Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Private ziehen sich als Bauherren immer mehr zurück

Private Bauherren verabschieden sich zusehends aus dem Wohnungsbau. So erstellen sie nur noch etwa jede zehnte neue Mietwohnung. Vor zwanzig Jahren war es noch jede fünfte. Selbst den Bau von Einfamilienhäusern überlassen die Privaten immer öfter professionellen Akteuren. Das legen die Raiffeisen-Immobilienökonomen dar.

Entwicklung des Anteils von Privaten als Bauherren gemessen an der Anzahl Wohnungen in eingereichten Baugesuchen
Grafik Raiffeisen | Quelle Docu-Media, Raiffeisen Economic Research

 

2008 wurden zwei Drittel der Baugesuche für Einfamilienhäuser von Privaten gestellt, mittlerweile sind es weniger als die Hälfte. Wie Raiffeisen Economic Research in der Studie ‹Immobilien Schweiz› zum zweiten Quartal 2024 festhält, scheint die steigende Komplexität viele private Bauherren abzuschrecken. Dagegen verfügen institutionelle Investoren in der Regel über mehr finanzielle und personelle Ressourcen und können Skaleneffekte und Synergien erzielen.

Weiter zeigt sich, dass Privatpersonen nicht nur weniger als Bauherren auftreten, sondern auch öfter ihre Bestandsrenditeobjekte verkaufen, insbesondere an institutionelle Investoren. So hat sich seit 2017 der Anteil der Mietwohnungen in Privatbesitz von 49% auf 45% reduziert.


Trend wird erst jetzt richtig sichtbar

‹Lange verlief diese Entwicklung im verborgenen, denn während der Tiefzinsphase füllten die institutionellen Investoren bereitwillig die Lücke, welche die Privaten hinterliessen. Erst mit dem Zinsanstieg und der schwindenden relativen Attraktivität von Immobilienanlagen drosselten die Institutionellen ihren Appetit, wodurch der bereits seit vielen Jahren ablaufende Rückzug der privaten Bauherren sichtbar wurde›, erklärt Fredy Hasenmaile, Chefökonom von Raiffeisen Schweiz.

Gleichzeitig könnten auch gewisse ‹Wohlstanderscheinungen› den Trend verstärkt haben. ‹Die handwerkliche Grundkompetenz von Herrn und Frau Schweizer nimmt tendenziell ab, da es immer mehr Bürojobs gibt und die meisten Arbeitnehmerinnen und -nehmer im Berufsalltag kaum noch handwerkliche Arbeiten verrichten. Hinzu kommt, dass in unserer Freizeitgesellschaft vermehrt ein freies Wochenende nach einer anstrengenden Arbeitswoche dem 'Zweitjob' auf der Baustelle vorgezogen wird›, so die Einschätzung von Hasenmaile.


Mieten werden weiter steigen

Dank dem eingeleiteten Zinssenkungszyklus durch die Schweizerische Nationalbank dürfte die Referenzzinssatzerhöhung vom Dezember 2023 aus Sicht der Raiffeisen-Immobilienökonomen bis auf weiteres die letzte gewesen sein. Bestandsmieter müssen daher keine baldigen weiteren Wohnkostensteigerungen befürchten. Den kontinuierlichen, langfristigen Anstieg der Mieten wird dies allerdings nicht stoppen.

Denn aufgrund der nach wie vor herrschenden Wohnungsknappheit steigen die Angebotsmieten weiter – jüngst sogar mit der höchsten Jahreswachstumsrate seit 1996. ‹Anpassungen der Preise auf das orts- und quartiersübliche Niveau bei Mieterwechseln sowie die zu marktüblichen Konditionen angebotenen Neubauwohnungen treiben die Mieten insgesamt in die Höhe. Früher oder später bedeutet das steigende Wohnkosten für alle Mieterhaushalte›, so Hasenmaile.


Link www.raiffeisen.ch