REGION NORD | Folge der Spur des Goldes: Eine Region räumt ab
Wiederverwendbare Sportbauten, Zürich, 2020 ff. | Gold Kategorie Holzbauten
Bauherrschaft: Hochbauamt Kanton Zürich und Amt für Hochbauten Stadt Zürich; Architektur: pool Architekten, Zürich; Holzbau- und Brandschutzingenieure: Makiol Wiederkehr, Beinwil am See; Holzbau: Blumer Lehmann, Gossau (kantonale Bauten)/Schäfer Holzbautechnik, Dottikon (städtische Bauten)
Bild: Kantonsschule Uetikon am See | Fotografie: Ralph Feiner/Prix Lignum 2024
Die Schulraumplanung der Stadt Zürich ist nicht die einzige, die vom Bevölkerungswachstum überholt wird. Klugerweise allerdings hat sie einen Konzeptwettbewerb zur Frage durchgeführt, wie sich verschiedene Bedürfnisse für Unterricht und Sport erfüllen lassen – mit temporären demontier- und wiederaufbaubaren Bauten. Seither haben Pool Architekten drei Anlagen an verschiedenen Orten realisiert, die in den nächsten 30 Jahren bis zu fünfmal umziehen sollen. Dabei können sie sich wandeln: Ob Einfach- oder Doppelsporthalle, ob Garderoben in der Mitte und Geräteräume am Rand oder umgekehrt, ob Nebenbauten an der Längs- oder an der Schmalseite, ob Mittelgang oder nicht – die Module und Elemente lassen sich zu verschiedenen Konfigurationen fügen, angepasst an Raumbedürfnisse und Orte.
Festsaal im neuen Drei-Häuser-Hotel ‹Caspar›, Muri AG, 2022 | Gold Kategorie Schreinerarbeiten
Bauherrschaft: Hotel Muri, Muri; Architektur: Tilla Theus und Partner, Zürich; Holzbauingenieure: WaltGalmarini, Zürich; Schreinerei: BBF Weber, Fehraltorf
Bild Luca Zanier/Prix Lignum 2024
In Muri wurden die Gasthäuser ‹Ochsen›, ‹Adler› und ‹Wolf› zum ‹Drei-Häuser-Hotel Caspar›. Ein neuer Saalbau ergänzt das Ensemble. Metallschindeln decken das mehrfach gefaltete Dach, das den Saal freitragend als Holz-Faltwerk überspannt. Stützenfrei öffnet sich die Glasfassade mit Holz-Schiebeläden zum Innenhof und bildet einen überdachten Aussenraum. Die durchgehende Dachuntersicht bindet den Vorbereich, das Foyer und den eigentlichen Saal visuell zusammen. Mit der für sie typischen Akribie hat die Architektin Tilla Theus für die Decke eine Oberfläche gesucht, die ihre Idee von Flächigkeit unterstützt. Schliesslich entwickelte ihr Büro eine hölzerne Struktur aus CNC-geschnittenen Holzstäben. Ein eigens angefertigtes Werkzeug stellte diese 20000 pyramidalen Elemente her, und der Schreiner fügte sie so zu einem Positiv-Negativ-Muster zusammen, dass kein Abfallholz entstand.
Küche ‹Ater Culina›, Volketswil ZH, 2022 | Bronze in der Kategorie Schreinerarbeiten
Bauherrschaft: Silja Kornacher und David Keist, Volketswil; Architektur: Merk Raumgestaltung/Schreinerei Merk AG, Uster; wrkstadt Architektur & Handwerk, Volketswil; Schreinerarbeiten: Merk Raumgestaltung/Schreinerei Merk AG, Uster. Label Schweizer Holz.
Bild Derek Stierli/Prix Lignum 2024
Das Fachwerk des alten Bauernhauses inspirierte das Skelett der Küchenmöbel. Zuerst schnitten die Schreinerinnen Fichtenkanthölzer von 30 × 30 mm zu und frästen per CNC die Kehlen ein. Nach dem Modell verrusster Decken alter Küchen mit offenem Feuer mischte der Bauherr eigenhändig den Russ aus dem Kamin des Hauses mit Brennspiritus, beizte die Hölzer in einer alten Dachrinne und seifte sie ab. Das im Grunde günstige Holz wurde so mit hauseigenen Partikeln optisch aufgewertet. Eine Erfindung, die zum küchenlateinischen Projektnamen ‹Ater Culina› führte: schwarze Küche.
FCZ-Trainingszentrum, Zürich, 2021
Bauherrschaft: FCZ-Trainingszentrum, Zürich; Architektur: Rolf Mühlethaler, Bern; Holzbauingenieure: Schnetzer Puskas, Basel; Holzbau: Casella, Bergdietikon; Label Schweizer Holz für Gesamtobjekt
Bild Studio Gataric Fotografie/Prix Lignum 2024
Das neue Trainingszentrum des FCZ orientiert sich am Massstab des Ortes und spielt dabei mit dem Bild der Cabana, einer einfachen Hütte für den Arbeiterclub. Die blau-weissen Storen zeigen unmissverständlich: Hier ist Zürcher Identität daheim. Im Baurecht für 30 Jahre gebaut, musste das Trainingszentrum möglichst günstig sein. Statt in einem teuer betonierten Untergeschoss liegt die Haustechnik eingehaust zwischen den hölzernen Zangenstützen des Kaltdachs. Die Druckimprägnierung und die seidenmatt sepiabraune Ölbehandlung machen die Fassade ruhig und langlebig. Das Stabwerk aus Holz prägt sowohl die Fassade als auch die Innenräume.
Schulhaus Chliriet, Rümlang ZH, 2022
Bauherrschaft: Sekundarschulgemeinde Rümlang-Oberglatt; Architektur: BS + EMI, Zürich; Holzbauingenieure: Dr. Lüchinger + Meyer, Zürich/Pirmin Jung Schweiz, Sargans; Holzbau: Hecht Holzbau, Sursee; Schreinerei: Robert Fehr, Andelfingen; Label Schweizer Holz für das Tragwerk
Bild Roland Bernath/Prix Lignum 2024
Viele Schulbauten der Gegenwart bieten einen farblos-neutralen Hintergrund für die Kinder und ihre bunten Zeichnungen. Diese Sekundarschule ist eine gebaute Gegenthese: Kräftiges Rot prägt den konsequent additiv gedachten Holzskelettbau und die perforierten Decken. Die Böden sind grün, die Wände blassrosa, die Fenster blaugrün, die offen geführten Haustechnikrohre blau. Aussen schützen violette Platten die Balkenstirnen, schwarze Faltarme halten die türkisen Sonnenmarkisen.
‹Zum Gelbhorn›, Baden AG, 2024
Bauherrschaft: Bernd Reichert; Architektur: Zweifel Architekt, Zürich; Schreinerarbeiten: Merk Raumgestaltung/Schreinerei Merk, Uster
Bild Derek Stierli/Prix Lignum 2024
Seit mehr als 400 Jahren steht das Gasthaus ‹Zum Gelbhorn› im Bäderquartier in Baden. Als die Besitzerin eine Instandsetzung plante, existierten keine exakten Pläne oder Bilder des historischen Bestands, es gab nur eine grobe Zeichnung der Gassenfassade. Statt diese in Form von gestemmten Holzkassetten mit Schnitzereien historistisch zu erfinden, entschlossen sich Denkmalpflege und Architekt für eine ‹Aktualisierung des Denkmals› als bewusste Verbindung von Tradition und Moderne. Über dem Sockel aus leicht dunkel pigmentiertem Muschelkalk steht die Beizenfront aus gelblicher, mit Ammoniak vorvergrauter Eiche. Die einstigen Kassetten mit klassischen Diamantquadern sind als Relief übersetzt. Eine Schreinerarbeit zum Anfassen.
Hauptsitz Christoph-Merian-Stiftung, Basel, 2023
Bauherrschaft: Christoph-Merian-Stiftung, Basel; Architektur: Herzog & de Meuron, Basel; Holzbauingenieure: Schnetzer Puskas, Basel; Holzbau: Jean Cron, Allschwil
Bild Daisuke Hirabayashi/Prix Lignum 2024
Zwar liesse sich bedauern, dass der Bestand aus dem 19. Jahrhundert in der Basler Stadt- und Dorfbildschutzzone abgerissen wurde. Doch mit drei Geschossen und Pultdach stellt der Ersatzneubau die ursprünglichen Proportionen wieder her. Ausserdem bietet er den zuvor verstreuten Mitarbeitenden der Christoph-Merian-Stiftung rund 50 stimmungsvolle Arbeitsplätze für eine zeitgemässe Zusammenarbeit. Die Fenster selbst sind eine kleine Erfindung: Für mehr Tageslicht – und um Material zu sparen – verstärken aussenliegende Holzleisten die minimierten Profile.
Siedlung Hirtenweg, Riehen BS, 2023
Bauherrschaft: Immobilien Basel-Stadt; Architektur: Studio Gugger, Basel; Holzbauingenieure: Gruner, Basel; Holzbau: Erne, Laufenburg
Bild Daisuke Hirabayashi/Prix Lignum 2024
Die Siedlung Hirtenweg ist der fulminante Auftakt des Basler Wohnbauprogramms ‹1000 +›. Günstig werden wohl alle in Kostenmiete geplanten Wohnungen, aber die Messlatte von unter CHF 1800.– für viereinhalb Zimmer im Neubau liegt tief. Das Erfolgsrezept: Vorfertigung in extremis. Die Holzmodule verliessen die Werkhalle mit allen Installationen und Oberflächen, sprich Parkett und Putz, Fliesen und Tapeten. Die Aufrichte dauerte nur sechs Wochen. Das rationale Bravourstück ist zugleich sensibel. Dank der klugen Setzung und drei Bauetappen blieben Baumbestand wie auch sämtliche Mieterinnen an ihrem Ort.
Link www.prixlignum.ch