Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Schweizer Wald leidet unter Wetterextremen der letzten Jahre

Das heisse und trockene Wetter der letzten Jahre hat im Schweizer Wald deutliche Spuren hinterlassen. Ausserdem fehlt es an der Verjüngung. Dies zeigen die Zwischenresultate über die Erhebungsjahre 2018–2022 des laufenden fünften Landesforstinventars. Die Ergebnisse unterscheiden sich jedoch regional stark.

Feldmitarbeiter bei den Aufnahmen zum fünften Landesforstinventar (LFI). Auf Basis einer Stichprobenerhebung auf rund 6600 Probeflächen liefert das LFI alle neun Jahre umfassende Ergebnisse.
Bild Barbara Allgaier Leuch/WSL

 

Nach der Halbzeit des laufenden fünften Landesforstinventars stechen zwei Entwicklungen im Schweizer Wald ins Auge. Zum ersten sind die Folgen der trockenen und warmen Jahre ab 2018 deutlich zu sehen: Es gibt mehr tote und geschädigte Bäume. Damit ändert sich regional die Baumartenzusammensetzung. Die wirtschaftlich wichtigste und häufigste Baumart der Schweiz, die Fichte, ist im Jura, im Mittelland und in den Voralpen auf dem Rückzug. Auf der Alpensüdseite erleidet die Edelkastanie Einbussen. Der Bestand der Esche, der dritthäufigsten Laubbaumart, ist wegen einer Pilzerkrankung überall stark rückläufig. Die Trockenheit beeinflusst auch das Wachstum der Bäume. Die jährlich nachwachsende Holzmenge ist tiefer als vor fünf Jahren.  

Zum zweiten wachsen in immer mehr Wäldern wenig junge Bäume nach. Im Durchschnitt der ganzen Schweiz betrifft das einen Viertel der Wälder; in den Alpen und insbesondere auf der Alpensüdseite deutlich mehr. Diese Entwicklung ist nicht direkt mit Wetterextremen verbunden. Doch wenn die Verjüngung fehlt, erholen sich die Wälder nach Störungen wie Stürmen oder Borkenkäferbefall viel langsamer. Sie können die geforderten Leistungen – zum Beispiel Schutz gegen Naturgefahren – erst viel später wieder erfüllen.

Die Zwischenergebnisse des Landesforstinventars unterscheiden sich regional stark. In bestimmten Regionen hat sich das Waldbild in kurzer Zeit stark verändert. Speziell in siedlungsnahen Wäldern, wo die absterbenden Bäume auch eine Gefahr für Erholungssuchende darstellen können, mussten die Waldbesitzer stark eingreifen. Auch haben sie vom Borkenkäfer befallene Fichten geräumt, um die weitere Ausbreitung des Käfers einzuschränken. Die Lichtungen in den Wäldern sind daher vielerorts grösser als nach einer regulären Holzernte. In ihnen werden Baumarten gefördert, die besser an das Klima der Zukunft angepasst sind.


Herausforderung für die Waldeigentümer

Die Folgen von Wetterextremen und Schädlingsbefall im Zuge des fortschreitenden Klimawandels belasten die Waldeigentümer bereits seit Jahren. WaldSchweiz-Präsident und Ständerat Daniel Fässler (Die Mitte/AI) hat deshalb im Juni 2020 in Bern die Motion 20.3745 ‹Sicherstellung der nachhaltigen Pflege und Nutzung des Waldes› eingereicht. Sie rief danach, die Grundlagen zu schaffen, damit der Bund über vier Jahre zusätzlich CHF 25 Mio. für die drei Bereiche Stabilitätswaldpflege, Sicherheitsholzschläge und klimaangepasste Wiederaufforstungsmassnahmen ausrichten kann. Der Ständerat sagte bereits im Herbst 2020 ja zu diesem Begehren; im März 2021 folgte ihm der Nationalrat.

Im März dieses Jahres forderte Fässler den Bundesrat nun mittels Postulat 23.3220 auf, zur Umsetzung der Motion 20.3745 bis zur Herbstsession 2023 Bericht zu erstatten. Denn die gestützt auf die Motion beschlossenen und finanzierten Massnahmen werden Ende 2024 auslaufen. Klarheit schaffen soll der Bericht nicht nur zur bisherigen Konkretisierung des Vorstosses, sondern auch zur Frage, wo und in welchem Ausmass nach Ablauf der ersten Vierjahresperiode seitens des Bundes, der Kantone oder der Waldeigentümer im Bereich der Waldpflege und -nutzung sowie der Waldverjüngung weiterhin Handlungs- und Unterstützungsbedarf besteht. Das Postulat Fässler steht für morgen Dienstag auf der Agenda des Ständerates.


Links www.lfi.ch | www.wsl.ch | www.parlament.ch