Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Langfristiges Denken im Bauwesen stärken

Aufbruch in die Zukunft: In der Schweiz sind per 1. Januar neue Regelungen zur Kreislaufwirtschaft in Kraft getreten. Im Baubereich erhalten die Kantone den Auftrag, Grenzwerte für die graue Energie festzulegen. Darüber hinaus kann der Bundesrat Anforderungen an das ressourcenschonende Bauen stellen.

Sandra Burlet
Bild Lignum

 

Diese Entwicklung ist richtig und wichtig, denn die Umweltbelastung des Bausektors ist beachtlich. Rund 45% des schweizerischen Energieverbrauchs gehen auf das Konto des Baus und Betriebs von Gebäuden, und diese sind für rund einen Viertel der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Und die Deponien für Bauabfälle sind voll. Der Fokus auf weniger Bauabfälle, weniger Ressourcenverschleiss und weniger graue Energie in der Bauwirtschaft wird immer wichtiger.

Holz als Baustoff hat hier grosses Potential, so meine ich. Dies, weil der in unseren Wäldern reichlich vorhandene und laufend weiter nachwachsende Rohstoff gegenüber energieintensiven Materialien im Vorteil ist. Die Holzbauweise hat aber auch deshalb gute Karten, weil sie sich bei Erweiterungen und Aufstockungen aus statischen Gründen besonders gut eignet. Bestehende Bausubstanzen möglichst lange nutzen, später erneuern, ergänzen, erweitern anstatt nach wenigen Jahrzehnten alles abreissen und durch einen Neubau ersetzen: Darin liegt in der Regel ein grosses Einsparpotential an natürlichen Ressourcen und grauer Energie. 

Das zeigt auch der jüngste Teil einer Studie des Immobilienberatungsbüros Wüest Partner, welches in den letzten Jahren 36 Fallbeispiele von Schweizer Wohn- und Büroobjekten im Holzbau analysiert und erhoben hat, wie sie gegenüber der Massivbauweise abschneiden. Untersucht wurde unter anderem die Sanierung und Aufstockung eines Mehrfamilienhauses im Holzbau. Diese stellte man mittels Modellrechnungen einem Abbruchszenario mit Ersatzneubauten gegenüber. Es zeigte sich, dass mit der Holz-Aufstockung bei gleicher Fläche gegenüber einem Neubau in Massivbauweise über ein Drittel der Treibhausgasemissionen eingespart wurde.

Das Weiternutzen der bestehenden Bausubstanz und von bereits verbautem Baumaterial wird also künftig wichtiger. Dazu sind Weiterentwicklungen nötig, die es erlauben, Verbautes später auf andere Art zu nutzen. Hier ist schon einiges im Gang; gute Beispiele sind vorhanden, gerade auch im Holzbau. Es braucht aber weitere Anstrengungen, damit Bauteile künftig standardmässig noch länger stofflich genutzt werden, weitere Leben erhalten und nicht vorschnell in die Öfen oder Deponien wandern. Bleiben wir dran!


Sandra Burlet
Direktorin Lignum, Holzwirtschaft Schweiz