Luzerner Wald soll auch als CO2-Speicher Ertrag bringen
Sie stellen sich hinter das Luzerner Wald-Klimaprojekt (von links): Bruno Röösli, Leiter Abteilung Wald bei der Dienststelle Landwirtschaft und Wald des Kantons Luzern, Hubertus Schmidtke von Wald Klimaschutz Schweiz, Martin Hafner, Präsident Wald Klimaschutz Luzern, und Ruedi Gerber, Präsident Wald Luzern.
Bild WaldLuzern
Die Wirtschaftlichkeit der Waldpflege ist zunehmend schwierig. Das war mit ein Grund zur Entwicklung eines Luzerner Wald-Klimaschutzprojekts. Waldschutzmassnahmen können dazu beitragen, die CO2-Speicherung im Wald auf einem hohen Niveau zu halten, das heisst möglichst viel Kohlenstoff im Wald einzulagern, beispielsweise durch reduzierten Abbau des Holzvorrats. Über ein Projekt mit diesem Ansatz wurde am 16. November im Wald der Korporation Stadt Willisau informiert.
Vorratsabbau verlangsamen
Der durchschnittliche Holzvorrat im Kanton Luzern ist hoch, er beträgt derzeit 424 m3/ha. Der ‹Modellvorrat› läge bei 295 m3/ha. Das wäre waldbaulich sinnvoll und gewährleistet alle Waldfunktionen. Die beteiligten Waldorganisationen verpflichten sich im Luzerner Projekt, für die nächsten 30 Jahre den Holzvorrat nicht auf diesen möglichen Modellwert abzubauen, sondern auf einem höheren Niveau zu halten. Konkret soll der Mindestvorrat im Projektperimeter bei durchschnittlich 340 m3/ha gehalten werden. Die Senkenleistung liegt somit gegenüber dem ‹Modellvorrat› bei rund 45 m3/ha.
Die Senkenleistung wird über Zertifikate der Wirtschaft angeboten. Waldeigentümer können aus dem Zertifikatshandel Zusatzeinnahmen generieren; die Erlöse werden zweckgebunden im Wald reinvestiert, insbesondere für den Aufbau stabiler Waldbestände, Jungwaldpflege, Ausbildung und Information bis zur Förderung der Holzanwendung. ‹Die Gelder aus den Zertifikatsverkäufen fliessen somit allesamt in den Wald zurück›, betont Martin Hafner, Präsident Wald Klimaschutz Luzern. Alle Waldfunktionen blieben erhalten. Auch die Holznutzung bleibe im bisherigen Rahmen gewährleistet. Die Biodiversität nehme tendenziell zu.
Geprüft und für gut befunden
Das Wald-Klimaschutzprojekt Luzern wurde im Herbst nach internationalen Standards geprüft und nach ISO 14064-2 zertifiziert. Der Auditor TÜV NORD CERT GmbH aus Essen (D) bestätigt, dass in den 30 Jahren Laufzeit eine Senkenleistung von voraussichtlich rund 1,47 Mio. t CO2 oder jährlich 49000 t erbracht wird. Pro Hektare sind es jährlich 1,8 t CO2, die so gebunden werden. Bruno Röösli, Leiter Abteilung Wald bei der Luzerner Dienststelle Landwirtschaft und Wald Lawa, weist darauf hin, dass das Projekt Wald Klimaschutz Luzern mit den politischen Zielen sowie denjenigen für die Walderhaltung vereinbar sei und deshalb vom Kanton auch begrüsst und unterstützt werde.
Wald-Klimaschutzprojekte gibt es bereits in Solothurn, Basel, Graubünden und im Kanton Schwyz. Das nun startende Luzerner Projekt gehört mit rund 26800 ha zu den schweizweit grössten. Nach dem erfolgreichen Audit im Oktober soll ab Sommer 2023 die Vermarktung von Zertifikaten aus dem Luzerner Wald gestartet werden, dies auf Basis der im Vorjahr erbrachten Senkenleistungen. Derzeit werden Zertifikate auf dem freiwilligen Markt zu mindestens CHF 35.–/t CO2 gehandelt. Die Preise schwanken je nach Angebot und Nachfrage. Bereits haben gemäss den Initanten erste grössere Unternehmen aus der Zentralschweiz ihr Interesse an Zertifikaten aus dem Luzerner Wald bekundet.
Links Verein Wald Klimaschutz Luzern | http://wald-klimaschutz.ch