Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Holzarchitektur-Preis 2023: Der Sieger kommt aus Finnland

Gestern abend wurde am ‹Forum Bois Construction› in Lille das Gewinnerprojekt des 5. Internationalen Holzarchitektur-Preises der Fachpresse bekanntgegeben. 2019 und 2021 hat sich bei dieser Auszeichnung die Schweiz durchgesetzt; letztes Jahr trug Schweden den Preis davon. Diesmal nun steht ein finnischer Bau auf dem Podest: die Kindertagesstätte Martta Wendelin in Tuusula, nördlich von Helsinki, entworfen von AFKS aus Helsinki.

Preisträger des 5. Internationalen Holzarchitektur-Preises der Fachpresse: Kindertagesstätte Martta Wendelin in Tuusula, 2022. An der Preisvergabe beteiligten sich die Redaktionen von ‹Mikado› (Deutschland), ‹PUU› (Finnland), ‹Séquences Bois› (Frankreich), ‹Trä› (Schweden) sowie ‹Holzbulletin› (Schweiz).
Bild Hannu Rytky

 

AFKS (Arkkitehdit Frondelius + Keppo + Salmenperä Oy) wurde vor rund 30 Jahren gegründet und beschäftigt etwa 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das Büro ist auf Kindergärten und Schulen spezialisiert. Das Kita-Projekt in Tuusula zeigt Möglichkeiten der Verwendung von Brettsperrholz (CLT) auf, die in den letzten Jahren spezifisch in Finnland entwickelt wurden, etwa die Verwendung von CLT-Paneelen für Stützen oder CLT-Wände mit mehreren Metern breiten Öffnungen. Das gefiel der Jury: ‹Diese leichte, unstrukturierte Architektur ist vor allem spektakulär durch das, was sie zu vermeiden weiss, und erlaubt den ausgiebigen Einsatz von Holz im Innenausbau, ohne das Auge zu strapazieren.›

Das etwas langgestreckte Gebäude der Kindertagesstätte Martta Wendelin ist am nördlichen Ende des Grundstücks nach Süden ausgerichtet und schirmt den Innenhof vor dem Lärm der nahen Schnellstrasse ab, die umgekehrt eine gute Verkehrsanbindung ermöglicht. Die Aussenanlagen sind architektonisch mit bewusst breiten Strichen gezeichnet. Weite überdachte Bereiche bilden den Hintergrund für die Spielaktivitäten im Hof, während die Innenräume Cluster von Mehrzweckräumen bilden, die für kleine Kindergruppen gedacht sind. Zwischen diesen beiden Bereichen liegt das Zentrum des Gebäudes, das offen gestaltet ist und eine Vielzahl von Räumen bietet, darunter einen Saal, der auch abends genutzt wird.

Die mit einer getönten Lasur behandelte Fassade ist mit vertikalen, unterschiedlich breiten Lärchenholzplatten verkleidet. In den Innenräumen sind die Brettsperrholz-Oberflächen weitgehend sichtbar belassen. Die Konstruktion des hohen, unbeheizten Dachraums besteht aus CLT-Platten, was eine offene Bauweise mit viel Platz für Lüftungstechnik und leichtem Zugang für Wartungsarbeiten ermöglichte. In der Entwurfsphase legten die Architekten besonderen Wert auf Flexibilität und die Möglichkeit, Räume miteinander zu verbinden: In die tragenden CLT-Trennwände können auch nachträglich noch 3 m breite Durchgänge geschnitten werden, ohne dass eine separate statische Verstärkung erforderlich ist. Die finnische Publikation ‹Puuinfo› stellt das Projekt ausführlich vor.


Links www.forum-boisconstruction.com | https://afks.fi | Projektdarstellung ‹Puuinfo›