Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Münchenstein: Verantwortungsvoll bauen im Fluss der Zeit

Rapp AG aus Basel haben in Münchenstein für den Energielieferanten Primeo ein Wissensvermittlungs- und Erlebniscenter in zirkulärer Bauweise erstellt. Das dreigeschossige Hauptvolumen ist ein Skelettbau aus regionalem Holz. Überall am Gebäude kommen wiederverwendete Bauteile zum Zug.

‹Primeo Energie Kosmos›, Münchenstein, 2022 (Bauherrschaft: Genossenschaft Elektra Birseck Münchenstein/Primeo Energie; Architektur: Rapp AG, Basel; Holzbau: Stamm Bau AG, Arlesheim)
Bilder Beat Ernst, Basel

 

Anlässlich des 125-Jahr-Jubiläums der Genossenschaft Elektra Birseck Münchenstein EBM wurde das bereits bestehende Elektrizitätsmuseum saniert, mit dem Neubau ergänzt und der gesamte Komplex als ‹Primeo Energie Kosmos› im Oktober 2022 eröffnet. Sowohl im sanierten und modernisierten Altbau als auch im Neubau (Bilder) ist erlebbar, was der Klimawandel bedeutet – und wie die Energiewende zu schaffen ist.

Doch auch das Gebäude selbst macht die Themen Klimaschutz, Energie und Nachhaltigkeit erlebbar: Mehr als zwei Drittel seiner Bauteile sind wiederverwendet, recycelt oder aus nachwachsenden Rohstoffen und stammen wenn immer möglich aus der Region, um graue Energie zu sparen.

Wenn Re-Use aus statischen, juristischen oder wirtschaftlichen Gründen nicht möglich war, so sollte das neue Material selbst wiederverwertbar sein, damit es in der Zukunft dem Kreislauf zugeführt werden kann – also hochwertig und von dauerhafter Qualität, sortenrein und unbehandelt. Ein rezykliertes Gebäude, das selbst wieder rezyklierbar sein wird, war das erklärte Ziel.


Gelebte Nachhaltigkeit

Das dreigeschossige Hauptvolumen ist ein reiner Holz-Skelettbau mit Spannweiten von rund 7 m. Die Konstruktion des roh belassenen und unverkleideten Holzes aus der Region ist im Innern sichtbar. Im zweigeschossigen Luftraum ragt eine Spindeltreppe aus Stahl empor. Für den Treppenbelag wurde das Holz wiederverwendet, das von der eigenen provisorischen Bautreppe übrig war. Die Holzdielen in den Obergeschossen stammen zur Hälfte aus einem Bootshaus von 1911 in Kaiseraugst.

Andere alte Bauteile im Innenausbau kommen aus der Bauteilbörse in Klybeck (Basel), darunter eine komplette Küche. Alle Nasszellen sind fast ausschliesslich mit ausrangierten Elementen wie Waschbecken, Trennwänden oder Armaturen eingerichtet, und die gefliesten Oberflächen stammen aus Restposten bzw. aus aussortierten Produktionen. Das gesamte Beleuchtungskonzept basiert auf Leuchten aus Abrissobjekten. Dafür wurden diese teilweise repariert und mit modernen LED-Leuchtmitteln bestückt.

Auch bei der Fassadenbekleidung des Holzbaus konnte auf Restmaterial einer anderen Baustelle, einer grossen Wohnsiedlung im Raum Luzern, zurückgegriffen werden. Eine zentrale Rolle spielen aussen auch 60 Jahre alte Hochspannungs-Gittermasten, die als Schrottmaterial dem Netzbetreiber Swissgrid abgekauft wurden. Sie bilden ein Rankgerüst für Kletterpflanzen, welche für eine zunehmend natürliche Verschattung sorgen werden.


Links www.rapp.ch | www.primeo-energie.ch