Holzschweissen für OSB-Herstellung
Frédéric Pichelin, Leiter der Forschungseinheit Werkstoffe und Holztechnologie in Biel, präsentiert den Teilnehmern einen unkonventionellen Vorschlag für die Produktion von Grobspanplatten.
Bild BFH-AHB
Dr. Jochen Berms von Siempelkamp Maschinen- und Anlagebau präsentierte die für das Unternehmen Pavatex speziell angepasste neue Anlagentechnik, die ab 2013 in einer Dämmplattenanlage in den französischen Vogesen, zwei Stunden von Basel entfernt, zum Einsatz kommt.
Das neue Faseraufbereitungssystem ermöglicht die Produktion von Holzfaserdämmplatten mit einer Dicke von bis zu 300 mm – derzeit sind auf dem Markt Platten von maximal 240 mm Dicke erhältlich. Die Produktionsanlage stellt die Platten im Trockenverfahren her. Dabei werden die Holzfasern getrocknet, mit Klebstoff beleimt und schliesslich gepresst und durch ein Dampf/Luft-Gemisch erwärmt. Sie sind druck- und biegefester als im herkömmlichen Nassverfahren hergestellte Platten, aber auch weniger energieintensiv in der Produktion.
Industrielle Herstellung von Bambus-OSB
Grobspanplatten aus Bambus sind eine Alternative zu herkömmlichen Containerböden. Der Markt sei vorhanden, erklärte Michael Grossenbacher, Geschäftsführer der Unimetas GmbH, die sich auf die Erbringung von Dienstleistungen für die Holzwerkstoffindustrie spezialisiert hat und im Handel mit Rohstoffen und Chemikalien tätig ist. Pro Jahr würden eine Million Kubikmeter Bodenbretter benötigt. Das Geschäftsfeld mit rund einer Milliarde US-Dollar Jahresumsatz werde praktisch komplett von chinesischen Produzenten und Käufern kontrolliert.
Die Bambusböden sollen das bisher verwendete und meist illegal geschlagene Tropensperrholz ersetzen. Die Produktion sei mit EUR 40.– pro Tonne sehr kostengünstig, so Grossenbacher. Die Platten würden in der Provinz Yunan im Grenzgebiet zu Tibet und Burma/Myanmar hergestellt, mit Unterstützung der chinesischen Zentralregierung, welche in der Region 80000 Hektaren Bambus aufgeforstet habe.
Die Containerplatten aus Bambus entstehen als Fünfschichtplatten mit drei parallel- sowie zwei querorientierten Schichten. Zur Zerspanung des Materials wurde ein spezielles Verfahren entwickelt, da der konventionelle Messerringzerspaner durch die harten Fasern zu schnell stark abgenutzt wird und der Span an den Knoten auseinanderbricht.
Holzschweissen für OSB
Im Rahmen eines Labor-Workshops präsentierten Frédéric Pichelin, Leiter der Forschungseinheit Werkstoffe und Holztechnologie der BFH-AHB, und Forschungsassistent Sauro Bianchi eine unkonventionelle Herstellungsmethode für OSB: Die an der Berner Fachhochschule in Biel seit zehn Jahren angewandte Technik des Holzschweissens – des Klebens von Holz ohne Einsatz von Klebstoff, nur unter Erwärmung des holzeigenen Lignins – wird derzeit in der Produktion von Grobspanplatten getestet.
Die Konferenzteilnehmer konnten zusehen, wie Kiefernspäne in der Maschine durch Reibung erwärmt und zu einer Platte verbunden werden. Die Forschenden wollen den Beweis erbringen, dass Holzschweissen ein alternativer Ansatz für die Herstellung von Grobspanplatten sein kann. Die ersten Testresultate sind vielversprechend; die Arbeiten mit einem Wirtschaftspartner werden fortgeführt.
Hybridwerkstoff aus den BASF-Labors
BASF hat mit Partnern einen neuen Holzhybridwerkstoff entwickelt. Die Platten bestehen aus einer leichten Mittelschicht mit Polymerschaum, welcher die Hohlräume ausfüllt, und einer stabilen Deckschicht aus Holzfasern, die sich einfach verdichten lassen, wie Stephan Weinkötz, zuständig für Forschungsprojekte im Bereich Holz bei der BASF, ausführte. Sie hat die gleichen Eigenschaften wie eine Spanplatte, wiegt jedoch weniger und verhält sich in der Bearbeitung eher wie eine MDF-Platte. Die Platte kann auf der gleichen Produktionsanlage wie Spanplatten hergestellt werden und ist ebenfalls recycelbar.
In weiteren Labor-Workshops der Veranstaltung konnten die Teilnehmenden der Messung bauphysikalischer Eigenschaften beiwohnen und mitverfolgen, wie mit dem patentierten Einschnittverfahren ‹Dukta› aus dem starren Material Holz ein dreidimensional verformbarer Werkstoff mit fast textilen Eigenschaften wird. Zudem erhielten sie Einblick in die Produktion von Holzwerkstoffen unter Verwendung von Tanninen aus der Rinde einheimischer Nadelhölzer und der Untersuchung der chemischen Tanninstruktur im hochschuleigenen Labor.
Link www.ahb.bfh.ch