Klimawandel als Chance für Edelkastanien nördlich der Alpen?

Die Edelkastanie zieht als Standort sommerwarme, wintermilde und regenreiche Lagen vor. Die Kombination von Trockenheit und Gallwespe wie hier im Tessin führt zu grossen Schäden.
Bild Marco Conedera, WSL
Ein WSL-Team hat die Überlebenswahrscheinlichkeit der Kastanie mit jener anderer in der Südschweiz vorkommender Baumarten verglichen. Die Forscher stützten sich dabei auf Daten des Schweizerischen Landesforstinventars. Sie zeigen auf, dass die Kastanie jetzt schon auf der Alpensüdseite in grossen Schwierigkeiten ist. Ihre Jungbäume sind im Wettbewerb mit anderen Arten wie etwa der schattentoleranten und -spendenden Buche im Nachteil. Kastanien gehen auch eher ein, wenn sie unter trockenen Bedingungen, Krankheiten und dem Frassdruck von Ziegen und Wild wachsen.
Hingegen ist die Kastanie weniger anfällig auf Störungen durch Waldbrand als andere Waldbäume. Die Daten belegen indessen eine hohe Mortalität in den vergangenen drei Jahrzehnten mit einer eindeutigen Beschleunigung in den letzten Jahren, vor allem dort, wo sie wiederholten Angriffen der seit 2009 im Gebiet etablierten Asiatischen Kastaniengallwespe ausgesetzt war. Diese wird heute durch einen natürlichen Feind in Schach gehalten, die Schlupfwespe, die sich von den Larven der Gallwespe ernährt.
Die Ergebnisse der neuen Studie, publiziert in der internationalen Zeitschrift ‹Forest and Ecology Management›, legen nahe, dass die Kastanie nicht per se eine zukunftssichere Baumart ist. Waldbewirtschafter sollten sich darüber im klaren sein, dass sie auf trockenen Standorten möglicherweise nicht die beste Option beim zu erwartenden Anstieg der Sommertemperaturen und zunehmenden Trockenperioden ist. Auf günstigen Standorten und mit genügend Pflege kann die Baumart aber eine gute Wahl sein, um qualitativ hochwertiges Holz zu produzieren.
Link www.wsl.ch