Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Leicht höherer Borkenkäfer-Befall im vergangenen Jahr

Der Borkenkäfer profitierte 2022 im Schweizer Wald von der warmen und trockenen Witterung. 3% mehr befallenes Holz als 2021 mussten genutzt werden. Die Anzahl der gemeldeten Käfernester stieg um rund 1000 auf landesweit über 8000. Das zeigt der Borkenkäfer-Jahresrückblick der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL.

Oben: Der Buchdrucker (Ips typographus) ist etwa 4–5 mm gross. Unten: Menge des Käferholzes und Anzahl der Befallsherde (Buchdrucker-Käfernester) in der Schweiz von 1998–2022, * = geschätzte Werte (werden Ende 2023 abgefragt). Um die Forstpraxis optimal bei der Planung des Buchdruckermanagements zu unterstützen, arbeitet die WSL zurzeit an einer Weiterentwicklung der Borkenkäfer-Simulation Online (BSO). Die neu aufbereitete Webseite www.borkenkaefer.ch enthält die aktuellen Daten zum Käferflug, Befallszahlen und Käferholzmengen sowie Hintergrundinformationen zur Biologie des Buchdruckers.
Bild Beat Wermelinger, WSL | Grafik Waldschutz Schweiz

 

2021 hatte den Forstbetrieben eine kurze Verschnaufpause beschert: Die kühle und feuchte Witterung war für den Buchdrucker – die wichtigste Borkenkäferart in der Schweiz – ungünstig. 2022 nahm jedoch die Zwangsnutzung von Käferholz im Sommer in 14 Kantonen wieder zu, am meisten in der Waadt (+125%), in Neuenburg (+95%) sowie im Kanton Zug (+77%). Stark gesunken im Vergleich zum Vorjahr sind die Sommerzwangsnutzungen in den Kantonen Jura und den beiden Basel (je –60%) sowie in den Kantonen Appenzell Ausserrhoden und Luzern (je –45%).

Stärker stieg die Zahl an Befallsherden, also die von Forstbetrieben gemeldeten Käfernester. Sie wuchs um 13% von 7324 auf 8297. Wieder sind die Kantone Waadt und Neuenburg Spitzenreiter (Waadt: +137%, Neuenburg +107%). Die Zunahme an Käfernestern erklärt Waldschutz Schweiz unter anderem durch die ausgeprägte Trockenheit in vielen Regionen von Juni bis August 2022. Da insbesondere in der Westschweiz bis zu 60% weniger Niederschlag als in normalen Jahren fiel, dürfte der hohe Zuwachs bei Zwangsnutzung und Käfernestern in den Kantonen Waadt und Neuenburg teilweise darauf zurückzuführen sein.


Starke Hagelschäden im Vorjahr wirken nach

Eine weitere Ursache für die stärkere Vermehrung des Buchdruckers sind schwere Hagelschäden am Wald im Juni 2021 in vielen Regionen der Schweiz. Betroffen waren unter anderem Fichtenbestände in den Kantonen Bern, Freiburg, Neuenburg, Schwyz und Zug. Hagelkörner mit Durchmessern von bis zu 7 cm und starke Sturmböen verursachten Rindenabplatzungen und Windwürfe und schwächten oder zerstörten ganze Fichtenbestände. Wo das geschädigte Holz nicht rasch abtransportiert werden konnte, bot es dem Buchdrucker ideale Vermehrungsbedingungen.

Die Zunahme der Befallsherde lässt vermuten, dass der Befall von Fichten im Jahr 2023 erneut zunehmen wird, vor allem wenn die Witterung weiterhin überdurchschnittlich warm und trocken bleibt. Mit dem Klimawandel ist langfristig zu erwarten, dass die Fichte ausserhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebiets – in der Schweiz in höheren Lagen – immer stärker vom Buchdrucker befallen wird.


Links www.borkenkaefer.ch | www.wsl.ch