Die neue Monte Rosa-Hütte auf 2883 Meter über Meer ist vielleicht der komplexeste Holzbau, der zurzeit in der Schweiz steht. Verkleidet mit einer silbern schimmernden Aluminiumhülle sowie einer in die Südfassade integrierten Photovoltaikanlage, produziert der Bau Strom. Denn er soll sich zu mindestens 90 % selbst mit Energie versorgen.
Im Gelände aufgestellte Solarkollektoren gewinnen solare Wärme. Damit wird einerseits Warmwasser erzeugt und andererseits die Zuluft der Lüftungsanlage erwärmt, um die Räume zu temperieren. Das während nur weniger Monate im Jahr anfallende Schmelzwasser wird in einer Kaverne gesammelt und gespeichert. So profitieren die Gäste von wassergespülten Toiletten und vier Warmwasserduschen. Eine Mikrofilteranlage auf bakterieller Basis reinigt die Abwässer; das Grauwasser wird für die Toilettenspülung und zum Waschen wiederverwendet.
Computer in Zürich steuert die Technik in der Hütte
Damit die Hütte einen so hohen Energieautarkiegrad erreicht, braucht es das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten sowie ein ausgeklügeltes Energiemanagement. Eine Software, die an der ETH Zürich entwickelt wurde, soll die Haustechnik der neuen Monte Rosa-Hütte steuern. Die relevanten Daten, etwa des Reservationssystems, der Energiespeicher und der Wetterstation, werden von der Hütte auf einen Rechner an der ETH Zürich übermittelt.
Aufgrund dieser Daten berechnet der Computer das Energiemanagement in der Weise, dass ein möglichst hoher Energieautarkiegrad resultiert. Die daraus folgenden nötigen Aktionen, beispielsweise der Befehl zum Zuschalten des Blockheizkraftwerks, wenn die Sonneneinstrahlung nicht ausreicht, um genügend Strom zu erzeugen, werden zurück an die Hütte kommuniziert und dort automatisch umgesetzt.
Rekordbauzeit dank Holz
Im letzten Herbst weihten Vertreter der ETH Zürich und des Schweizer Alpen-Clubs SAC die neue Monte-Rosa-Hütte gemeinsam mit dem Generalplanerteam sowie Gönnern und Sponsoren feierlich ein. Der Grundstein für das Gebäude war im August 2008 gelegt worden, bis zum Wintereinbruch war das Fundament errichtet.
Dank vorgefertigten Holzelementen, die erst mit der Bahn transportiert und dann per Hubschrauber zum Bauplatz geflogen und gleich montiert wurden, gelang es, den Bau im Sommer 2009 in bloss fünf Monaten fertigzustellen. Nach der Eröffnung wurde die Hütte mit 120 Plätzen für die Winterpause geschlossen. Sie steht den Alpinisten seit März dieses Jahres offen; die Saison dauert jeweils bis September.
Meilenstein für nachhaltiges Bauen
Das Projekt mit seiner Kombination aus hervorragender Architektur und wegweisender Technologie leitet ein neues Kapitel im nachhaltigen Bauen ein. Die ETH Zürich will an diesem Beispiel die gelungene Verknüpfung von ausgezeichneter Architektur mit Nachhaltigkeit und modernster Technologie zeigen. Für den SAC, mit seinen über 120000 Mitgliedern einer der grössten Sportverbände der Schweiz, ist der Bau der neuen Hütte ein Meilenstein in seiner Geschichte.
Die Kosten der Neuen Monte Rosa-Hütte beliefen sich auf rund CHF 6,5 Mio. Neben dem SAC und der ETH Zürich haben sich zahlreiche Gönner und Sponsoren an der Finanzierung beteiligt. Ohne deren Unterstützung hätte das ehrgeizige Projekt nicht realisiert werden können.
Link www.neuemonterosahuette.ch
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Neue Monte-Rosa-Hütte SAC, Blick von Südosten.
Bild ETH-Studio Monte Rosa | Tonatiuh Ambrosetti