Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Schweizer Holz als Tor zur Welt in Zürich-Kloten

Im Flughafen Zürich muss das in die Jahre gekommene Dock A einem Neubau weichen. Seit heute morgen ist es offiziell: In Kloten wird nach einem Projekt von BIG, HOK, 10:8 Architekten, Buro Happold und Pirmin Jung Schweiz AG einer der grössten Holzbauten der Welt entstehen. Der Rohstoff dafür soll grösstenteils aus der Schweiz kommen.

Siegerprojekt ‹Raumfachwerk› für den Flughafen Zürich, Dock A
Visualisierungen Imigo (oben) | BIG (Mitte) | Bucharest Studio (unten)

 

Die Flughafen Zürich AG hat als Bauherrschaft in einem mehrstufigen Projektwettbewerb das Siegerprojekt für den Bau des neuen Docks A mit Tower und Dockwurzel ermittelt. Heute morgen wurde vor den Medien das Resultat bekanntgegeben. Es ist ein Paukenschlag: In Kloten werden die Fluggäste aus aller Welt künftig in einer staunenswerten Architektur aus 30‘000 m3 Holz ankommen. 500 m lang wird das neue Dock.

Gewonnen hat das Projekt ‹Raumfachwerk› des internationalen Planungsteams um Bjarke Ingels Group (BIG, DK) mit Hellmuth, Obata + Kassabaum (HOK, USA), 10:8 Architekten (Zürich), dem Ingenieurbüro Buro Happold (GB) und Pirmin Jung Schweiz AG (Sursee) als Holztragwerksplanern.


Bauarbeiten für das neue Dock sollen 2030 starten

Das siegreiche Projekt hat sich gegen neun andere durchgesetzt, die ebenso hochkarätige Absender hatten. In Sachen Nachhaltigkeit soll es neue Massstäbe im Flughafenbau setzen. Investiert werden für den Neubau von Dock A, Tower und Dockwurzel rund CHF 700 Mio. In Bau gehen soll die neue Infrastruktur 2030.

Das heutige Dock A bleibt während des Neubaus weiter in Betrieb, da rund ein Drittel aller Passagiere dort abfliegt oder ankommt. Nach Fertigstellung des Neubaus nördlich des heutigen Docks A wird der Betrieb nahtlos in das neue Dock überführt. Im Anschluss wird das heutige Dock A rückgebaut.


Nachhaltige Holzbauweise und Solarstrom vom Dach

Der internationale Flugbetrieb muss sich in Zeiten des Klimawandels auch kritischen Fragen stellen und nachweisen, dass Nachhaltigkeitsanstrengungen kein blosses Lippenbekenntnis sind. Wichtiges Standbein des Projekts ist in dieser Hinsicht die Wahl des Baustoffs Holz. Das neue Dock A soll auf den Passagierebenen grösstenteils mit Holz aus der Region gebaut werden – für ein Terminalgebäude dieser Grösse ist dies bislang einzigartig.

Ein zweites Standbein sind erneuerbare Energien: Das Dach des neuen Docks und der Dockwurzel wird vollflächig für Fotovoltaik genutzt. Damit lassen sich rund zwei Drittel des jährlichen Strombedarfs für das Dock decken.

‹Insbesondere unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit, aber auch in betrieblicher und wirtschaftlicher, städtebaulicher und architektonischer Hinsicht war das Projekt ‘Raumfachwerk’ am überzeugendsten›, sagt Andreas Schmid, Verwaltungsratspräsident der Flughafen Zürich AG, welcher der Jury unter Leitung des Basler Architekten Harry Gugger angehörte.


Ästhetik und Leistungsfähigkeit in überzeugender Verbindung
 
Diese sieht die Stärke des Siegerprojekts darin, dass es ein ‹so überraschendes wie spektakuläres› Raumkontinuum zu schaffen vermöge. ‹Mit der funktionalen und gestalterisch konsequenten Integration von Wurzel und Tower entsteht ein Gesamtkomplex mit klarer Form und grosser Symbolkraft, der die Ambitionen des Flughafens als Tor zur Schweiz zeitgemäss und adäquat repräsentieren kann›, so die Jury.

Das geometrisch markante Sichttragwerk mit seinen prägnanten V-Stützen aus Holz bietet den Passagieren ein spektakuläres Raumerlebnis und führt sie intuitiv. Auf regelmässigen Achsen angeordnet, verändert sich die Tragstruktur des Querschnitts über die Länge des Docks sukzessive. Die daraus resultierende Modulierung des Daches – von einer horizontalen Kante am Westende bis zu einer dramatischen Auffaltung am Übergang zur Wurzel – erzeugt ein Oberlicht, das sich sanft verbreitert.

Über dem Atrium der Wurzel geht das Oberlicht in eine doppelt gekrümmte Gitterschale über und wölbt sich um den Kontrollturm herum kontinuierlich auf. Diese Kombination von filigranen Elementen und massiven Holzträgern erzeugt poetische Momente und einzigartige Räume mit ganz besonderen Aufenthaltsqualitäten. Beispiele dafür sind die verschiedenen Lounge-Ebenen oder das mehrgeschossige Atrium, das den ausserordentlich tiefen Grundriss in einen beinahe städtisch wirkenden Innenraum verwandelt.


Leuchttturmprojekt für Schweizer Wald und Holz

Solche aufsehenerregenden Grossprojekte machen darauf aufmerksam, dass der Baustoff Holz heute auch im Massstab des Infrastrukturbaus technisch mithalten und dabei exzellente Leistungen erbringen kann. Doch die Vorteile von Holz liegen nicht nur in seinem interessanten Tragverhalten und der angenehmen Ausstrahlung, sondern vor allem auch in seiner Ökobilanz, die entscheidend besser ausfällt als bei konventionellen Bauweisen.

Holz kann hier seine besonderen Qualitäten als einheimischer, nachwachsender Rohstoff und CO2-Speicher überzeugend zum Tragen bringen. Mit seiner Energieeffizienz und Klimaleistung hebt sich der Holzbau in entscheidender Weise von anderen Konstruktionsweisen ab. Die Ökobilanz fällt um so besser aus, je regionaler das Material beschafft wird. Diese Prämisse wird hier bereits im Entwurf mitgedacht.

Der benötigte Rohstoff ist in der Schweiz vorhanden, und bei genügendem Vorlauf stehen auch ausreichende Verarbeitungskapazitäten bereit. Vorhanden ist im weltweit führenden Holzbauland Schweiz aber insbesondere auch die bautechnologische Kompetenz. ‹Die Schweizer Holzwirtschaft ist heute technologisch und leistungsmässig in der Lage, ein Grossprojekt wie das neue Dock A mit der Wurzel in der gefragten Zeit weitgehend mit Schweizer Holz auszuführen›, zeigt sich Holzbauingenieur Pirmin Jung überzeugt.


Links www.flughafen-zuerich.ch | https://big.dk​​​​​​​ | www.pirminjung.ch