt, wie man im Dialog miteinander weiterkommt. Und: Beide Preisträger zeigen, wie weit man beim Bauen mit Holz kommt.
Neubau-Jurysieger in Oberwinterthur
Das ‹Hobelwerk› ist das zweite Bauprojekt der Genossenschaft ‹mehr als wohnen› und liegt auf dem Areal der ehemaligen Kälin & Co. AG in Oberwinterthur, die – Überraschung – ein Hobelwerk betrieb. Hier hat die Baugenossenschaft ein wegweisendes Arealprojekt realisiert, das folgende Ansätze erprobt: innovative Wohnformen inklusive Wohnen & Arbeiten, barrierefreie Partizipation, Regenwassermanagement mit Schwammstadt-Elementen, klimaregulierende Vegetation und maximale Reduktion des Betonverbrauchs.
So wurde beim Haus D auf Untergeschosse verzichtet, und die Fundamente wurden aufs Minimum reduziert. Ausserdem ist der Bau ein radikaler Holzbau. Schon in der Ausschreibung wurden die Treibhausgasemissionen berechnet und als Zuschlagskriterium bemessen, wie zum Beispiel der Anfahrtsweg der Baufirma, der Ursprung des Holzes, Brandschutzmassnahmen, Bodenaufbauten und so weiter. Die 3,60 m hohen Wohnateliers im Erdgeschoss eignen sich für kleine Gewerbetriebe. In den drei Obergeschossen befinden sich sechs Acht-Zimmer-Clusterwohnungen, die bei Bedarf auch als drei 16-Zimmer-Einheiten bewohnt werden können.
Lausanner Projekt als bester Umbau
In einem Wohnviertel aus den dreissiger Jahren am Fusse des Valency-Parks in Lausanne bot die Bauordnung ausnahmsweise das Recht, zwischen zwei Gebäuden zu bauen. Das Projekt (publiziert im Lignum-Holzbulletin 145) nutzt diese Gelegenheit, um die Parzellen zu verdichten und den Bewohnern mehr Flexibilität zu bieten. Auf der einen Seite gewinnen die drei ursprünglichen Wohnungen jeweils neue Flächen in der Erweiterung.
Auf der anderen Seite erstreckt sich eine einzigartige Wohnung über vier Etagen, um eine einzigartige ‹Co-Parental›-Typologie anzubieten. Diese aus der speziellen Situation vor Ort hervorgegangene Typologie – in einem der beiden angrenzenden Häuser trennte sich während der Bauarbeiten eines der Eigentümerpaare – besteht aus zwei unabhängigen Wohneinheiten, verbunden durch eine ‹Kinder-Suite›, aus der man in die eine oder andere Wohnung der beiden Elternteile gelangt.
Links https://dieschweizerarchitekturpreise.ch | https://pascalflammer.com | www.biolleypollini.ch | www.m-ap.ch