Lignum Holzwirtschaft Schweiz

REGION MITTE | Gemeinschaft unter Menschen wächst mit Holz

Knallrote Riegel verdichten in der Region Mitte des Prix Lignum 2024 eine Wohnsiedlung in Langenthal und holen damit nationales Silber in der Kategorie Holzbauten. Auch andere ausgezeichnete Bauprojekte in der Preis-Region Mitte bearbeiten das Thema Gemeinschaft, sei es zum generationenübergreifenden Wohnen oder zum Arbeiten. Ein feinsinniger Pavillon für die Kunst rundet das Feld ab. Die ausgezeichneten Bestleistungen der Schreiner in der Region Mitte konzentrieren sich aufs Möbelbauen.

Pappelhöfe – Wohnkolonie Im Hard, Langenthal BE, 2023 | Silber Kategorie Holzbauten
Bauherrschaft: Wohnbaugesellschaft Langeten, Langenthal; Architektur: Rolf Mühlethaler Architekten, Bern; Holzbauingenieure: Indermühle Bauingenieure, Thun; Holzbau: Hector Egger Holzbau, Langenthal; Generalplanung/Bauleitung: Hector Egger Gesamtdienstleistung, Langenthal
Bild Alexander Gempeler/Prix Lignum 2024

 

Das Neue entstand hier in der Auseinandersetzung mit dem Alten: Typologisch beziehen sich die knallroten Riegel auf die hölzernen Nebenbauten gegenüber. Streifenfundamente heben sie leicht vom Boden ab. Eine offene, mit Holz belegte Veranda ohne Geländer begleitet sie über die gesamte Länge und verbindet sie mit den Höfen. Die Holzständerfassade ist mit stehenden Brettern verschalt, die eine Leinöl-Emulsionsfarbe schwedenrot färbt. Mit dunkelroter Ölfarbe gestrichene Leisten rahmen Fassadenfelder und die stehenden Fenster. Zwischen den oberen Fenstern spannt sich der gelb-weiss gestreifte Stoff der Sonnenstoren als Fassade anstelle der Bretter. Unten schliessen französische Läden die Fenster. Die Innenräume sind so klar wie die Konstruktion.
 

Neubau Kunstpavillon, Centre Albert Anker, Ins BE, 2022

Bauherrschaft: Stiftung Albert-Anker-Haus Ins, Ins; Architektur: Atelier Marcel Hegg, Biel; Bauingenieure: Indermühle, Thun; Holzbau: Truberholz, Trub; Schreinerarbeiten: Arge Zimmerei Hirschi und Schreinerei Roth, Trub; Label Schweizer Holz für das Gesamtobjekt
Bild Alexander Jaquemet/Prix Lignum 2024

 

Der hölzerne Pavillon ist Teil des Centre Albert Anker im Seeland. Er ergänzt das historische Haus und dient als Aufbewahrungs- und Ausstellungsort kleinerer Arbeiten Ankers, im Untergeschoss liegen Büro- und Nebenräume. Wie eine Mischung aus Tempel und Schopf erhebt das Gebäude architektonisch Anspruch. Leicht scheint es über der Blumenwiese zu schweben. Das fensterlose Innere ist geprägt von schwarzen Oberflächen, unbehandeltem Eichenboden und aus dem gleichen lokalen Holz gefertigten Vitrinen und Schubladen. Punktuelles Licht hebt feine Papierarbeiten hervor und taucht den Raum in eine intime Stimmung. Eine Schatzkiste.
 

Werk- und Wohnhaus Werk 11, Biel BE, 2022

Bauherrschaft: WOW Immobilien, Biel; Architektur: Studio WOW, Biel; Bauingenieure: B3 Kolb, Biel; Schmid & Pletscher, Nidau; Holzbau: schaerholzbau, Altbüron
Bild Markus Frietsch/Prix Lignum 2024

 

Das Haus Werk 11 ist eine langfristig gedachte Immobilienanlage der Architekten und sowohl zum Wohnen als auch zum Arbeiten geeignet. Für das angestrebte ‹inspirierende Klima für Unternehmer*innen, die mehr wollen als ein konventionelles Arbeitsumfeld› sorgen die breiten Lauben an beiden Längsseiten. Gut genutzt, dienen sie als Aufenthaltsräume, aber auch, je nach Nutzung und Teilung, als Weiterführung der Erschliessung des zentralen Treppenhauses aus Beton. Die Holzkonstruktion prägt das Haus aussen und innen. Sie ist effizient, pragmatisch und günstig.
 

Generationenhaus Langnau, Langnau BE, 2022

Bauherrschaft: Wohngenossenschaft Langnau; Architektur: Werk Architekten, Langnau; Planung: Lehmann Baumanagement, Langnau; Bauingenieure: Schmalz, Langnau; Holzbauingenieure: Timbatec, Bern; Holzbau: GLB, Langnau; Schreinerei: Fankhauser, Langnau
Bild Thomas Telley/Prix Lignum 2024

 

Das Grundstück inmitten eines Einfamilienhausquartiers gab die Gemeinde im Baurecht an die Genossenschaft, die das Ziel hatte, ein Generationenhaus zu bauen. Sowohl das Innen- als auch das Aussenleben des Hauses lässt sich auf die historischen Bauernhäuser der Region beziehen. Die Konstruktion ist einfach und pragmatisch und prägt die Erscheinung: Ständer, Zangen, Balken, Bretter. Geringe Baukosten halten die Kostenmiete niedrig. Die Verwendung von möglichst viel regionalem, naturbelassenem Holz sowie Lehmanstriche im Innern sind gut für Umwelt und Gesundheit. Balkenlagen aus Käferholz unterstützen die regionale Holzwirtschaft; einfache und das Holz schützende Konstruktionen senken die Unterhaltskosten und machen das Haus adaptier- und rückbaubar.
 

Tisch ‹Kyma 002›, Bern, 2020

Auftrag und Entwurf: Kyma Architektur und Objekte, Bern; Schreinerei: Holz + Idee, Brienz; Label Schweizer Holz
Bild Kyma/Prix Lignum 2024

 

Das Architektur- und Objektbüro Kyma setzte sich das Ziel, einen Tisch zu entwickeln. Er sollte mit einem bereits von ihm entworfenen dreibeinigen Hocker verwandt sein, nur aus Holz bestehen und vor allem mit seiner Holzverbindung überzeugen. Ein einfaches Objekt mit klaren geometrischen Formen und jederzeit demontierbar. Das Team machte sich ans Werk. Das Ergebnis: ‹Kyma 002›. Der von einer Schreinerei in Brienz hergestellte Tisch bezieht seine Stabilität aus einer ausgeklügelten und komplexen Holzverbindung. Die vier Beine aus Multiplex-Holz werden ins Tischblatt gesteckt – und das ohne Schrauben oder Leim. Sechs unterschiedliche Holzarten stehen zur Auswahl und für die Tischoberfläche Birke-Multiplex oder Linoleum. 
 

Möblierung Krematorium, Thun, 2020

Auftrag: Amt für Stadtliegenschaften der Stadt Thun; Entwurf: Markus Schietsch Architekten, Zürich; Schreiner: Ruwa Holzbau, Küblis GR; Label Schweizer Holz
Bild Marietta Kobald/Prix Lignum 2024

 

Der Neubau des Krematoriums auf dem Städtischen Friedhofsareal Thun-Schoren ist ein moderner Tempel. Heller Beton ist das dominierende Material, am Boden ist es zurückhaltender Naturstein, edle Reduktion bestimmt das Raumgefühl. Die Abdankungsräume brauchten Möbel. Diese entwarf der Architekt des Gebäudes gleich mit: Sitzbänke, Stühle, Tische und Rednerinnenpulte. Die gradlinigen und einfachen Möbel sind aus Bündner Esche gefertigt und bilden eine zusammenhängende Objektfamilie. Die Stühle sind stapelbar, um die Räume flexibel möblieren zu können. Beides, Architektur und Möbel, sind im gleichen Geist entworfen. Ihre Konstruktion ist nicht komplex, aber gut und angemessen.


Link www.prixlignum.ch