Holzbau an bester Lage
Hingucker am Zürcher Bellevue: Hundert Tage lang wird der ‹Pavillon of Reflections› im Herzen der Limmatstadt das Wahrzeichen der Kunstausstellung ‹Manifesta› bilden, die vom 11. Juni bis zum 18. September dauert. Oben: die Plattform an ihrem Standort vor der Quaibrücke (Aufnahme vom 30. Mai). MItte und unten Impressionen vom Aufbau der Plattform am Mythenquai auf der gegenüberliegenden Seeseite (Aufnahmen vom 8. Mai).
Bilder Michael Meuter, Zürich
Begonnen hat der Bau auf der anderen Seeseite, am Mythenquai. Vor einer Woche wurde die schwimmende Plattform in aller Herrgottsfrühe über den spiegelglatten See an ihren Ankerplatz vor der Quaibrücke gezogen. Ihre Schwimmkörper stammen aus dem Unterbau des ehemaligen Pontons der EURO 08. Die Horgener Willy Stäubli Ingenieur AG montierte den Unterbau, führte die Konstruktion über den See und verankerte sie mit Tauchern.
Aufgebaut wird die Holzkonstruktion des ‹Pavillon of Reflections› in einem kollektiven Prozess von 30 ETH-Studenten unter der Leitung des Studios Tom Emerson. Das fachspezifische Rüstzeug für die ingenieurtechnischen Belange holten und holen sich die Studierenden beim Holzbaubüro Reusser GmbH in Winterthur. Die Holzbauingenieure des Büros standen den Studenten während des ganzen Designprozesses, bei den statischen Berechnungen sowie bei der Umsetzung mit Rat und Tat zur Seite.
Lehrlinge zeigen Top-Leistung
Ende Mai haben zudem zwölf Lernende der Gewerblichen Berufsschule Wetzikon im Rahmen einer Projektwoche am Aufbau des Pavillons mitgearbeitet. Sie halfen mit, Bodenkonstruktion, Pool, Tribüne, Geländer, Screen-Unterkonstruktion, Aussentreppen und einen Teil der Geländer und Dachpfosten zu montieren.
Die Lernenden hätten zum Teil ihre Ferien investiert und sehr gut gearbeitet, lobt Peter Isler, Fachgruppenleiter Weiterbildung Zimmerleute an der Gewerblichen Berufsschule Wetzikon, der den Einsatz leitete. ‹Diese Projektwoche hat den Lernenden wie auch den Architekturstudenten einen Blick über das eigene Arbeitsgebiet hinaus ermöglicht und war eine rundum gelungene Sache›, so Isler.
350 Kubikmeter Käferholz
Dank der Unterstützung durch die Unterstammheimer Sägerei Konrad Keller AG konnte die beachtliche Menge von 350 m3 Fichten-Käferrundholz für den Bau zeitgerecht aufgetrieben werden. Das Holz ist ein Geschenk des Kantons Zürich. Es wurde im vergangenen Dezember und im Januar in der Sägerei unter tatkräftiger Mithilfe des ETH-Studententeams zugeschnitten, getrocknet und für die weitere Verarbeitung bereitgestellt.
Die ‹Manifesta› widmet sich zeitgenössischer Kunst und geht alle zwei Jahre in einer anderen europäischen Stadt über die Bühne. Zürich ist Gastgeberin ihrer elften Ausgabe. Kurator ist der deutsche Video- und Konzeptkünstler Christian Jankowski. Unter dem Titel ‹What People Do For Money: Some Joint Ventures› bringt er Künstlerinnen und Künstler mit verschiedenen Zürcher Berufssparten zusammen.
Fachveranstaltung mit Auszeichnung ‹Herkunftszeichen Schweizer Holz›
Die Lignum des Kantons Zürich möchte das aussergewöhnliche Bauwerk des ‹Pavillon of Reflections› nutzen, um der Öffentlichkeit einmal mehr die Möglichkeiten des modernen Holzbaus aufzuzeigen. Am 29. Juni lädt sie deshalb in Zusammenarbeit mit der Abteilung Wald in der Baudirektion des Kantons zu einer Informationsveranstaltung auf dem Floss ein, das dann schon voll in Betrieb stehen wird.
Geboten werden spannende Fachreferate über Entwurf und Realisation, Holzbeschaffung und Konstruktionsprozess. Im Anschluss folgt die Übergabe der Auszeichnung ‹Herkunftszeichen Schweizer Holz›, bevor man den Abend auf dem einladenden Sonnendach mit Blick über den Zürichsee bei einem Apéro ausklingen lässt.
Links www.manifesta11.org | www.lignum-zh.ch