Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Minergie bewegt sich in Richtung Netto-null-Emissionen

Bei der Erstellung von Gebäuden gewinnt in der Gesamtbetrachtung nicht nur die graue Energie an Bedeutung. Ins Gewicht fallen auch die Treibhausgasemissionen. Deshalb weist Minergie neu neben der Betriebsenergie auch die Treibhausgasemissionen in der Erstellung sowie die Kohlenstoff-Speicherung aus.

Kleine Emissionen, grosser Speicher: Holzgebäude sind für das Klima von Vorteil.
Bild Pierre Boss, Renens
 

‹Je höher die Effizienz im Betrieb, desto relevanter werden die Emissionen, welche durch die Erstellung und den Rückbau von Gebäuden verursacht werden. Um die Vision 'Netto-null-Emissionen' im Gebäudebereich erfüllen zu können, sind also zusätzlich zur betrieblichen Effizienz auch die Emissionen in der Erstellung massiv zu reduzieren›, erklärt Minergie-Geschäftsleiter Andreas Meyer Primavesi.

Bis anhin wurden nur beim Zusatzprodukt ‹Eco› auch die graue Energie eines Gebäudes sowie optional die Treibhausgasemissionen in der Erstellung nachgewiesen. Angesichts des fortschreitenden Klimawandels und des Ziels des Bundes, bis 2050 netto null CO2-Emissionen in der Schweiz zu erreichen, hat Minergie für einen emissionsfreien Betrieb schon im Jahr 2017 die fossile Wärmeerzeugung verboten.


Klarheit über Emissonen und Kohlenstoffspeicher

Neu werden nun auch die Treibhausgasemissionen in der Erstellung berücksichtigt. Bis zu 80% der Emissionen von Gebäuden entfallen auf Erstellung und Entsorgung. Diese spielen anteilsmässig bei stetig effizienteren Bauten eine immer grössere Rolle, weil die vorgelagerten Bauprozesse stark mit fossilen Emissionen belastet sind. Zudem fallen bei der Erstellung, respektive bei der Produktion von Zement, zusätzlich zur benötigten Energie sogenannte geogene Treibhausgasemissionen an.

Neben den emittierten Treibhausgasen wird bei Minergie nun auch die Kohlenstoff-Speicherung ausgewiesen, da sich ein ‹Einlagern› von Treibhausgasemissionen positiv auf das Klima auswirkt. So speichern vor allem Holzprodukte – ob in Tragstruktur, Fenster, Fassade, Parkett oder Dach – den Kohlenstoff, den der Baum ursprünglich der Atmosphäre entzogen hat.


Verbindlicher Grenzwert ab 2023

Damit sich der Aufwand für die Planenden im Rahmen hält, hat Minergie einen einfachen Nachweis entwickelt, der fast ausschliesslich mittels Dropdown-Menus qualitative Eigenschaften der sechs grössten Klima-Einflussfaktoren in Erstellung und Rückbau des geplanten Gebäudes abfragt. Im Hintergrund berechnet das Tool anhand der Eingaben die Treibhausgasemissionen in der Erstellung. Dieser Nachweis beruht auf dem Merkblatt SIA 2032 und den KBOB-Ökobilanzdaten im Baubereich und befindet sich in Form des Zusatzblattes ‹Erstellung› im Minergie-Nachweisformular.

Der Ausweis der Treibhausgasemissionen für Erstellung und Rückbau hat vorerst rein informativen Charakter und soll die Projektbeteiligten sensibilisieren. In diesem Sinne handle es sich um einen Zwischenschritt, so Andreas Meyer Primavesi. ‹2023 soll aufgrund der Erfahrungswerte – auch aus Minergie-Eco – ein Grenzwert eingeführt werden, der dann zwingend in allen Minergie-Bauten einzuhalten ist.›


Link www.minergie.ch