Projekte für alpine Solaranlagen haben es nach wie vor schwer
Im Bau steht ‹SedrunSolar›. Das Projekt, das in einer Höhe von über 2000 m im Gebiet Scharinas/Cuolm Val auf dem Gemeindegebiet von Tujetsch realisiert wird, umfasst den Bau einer Fotovoltaikanlage mit einer installierten Kapazität von etwa 19,3 MW. Sie soll Energie für rund 6500 Haushalte liefern. Die Jahresproduktion beträgt 29 GWh, davon
47% im Winter. Die Bauarbeiten haben Mitte August begonnen; die Inbetriebnahme der Anlage soll schrittweise bis ins Jahr 2028 erfolgen.
Visualisierung energia alpina
Um dem Ausbau alpiner Solaranlagen Schub zu verleihen, hat das Parlament im Herbst 2022 den sogenannten Solarexpress beschlossen. Dieser fördert alpine Solarprojekte mit einer Einmalvergütung in der Höhe von bis zu 60% der Investitionskosten, sofern die Anlagen mindestens 10 GWh im Jahr produzieren und bis Ende 2025 mindestens 10% der projektierten Jahresproduktion ins Stromnetz einspeisen.
Mit der Inkraftsetzung des Solarexpresses sind viele alpine Solarprojekte entstanden. Bekannt sind dem VSE insgesamt 62 Vorhaben, wovon 27 jedoch bereits nicht mehr weiterverfolgt werden. Von den aktuell noch 35 laufenden Projekten liegt gemäss VSE bei vier Anlagen eine rechtskräftige Baubewilligung vor, wovon sich eine (SedrunSolar) bereits im Bau befindet; eine Anlage ist erstinstanzlich bewilligt. Bei 14 Projekten wurde das Baugesuch eingereicht, zehn Projekte wurden von den jeweiligen Standortgemeinden gutgeheissen, und je drei Projekte werden ausgearbeitet oder liegen zumindest als Idee vor.
Wenig Zeit und hohe Kosten
Schon seit einiger Zeit steht fest, dass die vom Bund mit dem Solarexpress beabsichtigten 2 TWh bis Ende 2030 nicht erreicht werden: Bei Realisierung sämtlicher heute noch verfolgten Projekte reicht es laut VSE höchstens für die Hälfte. Es sei nur schon fraglich, ob die vier Projekte mit rechtskräftiger Baubewilligung bis Ende 2025 soweit fortgeschritten seien, dass sie vom Solarexpress profitieren könnten. Um der Tatsache auf den Grund zu gehen, warum die Ziele nicht erreicht werden, hat der VSE eine Umfrage bei 29 Projektanten zu 57 alpinen Solarprojekten durchgeführt.
Aufgrund der Antworten zeichnen sich zwei entscheidende Hürden ab. Die erste ist die Frist bis Ende 2025. Bis zu diesem Zeitpunkt müssen wie erwähnt mindestens 10% der projektierten Jahresproduktion der Anlage ins Netz eingespeist werden. Diese Vorgabe ist aus mehreren Gründen äusserst herausfordernd, wie die Rückmeldungen zeigen: zeitintensive Umweltverträglichkeitsprüfung; lange Bearbeitung der Baugesuche sowie Beschwerden gegen Baugesuche, welche die Umsetzung verzögern und die Planung erschweren; Unsicherheit der Realisierung im Gebirge aufgrund des Geländes, der Zugänglichkeit oder des Wetters.
Zum anderen gibt es aus Sicht der Mehrheit der Projektanten trotz Förderung ein grosses Fragezeichen bei der Wirtschaftlichkeit. Die Investitionen unterscheiden sich zwar erheblich von Projekt zu Projekt, sind im Durchschnitt aber sehr hoch, dies vor allem wegen der erschwerten Erschliessung in abgelegenem Gelände. Die wenigsten Anlagen werden laut VSE bei den aktuellen Marktpreisen auch unter Berücksichtigung der Förderbeiträge konkurrenzfähig produzieren.
Solarexpress verlängern?
Obwohl die Strom-Ziele mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht erreicht werden, sieht der VSE den Solarexpress nicht als gescheitert: ‹Die Projektanten leisten Pionierarbeit. Die Ziele waren angesichts der engen Frist und der Herausforderungen von Anfang an äusserst ambitioniert›, meint VSE Direktor Michael Frank. Es brauche einfach mehr Zeit. Der VSE fordert schon lange eine Anschlusslösung für den Solarexpress, was durch die Umfrage gestützt wird.
Der Ständerat berät in der Wintersession über eine Weiterführung der Förderung: Anlagen sollen auch dann von einer Einmalvergütung bis zu 60% profitieren, wenn bis Ende 2025 erst das Gesuch öffentlich aufgelegt ist. ‹Damit hätten mehr Projekte Planungs- und Investitionssicherheit über 2025 hinaus und somit bessere Chancen, tatsächlich realisiert zu werden›, sagt Michael Frank. Die Hürde der Wirtschaftlichkeit bleibe aber auch dann noch bestehen.
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