Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Schweiz soll Stromsparziel der EU solidarisch mittragen

Energiesicherheit ist Thema Nummer eins in diesem und wohl auch noch in einigen folgenden Wintern. Im Vordergrund steht kurz- wie auch langfristig der Strom. Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vor Weihnachten entschieden, das Stromsparziel der EU in der Schweiz auf freiwilliger Basis zu übernehmen, um zur Versorgungssicherheit in Europa beizutragen.

Seit Mitte Dezember gibt es ein Online-Dashboard mit den wichtigsten Kennzahlen zur aktuellen Energieversorgungssituation der Schweiz (www.energiedashboard.admin.ch). Die Zahlen, beispielsweise zum Strom- und Gasverbrauch oder zur Inlandproduktion und zu Importen, werden laufend aktualisiert. Im Bild der Stand vom 21.12.2022. Ins Bild klicken, um zum aktuellen Stand zu gelangen.

 

Konkret soll der Stromverbrauch in der Schweiz von Januar bis März 2023 sowie im November und Dezember 2023 gegenüber dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre um 10% sinken. Ausserdem soll von Januar bis März 2023 der Stromverbrauch in Spitzenzeiten um durchschnittlich 5% verringert werden. Bezüglich Dämpfung der Strompreise ist der Bundesrat dagegen zum Schluss gekommen, dass die meisten Massnahmen der EU, wie etwa eine Solidaritätsabgabe auf Überschussgewinnen im fossilen Bereich, nicht übernommen werden sollen.

Um einer Strommangellage in den nächsten Monaten vorzubeugen, hat der Bundesrat bekanntlich bereits zuvor verschiedene Massnahmen beschlossen. Dazu gehören die Wasserkraftreserve, der Bau eines Reservekraftwerks in Birr, die Erhöhung der Kapazitäten im Übertragungsnetz, der Rettungsschirm für systemkritische Stromunternehmen, die temporäre Reduktion der Restwasserabgabe sowie die laufende Energiespar-Kampagne. Die Verordnung über den Betrieb von Reservekraftwerken und Notstromgruppen bei einer Mangellage hat der Bundesrat ebenfalls an seiner Sitzung vor Weihnachten gutgeheissen.


Stromabkommen mit Europa bleibt zentral

Der Bundesrat wurde an seiner Sitzung vom 21. Dezember auch über den Bericht zur Modellierung der Erzeugungs- und Systemkapazität in der Schweiz im Bereich Strom informiert. Die Studie zeigt auf, dass für die Schweizer Versorgungssicherheit drei Dimensionen von zentraler Bedeutung sind: die Wasserkraft, die Importkapazität und die europäische Gesamtentwicklung. Bei einem guten Zusammenspiel der ersten beiden Dimensionen bleiben auch grössere Versorgungsengpässe auf Schweizer oder europäischer Seite unkritisch.

In den kommenden Jahren sollen verschiedene Arbeiten abgeschlossen werden, die sich positiv auf den Erhalt der Austauschkapazitäten mit dem Ausland auswirken – so ein technischer Vertrag mit der Kapazitätsberechnungsregion CORE, ein Update der europäischen Guidelines für die Kapazitätsberechnung und das Engpassmanagement, aber auch der Netzausbau im Ausland. Ohne ein Stromabkommen mit der EU bleibt die Situation allerdings anspruchsvoll, selbst wenn der Produktionszubau in der Schweiz tatsächlich so schnell vorankommen sollte, wie nach dem ‹Energieschub› im Parlament viele hoffen.

An Störmanövern aller Art mit dem Ziel, den Schnellzug zum Ausbau der Erneuerbaren zum Bummler zu zähmen, herrscht allerdings kein Mangel. In dieser Situation ist es sicher nicht falsch, weiterhin stark auf Effizienz zu setzen. Im energieintensiven Bauwerk Schweiz hat die Sanierungsrate nach wie vor Luft nach oben – darin liegt eines der grössten Potentiale für Holz bis 2050.


Links

www.energiedashboard.admin.ch
Den Energie-Hebel im Bestand endlich richtig ansetzen (Lignum Journal online vom 31.08.2022)
Bauen ohne Land: aufstocken und erneuern mit Holz (Lignum Journal online vom 01.09.2022)
Lignum-Holzbulletin im Dezember: Weiterbauen mit Holz (Lignum Journal online vom 05.12.2022)