Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Klimawandel fordert Pionierbaumarten heraus

Forstwissenschaftler der TU Dresden konnten für Störungsflächen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen zeigen, dass sich das Wiederbewaldungspotential von Pionierbaumarten im Zuge des Klimawandels verringert. Für die natürliche Wiederbewaldung von Störungsflächen mit Pionierbaumarten haben sie waldbauliche Empfehlungen erstellt.

Wiederbewaldete Sukzessionsfläche in Deutschland mit Birken, Kiefern, Pappeln und Weiden. Heute sind deutsche Forstleute froh, wenn nach Stürmen, Trockenheit und Insektenkalamitäten auf Störungsflächen überhaupt noch ein Gehölz Fuss fasst. Dass der Eindruck vieler Praktiker nicht trügt und die Keimkraft von Pionierbaumarten wie Sandbirke, Schwarzerle, Espe oder Salweide mit den Veränderungen durch den Klimawandel tatsächlich abnimmt, hat ein Forscherteam der TU Dresden wissenschaftlich belegt.
Bild Katharina Tiebel, TU Dresden

 

Die Forstwissenschaftler hatten sich zum Ziel gesetzt, die mittel- bis langfristigen Veränderungen des Wiederbewaldungspotentials von Pionierbaumarten hinsichtlich ihrer Samenlebensdauer, ihres Keimverhaltens und ihrer Etablierung unter sich verändernden ökologischen Rahmenbedingen im Zuge des Klimawandels zu untersuchen – also unter höheren Temperaturen und damit auch höheren absoluten Luftfeuchtigkeitsbedingungen. Die gewonnenen Erkenntnisse sind von überregionaler Bedeutung.

Lagerungstests an Samen unter differenzierten klimatisch-standörtlichen Bedingung offenbarten, dass sich das bisherige Zeitfenster für eine erfolgreiche Keimung der Samen der untersuchten Pionierbaumarten bei zunehmender globaler Erwärmung tatsächlich deutlich verkürzt: bei Schwarzerle (Alnus glutinosa), Sandbirke (Betula pendula) und der Europäischen Lärche (Larix decidua) von mehr als 13 Wochen auf sechs Wochen, bei Espe (Populus tremula) und Salweide (Salix caprea) gar von maximal 91 Tagen beziehungsweise 49 Tagen auf bis zu sieben Tage.


Waldbauliche Empfehlungen

Die Bodenfeuchte spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle. Die Freilanduntersuchungen zeigten, dass reduzierte Frühjahrsniederschläge in Deutschland bereits jetzt zu wenig Restfeuchtigkeit im Oberboden hinterlassen, um eine erfolgreiche Keimung der Pionierbaumartensamen zu gewährleisten. Eine kleinflächige Bodenbearbeitung durch Freilegung des Mineralbodens wirkte sich bei den Versuchen positiv auf den Etablierungserfolg der Pionierbaumarten aus. In der Gesamtschau der Untersuchung haben sich Waldkiefer (Pinus sylvestris) und Lärche (Larix decidua) als die trockenheitstolerantesten Pionierbaumarten erwiesen.

Da die natürliche Wiederbewaldung von Störungsflächen für Waldeigentümer eine günstige Wahl ist, erstellten die Dresdner einen Praxisleitfaden, der den Forstpraktikern als Entscheidungsgrundlage für die Wiederbewaldungseinschätzung und Flächenvorbehandlung dienen soll. Dieser steht im Internet kostenlos als Download zur Verfügung (siehe untenstehenden Link). Er enthält Empfehlungen zum Umgang mit Schadflächen, zur Verjüngungsökologie und zur Flächenvorbereitung.


Links Praxisleitfaden TU Dresden | Abschlussbericht Forschungsvorhaben (PDF, 5.2 MB)