Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Kinderspital-Neubau von Herzog & de Meuron geht in Betrieb

Am 2. November ist es soweit: Der hochmoderne Neubau des Universitäts-Kinderspitals in Zürich geht aus dem Stand in den Vollbetrieb über. Es ist die grösste und bedeutendste pädiatrische Einrichtung der Schweiz – und ein Holzbau der Superlative. Zu reden gegeben hatten zuletzt Finanzierungsschwierigkeiten. Doch der so schöne wie durchdachte Bau lässt sie vergessen.

Ein Spital als Landschaft statt als Turm: Blick auf das Akutspital vom Standort des Lehrgebäudes aus; Gang mit Ausblick in einen Innenhof; Patientenzimmer. Bauherrschaft: Kinderspital Zürich – Eleonorenstiftung, Zürich; Gesamtprojektleitung: KOMOXX GmbH, Zürich; Gesamtleitung Bau und Architektur: ARGE KISPI, Herzog & de Meuron/Gruner, Basel; Holzbauingenieure: Pirmin Jung Schweiz AG, Sursee (Fassadenplanung), ZPF Ingenieure AG, Basel (Patientenzimmer); Holzbau: Kifa, Aadorf; Holz- und Fassadenbau: Künzli Holz AG, Davos/Zürich) 
Bilder Maris Mezulis/zvg Kinderspital Zürich

 

Das neue Kinderspital setzt neue Massstäbe in Vielseitigkeit, Funktionalität, Patientenwohlbefinden sowie hinsichtlich ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit. Der Neubau schafft eine Umgebung, die den guten Genesungsverlauf der kranken Kinder und Jugendlichen ebenso wie das Wohl ihrer Familien im Auge hat.

‹Ein Spital ist ein Ort, wo sich Menschen in einer oft schwierigen Lebenslage aufhalten. Und doch gehören Spitäler ironischerweise oft zu den hässlichsten Orten›, merkte Jacques Herzog von Herzog & de Meuron am Medientermin Anfang Oktober an. In den letzten 20 Jahren habe sich sein Büro vertieft mit der Auflösung dieses Widerspruchs befasst.


‹Architektur hilft heilen›

‹Im Kinderspital kann man das nun selbst erfahren: wie beispielsweise ein unterschiedlicher Lichteinfall und wechselnde Proportionen einen Raum beleben und verändern können. Wie Pflanzen den Innen- und den Aussenraum ineinander übergehen lassen. Oder wenn Materialien nicht nur schön anzusehen sind, sondern auch angenehm, wenn man sie berührt. Architektur kann zur Heilung beitragen›, so Herzog.

Das neue Kinderspital verfügt über Einzel- und Zweibettzimmer, die Ruhe und Geborgenheit bieten. Die Mutter oder der Vater können auf bequemen Liegen bei ihren Kindern übernachten. Zudem sorgen intelligente Raumkonzepte für eine optimale Nutzung, effiziente Prozesse und eine bessere Patientenbetreuung.


Überall strömt Tageslicht herein

Durchbrochen wird die weitläufige, vom Material Holz geprägte Anlage des neuen Akutspitals von nicht weniger als 14 Innenhöfen, die begrünt sind. So bleibt das wohltuend saftige Grün von Wiesen und Bäumen nicht draussen, sondern es gelangt etwas Natur immer auch ins Innere des Baus.

Zugleich sorgt das Aufbrechen der riesigen bebauten Fläche dafür, dass es überall Tageslicht gibt – sogar in den Operationssälen. Beides ist wichtig: Schliesslich sollen die Patientinnen und Patienten zwischen 0 und 18 Jahren, die hier eine auf sie zugeschnittene medizinische Versorgung bekommen, ein optimales Umfeld für ihre Genesung vorfinden.


Zeitgemässe innere Organisation

Das neue Kinderspital gegenüber der Psychiatrischen Universiätsklinik in der Lengg bündelt medizinische Fachbereiche auf bestimmten Etagen. Dies war am alten Standort in Hottingen nicht möglich. Stationäre und ambulante Bereiche sind nun näher beisammen, was die Wege kürzer und die Abläufe effizienter macht.

Die Abläufe im Neubau sind pro Abteilung vertikal organisiert. Unten erfolgen die Behandlungen, in der Mitte arbeitet das Personal in Grossraumbüros, und die oberste Schicht bilden die Patientenzimmer in einer verwinkelten Dachlandschaft, die konsequent für Fotovoltaik genutzt wird.

Grosszügige Fenster geben unter den immer anders geneigten Decken mit sichtbarem Holz den Blick in die Umgebung frei. Und stets gibt es auf kindergerechter Höhe auch ein kreisrundes Fenster hinter einer hölzernen Klappe, das sich öffnen lässt – ein Stück persönliche Freiheit, das immer zugänglich ist, auch unter schwierigen Umständen.


Auszeichnung für Nachhaltigkeit

Das Kinderspital hat sich beim Neubau von Anfang an der Nachhaltigkeit verpflichtet. Als erstes Spital der Schweiz wurden in der Folge sowohl das Akutspital als auch das eigenständige Gebäude für Forschung und Lehre mit dem Platin-Standard der Schweizerischen Gesellschaft für nachhaltiges Immobilienmanagement SGNI zertifiziert.

Hervorgehoben wurde, wie energieeffizient und umweltfreundlich gebaut wurde, aber auch die Auswahl der Materialien sowie die strikten Qualitätskontrollen, der Einbezug der Behörden sowie der Nachbarschaft. Ebenso gelobt wird die naturnahe Umgebungsgestaltung mit über 250 neu gepflanzten Bäumen.


Links www.herzogdemeuron.com | www.kispi.uzh.ch