Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Mehrfacher Stresstest für den Wald im letzten Jahr

Schädlinge, Hitze und Trockenheit belasteten auch im vergangenen Jahr den Schweizer Wald. Etliche der beobachteten Insekten und Pilze sind neu in der Schweiz, wie die Kompetenzstelle Waldschutz Schweiz der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL in ihrem Jahresüberblick mitteilt.

Älteres Borkenkäfernest 2022 im Kanton Jura.
Bild Waldschutz Schweiz
 

Dank aufmerksamen Bürgerinnen und Bürgern konnte 2022 in Zell (LU) der bislang grösste Befall der Schweiz mit dem gefürchteten Asiatischen Laubholzbockkäfer entdeckt werden. Dieser gilt weltweit als einer der gefährlichsten Laubholzschädlinge, unter anderem, da er sich auf vielen Arten von lebenden Laubbäumen verbreiten kann.

Weiter entdeckten Forstleute 2022 im Tessin gleich fünf meldepflichtige invasive Ambrosia- und Bockkäferarten. Vier der Käfer sind neue Funde für die Schweiz. Bisher ist wenig bekannt über ihre bevorzugten Baumarten in Europa und darüber, welche Gefahr von ihnen ausgeht. Waldschutz Schweiz ist deshalb an Meldungen mit Foto aus dem Tessin interessiert.

Ebenfalls in der Schweiz auf dem Vormarsch ist der aus Nordamerika stammende Ahornstammkrebs. Der Pilz tauchte erstmals 2021 auf sechs befallenen Bäumen auf. 2022 bestätigte Waldschutz Schweiz total 39 befallene Bäume in sieben Befallsgebieten. Der Krebs kann an Ahornbäumen beträchtliche Schäden verursachen; das Holz ist stark entwertet, und die Bäume können leicht brechen.


Auch 2022 nahmen Hitze und Trockenheit zu

Die Witterung war im Jahr 2022 für Schweizer Wälder erneut eine grosse Herausforderung. Im warmen Frühling vertrockneten viele junge Douglasien. Sie begannen früh im Jahr mit der Fotosynthese, während sie aus dem noch gefrorenen Boden zu wenig Wasser ziehen konnten. Diese sogenannte Frosttrocknis gefährdet besonders junge Pflanzen. Ältere Douglasien sind hingegen recht trockenresistent.

Eindrücklich ist zudem, wie stark Hitze und Trockenheit im Sommer 2022 das Baumwachstum aller Arten reduzierten, nämlich um 10–50% im Vergleich zum Durchschnitt der letzten zehn Jahre. Entsprechend erlitten viele Bäume Trockenheits- und Hitzeschäden; besonders im Wallis färbte sich das Laub schon früh im Jahr braun.

Ein wärmeres Klima fördert ausserdem Pilze und andere Organismen, die aus südlicheren Gebieten stammen. Besonders stark nahmen schwarze Pilzkrusten an toten Buchen zu, die zur Verwandtschaft der Holzkeulen gehören. Immer öfter müssen die Expertinnen und Experten sich mit einem Mix von Erregern auf geschwächten Bäumen auseinandersetzen.


Links www.wsl.ch | Waldschutz Schweiz