Prix Lignum: Gold, Silber und Bronze für die Besten in Holz 2024
Gegen 200 geladene Gäste wohnten am 19. September der Ehrung der nationalen Preisträger des Prix Lignum 2024 in Bern bei. Am Anlass im Hotel ‹National› sprachen Bundesrat Albert Rösti (rechts), der Thurgauer Ständerat und Lignum-Präsident Jakob Stark (links), Thomas Iten, Zentralpräsident des Verbandes Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten, sowie Hansjörg Steiner, Zentralpräsident von Holzbau Schweiz. Melanie Brunner-Müller, Geschäftsführerin der Lignum Holzwirtschaft Zentralschweiz und Projektleiterin des Prix Lignum, führte durch die gelungene Veranstaltung mit packenden Einlagen des Alphornspielers und Rhythmuskünstlers Enrico Lenzin.
Bild Roberto Conciatori, Luzern
Erstmals war beim Prix Lignum 2024 die Eingabe in zwei Kategorien möglich: Holzbauten und Schreinerarbeiten. Nicht weniger als 583 Einreichungen zählte der Wettbewerb 2024 am Ende – 462 Holzbauten und 121 Schreinerarbeiten. Diese enorme Fülle sichteten unabhängige, interdisziplinär zusammengesetzte Fachjurys in fünf Grossregionen vom Genfer- bis zum Bodensee.
Sie studierten die Arbeiten sorgfältig und begutachteten eine nähere Auswahl vor Ort. Marc Angélil, Architekt und emeritierter Professor am Departement Architektur der ETH Zürich, amtete als Jurypräsident. Am Ende zeichneten die regionalen Jurys bis zu fünf Projekte in jeder Kategorie aus. Diese qualifizierten sich damit für die Runde der nationalen Preisvergabe.
Mehr Holz nutzen – das hilft auch dem Klima
Ständerat und Lignum-Präsident Jakob Stark hielt in seiner Begrüssung fest, dass allein schon die schiere Menge der zum Wettbewerb eingereichten Projekt zeige, dass sich der Prix Lignum als Auszeichnung in der Fachwelt über die Jahre etabliert habe. ‹Es zeigt aber auch, dass Holz in Bau und Ausbau laufend mehr Zuspruch findet – das erfüllt uns mit Freude und Zuversicht.›
Stark erinnerte in seiner Ansprache daran, dass der Schweizer Wald notorisch unternutzt ist. Eine Mehrernte von Holz sei im Rahmen nachhaltiger Waldwirtschaft fraglos möglich: ‹Eine Million Kubikmeter mehr Schweizer Holz – das ist unser erstes Ziel für die nächsten Jahre.›
Daraus, so Stark weiter, sollten möglichst langlebige Produkte wie Häuser, Innenausbauten oder Möbel entstehen, die Kohlenstoff aus der Luft langfristig binden. Denn: ‹Mehr Holz in stoffliche Anwendungen zu bringen, ist die naheliegendste und wohl auch die günstigste Klimaschutzmassnahme, die es gibt.›
Bundesrätliche Gratulation für die Siegerteams
Bundesrat Albert Rösti betonte in seiner Ansprache den hohen Stellenwert der Holznutzung für den Bund. Sie stärke den Wald, dem es heute besonders Sorge zu tragen gelte, und zugleich auch die Wirtschaft.
Die CO2-Speicherfähigkeit des Rohstoffs Holz sei essentiell. Deshalb entwickle der Bund eine Strategie für Wald und Holz, die auf einer deutlichen Mehrnutzung des Rohstoffs aus hiesigen Wäldern abstelle. Die Zusammenarbeit mit der Branche bezeichnete Rösti in diesem Zusammenhang als ausgezeichnet.
Beim Prix Lignum, so Rösti,werde sichtbar, was findige Köpfe und fleissige Hände zustande brächten. Der Bundesrat zeigte sich davon sichtlich beeindruckt: Er liess es sich nicht nehmen, der nationalen Preisverleihung bis zum Ende der Veranstaltung beizuwohnen. Und nicht nur das: Auch allen Gewinnerteams gratulierte er zusammen mit Jakob Stark per Handschlag.
Drei exzellente Schreinerarbeiten auf dem nationalen Podest
Nationale Preisträger Prix Lignum 2024, Kategorie Schreinerarbeiten. Oben: Gold – Festsaal, Drei-Häuser-Hotel ‹Caspar›, Muri. Bauherrschaft: Hotel Muri AG, Muri AG; Architektur: Tilla Theus und Partner AG, Zürich; Ingenieure: WaltGalmarini AG, Zürich; Schreinerarbeiten: BBF Weber AG, Fehraltorf. Bilder Luca Zanier, Zürich/Prix Lignum 2024. Mitte: Silber – Gesamtsanierung Haus 8, Klinik Beverin, Cazis. Bauherrschaft: Psychiatrische Dienste Graubünden, Chur; Architektur: Albertin Architekten, Haldenstein; Schreinerarbeiten: Schreinerei Gredig, Sarn. Bilder Ingo Rasp, Chur/Prix Lignum 2024. Unten: Bronze – ‹Ater Culina›, Volketswil. Bauherrschaft: Silja Kornacher und David Keist, Volketswil; Architektur: Merk Raumgestaltung/Schreinerei Merk AG, Uster; wrkstadt Architektur & Handwerk, Volketswil; Schreinerarbeiten: Merk Raumgestaltung/Schreinerei Merk AG, Uster. Bilder Derek Stierli, Schaub Stierli Fotografie, Zürich/Prix Lignum 2024
Zunächst wurden die besten Schreinerarbeiten der letzten vier Jahre geehrt. Thomas Iten, Zentralpräsident des Verbandes Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten, berichtete einleitend von den eben erst zu Ende gegangenen Berufsweltmeisterschaften in Lyon. Die Schreiner und Holzbauer haben dort Edelmetall für die Schweiz geholt (Lignum Journal online vom 18.9.2024).
Angesichts des in Lyon angetroffenen Elans und des schönen Medaillenresultats, so Iten, mache er sich wenig Sorgen um die Innovations- und Leistungsfähigkeit der Branche. Wie gut es darum stehe, zeigten auch die eingereichten Arbeiten für den Prix Lignum. Deren Präzision und kreative Vielfalt hätten ihn beeindruckt. Iten rief dazu auf, künftig noch viel mehr Schreinerarbeiten einzureichen: ‹Wir sind stolz auf die vielen eingegangenen Arbeiten. Aber wir wissen, dass durchaus noch einige mehr das Potential für den Prix Lignum gehabt hätten.›
2024 hatte das Publikum erstmals Gelegenheit, unter den Eingaben online in beiden Kategorien einen eigenen Favoriten zu wählen. Bei den Schreinerarbeiten schwang eine Après-Ski-Attraktion in der Gunst des Publikums obenaus: die ‹KuhBar› in Arosa. Iten überreichte dem Siegerteam mit der Arosa Bergbahnen AG, Albertin Architekten aus Haldenstein, Stammkraft GmbH aus Bremgarten sowie der Schreinerei Hans Rickenbacher AG aus Läufelfingen dafür einen Pokal.
Ein Festsaal sichert sich Schreiner-Gold
In der Kategorie Schreinerarbeiten hat es der Festsaal im neuen Drei-Häuser-Hotel ‹Caspar› im aargauischen Muri AG an die Spitze geschafft. Der Saal ist optisch und akustisch ein Genuss. Tilla Theus und ihr Team sprechen von einem ‹fliessenden Raumerlebnis› und dem hölzernen Duft einer ‹intimen, in edler Eiche gefassten Schatulle›.
Die strukturierte Oberfläche ist dabei mehr als ein schickes Dekor: Dank CNC-Schnitttechnik und einem eigens gefertigten Werkzeug liessen sich die 20000 pyramidalen Elemente praktisch abfallfrei schneiden. Versetzt angeordnet, sorgen die Dachgeometrie und die strukturierte Oberfläche für gute Akustik – gemeinsam mit Schlitzen, Hohlräumen, Akustikvliesen und Hinterlagen.
Silber für Räume, die der Seele guttun
Silber gibt es in der Kategorie Schreinerarbeiten für den subtilen Ausbau des Hauses 8 der Klinik Beverin im bündnerischen Cazis. Statt Beton prägt nach einem umfassenden Umbau nun Holz das Innere und schafft Räume mit einer ruhigen Grundstimmung und positiven Ausstrahlung.
Vom Bestand blieb im Zuge dieses Charakterwechsels nicht mehr viel übrig, nur ein Betongerippe aus Stützen und Decken. Ein neues Atrium bringt mehr Licht in die Räume. Im Innern zeigt das Material Holz so richtig, was es kann: Mit einer lokalen Schreinerei entwickelte der Architekt Wände aus Lärchenholz, die gleichzeitig Schränke sind.
Russschwarzes Küchendesign mit Bronze geehrt
Bronze in der Kategorie Schreinerarbeiten geht an eine durch und durch nachhaltig entworfene Küche in einem umgebauten Bauernhaus aus dem 18. Jahrhundert.
Vierkant-Fichtenhölzer von 30 mal 30 Millimeter fügen sich in traditioneller Überblattung zum filigranen, beliebig erweiterbaren Gerüst. ‹Keine Schraube, kein Klebstoff, keine Auszüge oder Scharniere›, lautete die Idee – und bis auf die verklebten Zinken und die angeschraubten Stahlbleche ist das auch gelungen.
Ein echtes Novum ist die Oberflächenbehandlung. Der Bauherr mischte dafür Russ aus dem Schornstein mit Alkoholsprit. So wurde das im Grunde günstige Fichtenholz mit haus- und holzeigenen Partikeln aufgewertet. Es wirkt nun richtiggehend edel.
Die nationalen Holzbau-Preisträger: drei Bauwerke der Extraklasse
Nationale Preisträger Prix Lignum 2024, Kategorie Holzbauten. Oben: Gold – Wiederverwendbare Sportbauten, Stadt und Kanton Zürich. Bauherrschaft: Kanton Zürich, Hochbauamt, Zürich/Stadt Zürich, Amt für Hochbauten, Zürich; Architektur: pool Architekten, Zürich; Holzbauingenieure: Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See; Holzbau: Blumer-Lehmann AG, Gossau (kantonale Bauten)/Schäfer Holzbautechnik AG, Dottikon (städtische Bauten). Aufnahmen aus der Kantonsschule Freudenberg, Zürich-Enge. Bilder Ralph Feiner, Malans/Prix Lignum 2024. Mitte: Silber – Pappelhöfe – Wohnkolonie im Hard, Langenthal. Bauherrschaft: Wohnbaugesellschaft Langeten AG, Langenthal; Architektur: Rolf Mühlethaler Architekten AG, Bern; Holzbauingenieure: Indermühle Bauingenieure GmbH, Thun; Generalplaner: Hector Egger Gesamtdienstleistung AG, Langenthal; Holzbau: Hector Egger Holzbau AG, Langenthal. Bilder Alexander Gempeler, Bern/Prix Lignum 2024. Unten: Bronze – Passerelle des Buissons, Bulle. Bauherrschaft: Stadt Bulle. Architektur: RBCH architectes SA, Bulle; Ingenieure: Gex et Dorthe ingénieurs, Bulle, mit Aebischer & Bovigny lightdesignagency, Lausanne; Holzbau: Groupe Grisoni – Dougoud Constructions bois SA, Epagny. Bilder Vincent Jendly, Lausanne/Prix Lignum 2024
Hansjörg Steiner, Zentralpräsident von Holzbau Schweiz, lobte in seiner Ansprache die durchgehend hohe Qualität der Eingaben: ‹Dieses Niveau freut mich unbändig. Ich danke allen, die den Mut hatten, sich diesem Wettbewerb zu stellen und die uns dabei mit ihren Leistungen gezeigt haben, was Holzbau heute ist: nämlich ein Spitzenprodukt.›
Holzbau Schweiz, so Steiner, trage den Prix Lignum aus Überzeugung mit. ‹Der Preis setzt konsequent auf Qualität aufgrund der Beurteilung durch ausgewiesene Fachleute, und entsprechend geschätzt werden die Auszeichnungen, die es dabei zu holen gibt. Der Prix Lignum gilt etwas in der Bauwelt, er ist den Gewinnerinnen und Gewinnern etwas wert.›
Steiner überreichte in der Folge den Projektbeteiligten den Pokal für den Publikumsfavoriten in der Kategorie Holzbauten, die innovativ konstruierte Rigiaa-Schwerlastbrücke der Unterallmeind-Korporation Arth, geplant vom Einsiedler Ingenieurbüro Edgar Kälin AG zusammen mit der neuen Holzbau AG in Lungern und der ETH Lausanne.
Gold für kreislauffähige Zürcher Sportbauten
Gold gibt es diesmal in der Kategorie Holzbauten für kreislauffähige Sportbauten in Stadt und Kanton Zürich. Sie sind demontierbar und reaktionsfähig, klug konstruiert und spielerisch schön – Holzbau in Höchstform.
Das modulare Prinzip erlaubt Konfigurationen mit einer oder zwei Turnhallen und Nebenräumen. Anstatt – wie im Modulbau üblich – Böden, Decken und Wände unnötig aufzudoppeln, dienen Zwischenräume als Entrée oder Flur.
Die allerorts zugänglichen Schraubkonstruktionen und bisweilen ausgefuchste Details wie die flächenbündig verschraubten Doppelstützen der Turnhallen ebnen einem unbeschadeten Rückbau den Weg.
Siedlungsverdichtung in Langenthal holt Silber
Die Pappelhöfe in Langenthal frischen eine Arbeitersiedlung auf und verdichten sie. Die drei neuen Reihenhausriegel zeigen beispielhaft, wie Transformation geht. Dafür gibt es Silber in der Kategorie Holzbauten.
Mit der Wohnkolonie Im Hard schuf der Langenthaler Architekt Hector Egger während des Zweiten Weltkriegs eine beispielhafte Anlage für ‹arbeitergerechten› Wohnungsbau. Nun ergänzt die Verdichtung durch lange Riegel in den Zwischenräumen die Pinselsanierung der bestehenden Bauten sowie den Ersatzneubau von vier weiteren Häusern.
Serielle Fertigung verbindet sich hier mit einfacher Handwerklichkeit. Farbe sorgt für heitere Stimmung.
Fussgängerbrücke in Bulle erhält Bronze
Eine attraktive Brücke für den Langsamverkehr in Bulle erhält Bronze in der Kategorie Holzbauten. Das Bauwerk ist ein Teil gelungene Stadtentwicklung: Es verbindet das Stadtzentrum von Bulle im Norden mit einem Viertel mit neuen Wohnungen im Süden. Das Bauwerk besticht gestalterisch wie konstruktiv.
Die ‹Passerelle des Buissons› interpretiert den Fachwerkträger neu. Die seitlichen Diagonalen bestehen aus überkreuzten Fichtenlatten. Dreischichtplatten bilden ein Vordach und sorgen für die nötige Steifigkeit der Brücke. Unter dem Lärchenholzboden übernehmen Diagonalstreben diese Aufgabe.
Hochparterre-Themenheft zum Prix Lignum 2024
Der Verlag Hochparterre gibt ein Themenheft in drei Sprachen zum Prix Lignum 2024 heraus. Es erscheint im Oktober und stellt alle 39 ausgezeichneten Projekte vor. Die Publikation ist bei Lignum kostenpflichtig bestellbar. Alle Auszeichnungen in den fünf Preis-Regionen sowie alle eingereichten Projekte zum Prix Lignum 2024 werden auf der Prix-Lignum-Website präsentiert. Wanderausstellungen zeigen die Preisträger 2024 ab diesem Herbst bis Ende 2025 in allen Landesteilen. Das Lignum Journal online würdigt nächste Woche alle Ausgezeichneten in einer kleinen Serie, die auf die fünf Preis-Regionen fokussiert.
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