Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Luzerner Holzbranche baut regionales Bioökonomie-Netzwerk auf

Lignum Holzwirtschaft Zentralschweiz startete im Januar mit einer Netzwerkveranstaltung zum Thema Bioökonomie in Emmenbrücke ins neue Jahr. Ausgewiesene Fachleute beleuchteten das Zukunftsgebiet in einer Reihe von Referaten und einem anschliessenden Podiumsgespräch.

Der inspirierende Abend zur Bioökonomie machte den Auftakt zum Aufbau eines Zentralschweizer Netzwerks zwischen Holzwirtschaft und potentiellen Verwertern holzbasierter Inputstoffe, wie es der Schlussbericht der Offensive Holz des Kantons Luzern anregt. Oben: Begrüssung durch Pirmin Jung, Präsident der Lignum Holzwirtschaft Zentralschweiz. Unten: Podium mit hochkarätigen Gästen.
Bilder Melanie Brunner, Oberkirch

 

Im Begriff der ‹Bioökonomie› schwingt alles Mögliche an Bedeutungen mit: der Ansatz, auf Basis nachwachsender Produkte Neues zu schaffen, die Substitution von ölbasierten durch biobasierte Materialien, das Vorausdenken späterer Anwendungen bei Materialien. Den Einstieg ins Thema machte Empa-Direktorin Tanja Zimmermann. Sie gab in ihrem Referat einen Überblick zum Stand der Forschung an der Empa und zeigte sich überzeugt, dass das Denken in Kreisläufen essentiell für die Zukunft sein werde.

Dabei geht es darum, Materialien möglichst lange im Kreislauf zu behalten und immer wieder zu verwerten. ‹Holz muss dabei eine grosse Rolle spielen›, so Tanja Zimmermann. Ein Kreislauf-Projekt stellte sie sogleich vor: Eine Gurke, die mit einem biobasierten Zellulose-Gel aus Rüebli-Schalen besprüht wird, ist im Gegensatz zur unverpackten Gurke nach zwei Wochen immer noch frisch. Eine absolut innovative Verpackungslösung, mit der man Plastik ersetzen könnte – zusammen mit Lidl Schweiz wolle man dies zur Marktreife bringen, so Zimmermann.


Zellulose, Lignin, Tannin

Meri Zirkelbach, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin an der HSLU Design, Film & Kunst, geht in ihren Projekten der Frage nach, wie man mit einem neuen Produktedesign fossile Rohstoffe nicht nur ersetzen oder ergänzen, sondern ganz neu denken kann. In der Lehre an der HSLU gibt es ‹material labs›, in denen sie zusammen mit den Studierenden neue, nachhaltige Materialkonzepte erforscht. Dabei ist sie zum Schluss gekommen, dass wir erst einen Bruchteil der neuen Materialien überhaupt kennen. Zellulose spiele dabei immer wieder eine wichtige Rolle.

Lignin – Kittsubstanz im Holzgewebe – und Tannin – Gerbstoff in der Rinde – sind Substanzen, mit denen sich Ingo Mayer, Leiter der Fachgruppe Biopolymere und Holzchemie an der Berner Fachhochschule in Biel, täglich beschäftigt. Auch er sucht mit seinem Team nach Lösungen, um ölbasierte Komponenten mit nachhaltigen Stoffen zu ersetzen. Dabei spielen die natürlichen Klebstoffe im Holz eine tragende Rolle. Aber was im Labor funktioniere, lasse sich nicht immer in den industriellen Massstab übertragen, sagte Mayer. Die grosse Herausforderung sei, den Schritt aus dem Labor in die Wirtschaft zu schaffen.


Nicht alles ist ein Heimspiel

Den Abschluss des Referatezyklus machte Thomas Mettler, General Manager bei Weidmann Electrical Technology, einem weltweit tätigen Unternehmen, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Welt frei von Mikroplastik zu machen. Zellulose und somit Holz spielt dabei eine wichtige Rolle, werden daraus gewonnene Substanzen doch in verschiedensten Einsatzgebieten der Elektrifizierung oder auch in der Kosmetik angewendet. Die Crux dabei ist, dass es in der Schweiz keine Zellstofffabrik mehr gibt und dies eine sehr kosten- und landintensive Industrie ist, die man nicht ‹einfach so› wieder ansiedeln könne. Zellulose muss also aus dem Ausland bezogen werden.

In der anschliessenden Podiumsdiskussion unter der Leitung von Korintha Bärtsch, IC Infra-consult AG, wurden solche Fragen dann aufgenommen, zum Beispiel, ob es sinnvoll wäre, diese Industrie wieder in die Schweiz zu bringen. Oder braucht es länderübergreifende Lösungen? Das bejahten einige. Und doch: Für Ingo Mayer zum Beispiel geht die Tendenz in Richtung kleinerer Produktionseinheiten, die auf der ganzen Welt verteilt sind und Biomasse zu Werkstoffen verarbeiten, denn infolge der zunehmenden Ressourcenknappheit brauche man eine gewisse Flexibilität.


Link www.lignum-zentral.ch