Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Regensommer 2021 missfiel dem Borkenkäfer in der Schweiz

Nachdem der Buchdrucker in den Jahren 2019 und 2020 schweizweit jeweils jährlich über eine Million Kubikmeter Zwangsnutzungen von Fichtenholz verursacht hat, sinken die Zahlen für 2021 nun wieder. Dies berichtet die Gruppe Waldschutz Schweiz der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL.

Oben: Menge des Käferholzes und Anzahl der Befallsherde (Käfernester) in der Schweiz von 1998–2021 (* = Werte geschätzt basierend auf Erfahrungen aus den Vorjahren). Unten: Der Buchdrucker (Ips typographus) ist der Borkenkäfer, der in der Schweiz am meisten Schäden anrichtet.
Grafik Waldschutz Schweiz | Bild Beat Wermelinger

 

Die Zahlen für das vergangene Jahr sehen erfreulich aus. So sanken die Sommerzwangsnutzungen 2021 landesweit um 52% auf lediglich 389000 m3, was sich auch auf kantonaler Ebene deutlich zeigte. Lediglich in drei Kantonen (Appenzell Innerrhoden, Nidwalden und Wallis) lagen die Werte der Sommerzwangsnutzungen höher als noch im Vorjahr. Auch die Anzahl Befallsherde sank 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 40%.

Die für das Jahr 2020 ursprünglich prognostizierte Käferholzmenge von 1,5 Mio. m3, welche sich aus den real erhoben Sommerzwangsnutzungen 2020 sowie empirischen Schätzungen der Winterzwangsnutzungen (2020/21) und des stehengelassenen Käferholzes (2020) zusammensetzt, wurde erfreulicherweise nicht erreicht. Das Total betrug total etwas mehr als 1,2 Mio. m3.
 

Befallsherde gleich gross geblieben

Auch bei der Anzahl in Pheromonfallen gefangener Käfer ist ein deutlicher Rückgang zu beobachten. Pro Falle wurden fast 40% weniger Käfer gefangen als noch 2020. Die Tatsache, dass sowohl die Anzahl Befallsherde als auch die Käferholzmenge und die mittlere Anzahl Käferfänge in derselben Grössenordnung zurückgegangen sind, deutet darauf hin, dass die Grösse der Befallsherde schweizweit im Vergleich zum Vorjahr ungefähr konstant geblieben ist.

Der Rückgang der Borkenkäferschäden wurde massgeblich durch das niederschlagsreiche und weniger stark über der Jahrestemperaturnorm liegende Wetter des Jahres 2021 begünstigt. Der Frühling war geprägt von kalt-feuchtem Wetter, und auch der Sommer war niederschlagsreich, insbesondere auf der Alpennordseite. Hitzewellen blieben zudem aus, und lokal wurden weniger Hitzetage als im Vorjahr verzeichnet.
 

Langfristig keine Entwarnung

Das niederschlagsreiche und durch gemässigte Temperaturen geprägte Jahr 2021 hat vermutlich dazu geführt, dass sich die Fichten von dem wiederholten Trockenstress der letzten Jahre etwas erholen konnten. Es ist allerdings davon auszugehen, dass die aktuell beobachtete Entspannung der Buchdrucker-Situation den Fichtenbeständen nur eine kurzfristige Atempause verschafft.

Gemäss Prognosen werden die Durchschnittstemperaturen sowie Frequenz und Intensität von Extremereignissen wie Sturm oder Trockenheit in den nächsten Jahrzenten aufgrund des Klimawandels weiter zunehmen. Dies führt einerseits zu einer erhöhten Befallsprädisposition der Fichten durch Trockenstress sowie mehr Brutraum für die Buchdrucker. Zudem können an wärmeren Standorten in der Schweiz in Zukunft vermehrt drei Buchdrucker-Generationen ausgebildet werden, was den Befallsdruck auf Fichtenbestände weiter erhöhen wird.


Link www.wsl.ch