Lignum Holzwirtschaft Schweiz

ISP lehnt Gesamtarbeitsvertrag für Bodenbelagsbranche ab

Die 53. Generalversammlung der Interessengemeinschaft Schweizer Parkettmarkt ISP hat am 8. April äusserst knapp den Gesamtarbeitsvertrag verworfen, der in den vergangenen fünf Jahren ausgearbeitet worden ist. Wie es weitergeht, hängt von der GAV-Abstimmung von Boden Schweiz heute Freitag ab.

Das ehemalige Zisterzienserkloster St. Urban bot einen edlen Rahmen für die Versammlung der ISP.
Bild ISP

 

Mit grossem Mehr haben die ISP, Boden Schweiz sowie die Sozialpartnerin Angestellte Schweiz 2017 einem Gesamtarbeitsvertrag (GAV) für die Bodenbelagsbranche zugestimmt. Während fünf Jahren wurde in der Folge ein umfassendes Vertragswerk ausgearbeitet, das der ISP-Generalversammlung vom 8. April zur finalen Abnahme vorgelegt wurde – eine Formsache, wie es schien.

Doch das stellte sich als Irrtum heraus. In einem eindringlichen Appell riet ein Votant den Stimmberechtigten, den GAV abzulehnen, da dieser einen grossen administrativen Aufwand und hohe Kosten mit sich bringe. Der Votant vertrat die Meinung, dass Lohndumping in Zeiten des Arbeitskräftemangels kein Thema sei.

Im Anschluss an die kritische Wortmeldung wurde der GAV in einer denkbar knappen Abstimmung verworfen. Den 18 Ja-Stimmen standen 11 Nein-Stimmen und 8 Enthaltungen entgegen. Nach eingehendem Studium der Statuten und juristischer Rücksprache stellte sich heraus, dass die Enthaltungen als Nein-Stimmen gewertet werden müssen und die Gegenstimmen so in der Summe mit 19 exakt dem absoluten Mehr entsprachen.


Wer fehlt, kann nicht mitbestimmen

Bruno Durrer, Präsident der ISP, zeigte sich enttäuscht: ‹Nach fünf Jahren harter Arbeit stehen wir wieder bei null.› Schade sei, dass von den 212 Mitgliedern der Gruppe Verlegung nur 37 anwesend gewesen seien, was gerade einmal 17,5% entspreche. ‹Les absents ont toujours tort›, konstatierte Durrer.

Wer nicht anwesend sei, der könne auch nicht mitbestimmen. Wie es weitergeht, hängt von der GAV-Abstimmung von Boden Schweiz von heute Freitag ab. ‹Wird der GAV angenommen, so sind wir aussen vor und können nicht mehr mitreden, wird er abgelehnt, so folgen wohl weitere zähe Verhandlungen›, resümierte Durrer.

Nachdem die GV über zwei Jahre in schriftlicher Form durchgeführt worden war, bot das einstige Zisterzienserkloster St. Urban im gleichnamigen Ort im Kanton Luzern einen würdigen Rahmen für ein Zusammentreffen und für die offizielle Verabschiedung der während der Pandemie zurückgetretenen Vorstandsmitglieder Karin Lenzlinger und Christian Stücker sowie von Monika Lysser, die während 32 Jahren als Sekretärin und Buchhalterin für den Verband tätig war.


Dominanz der Weisseiche durchbrechen

Ein zentrales Thema der GV war die Entwicklung des Parkettmarktes. Es zeigte sich, dass im vergangenen Jahr in der Schweiz so viel Parkett abgesetzt worden ist wie nie zuvor. Mit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges haben sich die pandemiebedingten Lieferschwierigkeiten jedoch massiv verschärft.

Mehrere Redner betonten, dass es vor diesem Hintergrund unumgänglich sei, von der Dominanz der Weisseiche wegzukommen und vermehrt auf andere Hölzer auszuweichen. Ernst Kühni, Obmann der Gruppe Verlegung, richtete sich ausserdem mit einem Appell an seine Kollegen: ‹Es reicht nicht, sich am Stammtisch über den Fachkräftemangel zu beklagen, es liegt an uns, diesen zu bekämpfen und Lernende auszubilden.›


Monika Hurni, SchreinerZeitung
 

Link www.parkett-verband.ch