Kanton Bern prämiert gute Ideen für den Zukunftswald
Für das neuartige Produkt ‹Scrimber› wird das zerfaserte Holz mit Bindemitteln angereichert und zu Bauprodukten in verschiedenen Formen und Abmessungen gepresst.
Bild BFH/Matthias Bachmann und Leila Dolder, ‹Substitution von Brettsperrholz am Beispiel von Scrimber›
Das Ökosystem Wald steht im Klimawandel vor grossen Veränderungen. Diese stellen besonders für die Waldbesitzer und deren Organisationen eine Herausforderung dar: Wie können sie sicherstellen, dass der Wald auch in Zukunft alle seine verschiedenen Funktionen wie Schutz, Holzproduktion, Erholung usw. erfüllen kann? In der Überzeugung, dass bei den Akteurinnen und Akteuren der Berner Waldwirtschaft bereits zahlreiche gute Lösungen und Ideen vorhanden sind, hat das Amt für Wald und Naturgefahren den Innovationswettbewerb ‹Ideenpool KliWa› lanciert. Vier Einreichungen erhalten nun eine Förderung.
Geerntetes Holz maximal stofflich nutzen
Mit CHF 50000.– wird das innovative Holzprodukt Scrimber CSC der Timber Structures 3.0 AG unterstützt. Dabei wird Holz in einem neuartigen industriellen Prozess verarbeitet. Mit diesem Verfahren beträgt der Holzausnutzungsgrad statt 30% neu über 90% des gesamten Baums. Für Scrimber werden Holzstämme nicht wie bisher üblich zu Brettern gesägt, sondern in einem grossindustriellen Prozess zu langen Fasersträngen gewalzt, getrocknet und zu tragenden Platten verklebt.
Erfunden wurde das Verfahren usprünglich in Australien; die amerikanische TimTek LLC hat es verfeinert und mit nordamerikanischen Kiefernarten, Fichte, Espe, Birke und Weide erprobt. Scrimber wird jetzt von der Berner Fachhochschule und weiteren Forschungspartnern bis zur Marktreife weiterentwickelt. Es ist geplant, im Kanton Bern sowie in den USA eine industrielle Pilotanlage zu bauen. Später soll eine industrielle Grossanlage folgen.
Der Jury gefällt, dass diese Produktinnovation im Bereich der Holzwirtschaft eine Lücke in der hochwertigen Verwendung von schwachen und qualitativ schlechten Holzsortimenten schliesst: ‹Es entstehen neue Absatzmöglichkeiten gerade bei frühen und häufigen Eingriffen, die in der Klimaveränderung hin zu stabilen, klimaangepassten Wäldern wichtig sind. Diese verbesserte Ausgangslage kann ein Impuls für die Waldpflege sein und somit eine Wirkung auf die Waldfläche haben, was ganz im Sinne der Waldvision 2100 ist.›
Wald ans Klima anpassen
Über einen Zuschuss von CHF 35000.– darf sich die Emmentaler Wald & Holz GmbH freuen. Sie trifft langfristige Vereinbarungen mit den Waldbesitzern. Dadurch kann die klimaangepasste Waldverjüngung längerfristig gesichert werden. Überzeugt hat die Jury ihr Konzept für die gesicherte Verjüngung unproduktiver Waldflächen. Nicht bestockte Flächen sollen mit zukunftsfähigen und klimafitten Baumarten bepflanzt und gegen Wild geschützt werden, bis sie der Verunkrautung entwachsen sind. Die Flächen sollen über zehn Jahre regelmässig gepflegt und dann wieder in die Verantwortung der Eigentümer gegeben werden.
CHF 20000.– gehen an die Forst Aaretal GmbH. Sie versucht die natürlichen Arvenbestände im Oberhasli zu stärken, indem sie die Verbreitung von Arvennüssen durch den Tannenhäher imitiert. Sie werden in höher gelegenen Lagen auf drei Versuchsflächen manuell vergraben. Die Samen haben unterschiedliche Provenienzen und somit eine breite Genetik. Eine Wirkungsanalyse soll zeigen, welchen Einfluss dies auf die Keimfähigkeit und den Aufwuchs hat.
Der Forstbetrieb Sigriswil schliesslich erhält einen Zustupf von CHF 10000.–. Er will das Abo ‹KLIFIT› entwickeln und anbieten. Zentraler Bestandteil des Abos ist eine Ist- Analyse des Waldes, woraus der Forstbetrieb passende Massnahmen ableitet. Kundenbedürfnisse, örtliche Gegebenheiten und Erkenntnisse aus der Forschung werden bei der betrieblichen Beratung berücksichtigt. Zudem wird mit den Waldbesitzern festgelegt, welche Funktion auf der Fläche Vorrang haben soll.
Links www.be.ch | www.ideenpool-kliwa.sites.be.ch | www.scrimber.com | www.ewh-gmbh.ch | https://forst-aaretal.ch | https://forstbetrieb-sigriswil.ch