Holzbaukongress in Köln: Mehr Holz gegen den Klimawandel
Austausch pflegen, Informationen einholen, Kontakte knüpfen: Das EBH 2024 deckte einmal mehr alle diese Bedürfnisse ab.
Bild Forum Holzbau
Das bei den Kongressen von Forum Holzbau übliche Klima-Update oblag in Köln diesmal Ralf Petercord, dem Leiter des Referats Waldbau im nordrhein-westfälischen Landwirtschaftsministerium. Der Forstwissenschaftler übernahm in Vertretung von Ministerin Silke Gorißen die Rolle des ‹Wachrüttlers› in Sachen Klimawandelfolgen.
Seiner Position entsprechend ging es dabei in erster Linie um die Zukunft des Waldes in Nordrhein-Westfalen und die Versorgung der Holz- und Bauwirtschaft mit dem Rohstoff. Nach der Veröffentlichung der vierten Bundeswaldinventur und des Bundeswaldberichts sah sich Petercord aufgrund irreführender öffentlicher Aussagen zum Wald und seinem ‹Schutz› veranlasst, die Sachlage klarzustellen.
Wald nicht im Namen des Klimas aus der Nutzung nehmen
Weil es dem Wald nicht gutgehe, müsse er umgebaut und verjüngt werden. Er dürfe aber nicht aus der Nutzung genommen und stillgelegt werden, weil er sonst zur CO2-Quelle werde – was den Klimawandel anheize, statt ihn zu bremsen. Den Rohstoff verrotten zu lassen, sei nicht ein besonders kluger Umgang mit der Ressource. Alte Bäume als Hort der Biodiversität hin oder her: Überalterte Bestände seien ein Risiko.
Die aktive Anpassung des Waldes an das sich ändernde Klima in Mitteleuropa werde in den nächsten Jahren einen hohen Nutzholzanfall erzeugen: 70–80 Mio. m3 jährlich – darunter viel Fichtenbauholz. Weil aber die Fichte im Klimawandel besonders gefährdet sei und man weitere Bestände unterhalb von 600 m ü. M. verlieren werde, solle man ihr Holz nutzen, um so Materialien auf Basis fossiler Rohstoffe zu substituieren.
Der dauerhafteste Holz-Kohlenstoff-Speicher liegt im Bau
Holznutzung auch deswegen, weil Deutschland mit 3,7 Mia. m3 Holz und durchschnittlich 335 m3 pro Hektare viel zu hohe Holzvorräte angesammelt habe – mit hohem Verlustrisiko wegen unkalkulierbarer Extremsituationen. Der Wald selbst werde sich im Klimawandel dramatisch verändern, aber nicht verschwinden und als Mischwald mit standortgerechten Baumarten weiterwachsen.
Bauen mit Holz sei genau das Richtige, um sich dem Klimawandel entgegenzustemmen, so der Forstwissenschaftler. Denn Holzprodukte seien ein sicherer CO2-Speicher – im Gegensatz zum Wald, der als CO2-Speicher auch wichtig sei, aber eben labil, da die Klimaanpassungsprozesse der Natur weiterliefen. Wie sich der Wald entwickeln werde, sei derzeit ziemlich offen. Mit Holzprodukten lasse sich der CO2-Kreislauf jedenfalls wenigstens für lange Zeit unterbrechen, und dies noch länger durch Kreislaufwirtschaft.
Weit und breit noch keine neue Party nach dem Kater in Sicht
Pekka Sagner vom Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln beleuchtete die aktuelle Baukrise und ihre Ursachen. Das Schlimmste dürfte aus seiner Sicht hinter der Branche liegen; man befinde sich nach vielen Jahren des Baubooms und dem Zinsschock im Jahr 2022 mit anschliessender Zins-Starre noch in der ‹abklingenden Katerphase›, aber immerhin am Beginn der Phase des Markt-Wiedererwachens.
Trotz grosser Marktpotentiale sei aber mit keinem steilen Anstieg der Immobiliennachfrage zu rechnen, so wie es nach früheren Krisen oder der Pandemie der Fall gewesen sei; alles entwickle sich viel zäher. Bei Wohnimmobilien verdichteten sich die Anzeichen für eine Aufwärtsentwicklung mittlerweile aber. Die Preise am Gebrauchtimmobilienmarkt sänken nicht mehr weiter, auch nicht für solche mit niedrigem Energiestandard.
Grosse Bühne für Holzbaupreis Nordrhein-Westfalen
Im Verlauf des Kongresses wurden einmal mehr hervorragende internationale Holz- und Holz-Hybrid-Bauprojekte vorgestellt wie ‹The Ascent› in den USA, der ‹Skypark› in Luxemburg, ‹Matchbox› in den Niederlanden, die ‹Vierarmen-Holzbrücke› in Brüssel oder auch ‹Hortus› in der Schweiz. Wichtige weitere Programmpunkte bildeten fachliche Updates in Sachen Baurecht, Bauphysik und zur Muster-Holzbaurichtlinie.
Die Architektenkammer Düsseldorf nutzte den Kölner Kongress als Bühne für die Bekanntgabe des NRW-Holzbaupreises 2024. Die beiden diesjährigen Hauptpreise wurden für die neue Feuerwache in Neuwied und den Luftschiff-Hangar in Mülheim vergeben. Sonderpreise gab es für den Bürobau ‹The Cradle› in Düsseldorf und das Kirchen-Umnutzungsprojekt Marienkirche Essen.