Lignum Holzwirtschaft Schweiz

‹Holz schafft Unabhängigkeit und Nachhaltigkeit in Europa›

Die Holzindustrie Deutschlands, Österreichs und der Schweiz verlangt gemeinsam ein klares Bekenntnis der Politik zur nachhaltigen Waldbewirtschaftung und zur stärkeren Holzverwendung in Europa – und ein Umdenken in den Institutionen der EU, damit Wald und Holz den grösstmöglichen Klimaschutzeffekt erzielen können. Holzindustrie Schweiz adressiert Forderungen an die Schweizer Politik.

Die Wald- und Holzwirtschaft sorgt besonders im DACH-Raum für starke regionale Wertschöpfung. Holz kann aber auch in ganz Europa zu einer Stütze der Bioökonomie werden, wenn die Politik die richtigen Rahmenbedingungen setzt.
Grafik HIS/DeSH/Fachverband der österreichischen Holzindustrie/Lignum

 

Die Holzindustrie im DACH-Raum plädiert dafür, sich wieder auf den Wert einer eigenständigen Produktion in Europa zu besinnen. Mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine sowie den Sanktionen gegen Russland und Belarus komme es jetzt darauf an, europäische Rohstoffe vermehrt zu nutzen und unabhängige, klimafreundliche Wertschöpfungsketten zu stärken.

Die ausbleibenden Importe von Holzprodukten aus Russland, Belarus und der Ukraine könnten durch eigene Produktion ausgeglichen werden, so der Bundesverband der deutschen Säge- und Holzindustrie, der Fachverband der Holzindustrie Österreichs und Holzindustrie Schweiz in einer gemeinsamen Stellungnahme von heute Mittwoch.


Krieg lässt die Holzwirtschaft nicht aus ...

Der Ukrainekrieg bleibt auch für die europäische Holzwirtschaft nicht ohne Folgen. 2021 stammten ungefähr 10% des in Europa verbrauchten Nadelschnittholzes aus den Konfliktländern. Dieses Holz fehlt nun – weil Werke stillstehen, weil Transporte nicht ausgeführt werden können und auch, weil zu Recht Wirtschaftssanktionen gegen den Aggressor und seine Helfer ergriffen werden.

Die EU hat bereits Ende Februar Sanktionspakete gegen Russland beschlossen, primär Güter- und Finanzsanktionen. Am 2. März hat die EU überdies als Reaktion auf die Beteiligung Weissrusslands am Angriff auf die Ukraine die Wirtschaftssanktionen gegen Belarus deutlich verschärft. Seither ist es verboten, Holz und Holzwaren sowie Holzkohle aus Belarus in die EU einzuführen. Am 8. April sind im Amtsblatt der Europäischen Union neue Sanktionen publiziert worden: Es gilt in der EU nun auch ein Importstopp für russisches Holz.


... und auch die Schweiz ist keine Insel

Der Bundesrat hat angesichts der Militärintervention Russlands in der Ukraine  am 28. Februar entschieden, die Sanktionspakete der EU vom 23. und 25. Februar zu übernehmen. Zudem hat er am 16. März beschlossen, die Einfuhrverbote gegenüber Belarus auszudehnen. Diese Verbote betreffen neu auch Holzprodukte, Produkte aus Kautschuk, Eisen und Stahl sowie Zement.

Eben gerade heute Mittwoch, 13. April hat die Landesregierung den Entscheid gefällt, auch die neuen EU-Sanktionen gegen Russland und Belarus zu übernehmen. Dieses Sanktionspaket umfasst Massnahmen in den Bereichen Güter, Finanzen und Transport. Dazu gehören ein Importverbot für Kohle sowie weitere Güter, die für Russland wichtige Einkommensquellen darstellen (Holz, Zement, Meeresfrüchte, Wodka u.a.) und ein Exportverbot für Kerosin und weitere industriell wichtige Güter.


Waldnutzung fördern statt erschweren oder unterbinden

Damit ergibt sich, kaum haben sich die Corona-Turbulenzen im Welthandel etwas gelegt, erneut eine herausfordernde Lage für Holz und Holzprodukte in Europa. Um so wichtiger ist eine sichere Rohstoffversorgung aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung auf dem alten Kontinent. Genau hier aber hakt es. Die politischen Hürden für die Holznutzung wachsen, statt zu sinken. Nicht nur in den einzelnen Ländern der EU bauen sie sich auf, sondern auch in den übergeordneten Institutionen der EU. 

Besonders deren Entwürfe zur Biodiversitätsstrategie, zur Forststrategie, zur Erneuerbaren-Energien-Richtlinie (RED II + RED III) und die Verordnung über Landnutzung und Forstwirtschaft (LULUCF) sollten komplett neu ausgerichtet werden, so die drei Verbände der Holzindustrie im DACH-Raum. Sie halten Anpassungen des ‹European Green Deal› an die neuen Realitäten in Europa für unumgänglich.


Fehlgeleitete Biodiversitäts- und Forststrategie

Europa müsse sich auch weiterhin selbst mit Holz versorgen können, so die drei Holzindustrieverbände. Umfangreiche Waldflächen in der Europäischen Union für die Holzernte zu sperren, lehnen sie daher ab. Das Ziel, mindestens 10% der Landfläche unter strengen Schutz zu stellen, sei grundlegend zu überdenken, da bei Umsetzung dieser Vorgabe in der EU bis zu 40% weniger Holz zur Verfügung stünden.

Wichtige Ziele der Europäischen Politik, wie den Wohnungsbau zu dekarbonisieren, die Bioökonomie zu stärken oder die Energiewende zu beschleunigen, seien so nicht zu erreichen. Zusätzlich würde die Importabhängigkeit von Russland auch bei Holzprodukten zunehmen.


Verkehrte Welt in Landnutzung und Forstwirtschaft

Der bisherige Ansatz der EU-Kommission stehe dem grösstmöglichen Klimaschutzeffekt von Wald und Holz entgegen, nämlich der Verwendung von Holz und der Substitution von fossilen durch nachwachsende Rohstoffe, kritisiert die Holzindustrie weiter. Die Kommission will einseitig die Kohlenstoffspeicherung in den Wäldern erhöhen und schneidet das System von Wald und Holz in seiner Klimawirkung damit entzwei.

Das Wachstum der Bäume ist jedoch endlich. Sie sterben ab und verrotten, der gebundene Kohlenstoff entweicht als CO2 in die Atmosphäre. Der bewirtschaftete und verjüngte Wald kann dagegen immer neu CO2 aus der Atmosphäre aufnehmen, während der gespeicherte Kohlenstoff in langlebigen Depots ruht, etwa in Gebäuden. Zudem sind verjüngte Wälder anpassungsfähiger an den Klimawandel und beständiger gegenüber den Folgen des Klimawandels.


Hinderliche Erneuerbare-Energien-Richtlinie 

Holz ist auch ein wichtiger Bestandteil einer erfolgreichen Energiewende. Für die Holzverwendung mit optimalem Wertschöpfungseffekt ist besonders nach einer mehrfachen stofflichen Nutzung eine energetische Nutzung sinnvoll, welche einen weiteren Klimabonus bieten kann.

Holz sei aufgrund der angedachten Verschärfungen in der Erneuerbare-Energien-Richtlinie nicht mehr wettbewerbsfähig, moniert die Holzindustrie im DACH-Raum. Alle über die RED II-Richtlinie hinausgehenden Faktoren, die bloss Kosten trieben und eine nachhaltige Holzernte behinderten, müssten aus dem Richtlinien-Entwurf zur RED III entfernt werden.


Forderungen an die Schweizer Politik

Holzindustrie Schweiz HIS legt die Stellungnahme aus dem DACH-Raum auf die Schweizer Verhältnisse um. Der Verband fordert mehr Unabhängigkeit und Nachhaltigkeit in bezug auf die Nutzung hiesiger Ressourcen.

Die Holznutzung und -verarbeitung dürfe nicht durch politisch verordnete Schutzprogramme eingeschränkt werden. Mit Blick auf die generell steigenden Vorräte im Wald sei im Gegenteil eine Intensivierung der Holzernte möglich und wünschbar. Die Waldpolitik und die Ressourcenpolitik Holz des Bundes müssten integral und hierarchisch als gleichwertig betrachtet werden.

Darüber hinaus brauche es Unterstützung für Investitionen in der Holzindustrie durch Abbau administrativer Hemmnisse, die Ausscheidung von Sonderzonen für Holzindustriebetriebe sowie Erleichterungen bei der Transportkostenbelastung, etwa einen reduzierten LSVA-Satz für Rohholztransporte.


Mehrnutzung von Holz im Schweizer Wald

In der Waldwirtschaft gelte es ein stärkeres Augenmerk auf die Nutzung zu legen, um das tatsächliche Potential des Schweizer Waldes zu erschliessen.

Die Holzernte in der Schweiz beträgt heute knapp 5 Mio. m3 pro Jahr. Gemäss Bundesamt für Umwelt könnten 8 Mio. m3 nachhaltig genutzt werden, d.h. ohne negative Folgen für den Wald.

Zugleich, so Holzindustrie Schweiz, sei die Erhöhung der Klimafitness des Waldes zentral, etwa durch aktives Einbringen wirtschaftlich nutzbarer Baumarten wie Douglasie, Lärche oder Eiche.
 


Links www.holz-bois.ch | www.saegeindustrie.de | www.holzindustrie.at