Die Natur und ihr Abbild
Links natürlich verwittertes Holz an einem Brunnen bei Sent (GR). Rechts: Silbergrau erscheint diese sägerohe Fassadenverkleidung in Uitikon-Waldegg (ZH) dank Behandlung mit einer Verwitterungslasur.
Bilder Lignum | Kälin, Winterthur
Natur ist in, doch Geduld mit ihr hat niemand. So ertragen es viele Bauherren nicht, dass die wunschgemäss unbehandelt gebliebene Fassade ihres Hauses einige Zeit recht unschön aussehen kann, ehe sich das edle Silbergrau einstellt, welches das Naturmaterial im Freien – unabhängig von der Holzart – nach einigen Jahren zeigt. Denn der Weg dorthin geht meist über ein langes und unregelmässig, oft fleckig ablaufendes Intermezzo in Hell- und Dunkelbraun, Grau und Schwarz, wobei die Fassade auf jeder Seite des Hauses anders daherkommt, weil ja auch die Bewitterung je nach Himmelsrichtung anders ausfällt.
Damit Klarheit herrscht: Unter dem Vergrauungsprozess leiden weder das Holz noch die Konstruktion der Fassade. Leiden tut allein das Selbstwertgefühl (vielleicht auch gegenüber den Nachbarn), wenn der Vorgang unregelmässig ausfällt, was eher die Regel als die Ausnahme ist. Wer diese Geduldsprobe scheut, sollte von Anfang an einen deckenden Anstrich vorziehen. Der muss dann allerdings unterhalten werden.
UV-Resistenz im Auge behalten
Reduktion des damit verbundenen Aufwandes versprechen siliziumbasierte nanotechnologische Imprägnierungsverfahren, welche es seit einigen Jahren für die Behandlung von Holz gibt. Was Nano-Imprägnierungen nicht leisten: Sie schützen nicht vor der UV-Strahlung der Sonne und dadurch verursachten Farbänderungen des Holzes. Sie lassen sich aber auf einem pigmentierten Anstrich aufbringen, der ebendies vermag. Die wasserabstossende Beschichtung ist so dünn, dass sie praktisch nicht messbar ist.
Die Struktur des Holzes verändert sich dabei optisch nicht, und der Auftrag beeinflusst den Untergrund auch nicht in seinen Diffusionseigenschaften – das Holz kann weiterhin ‹atmen›. Die Nano-Schicht hat aber zur Folge, dass Regenwasser gar nicht erst haften bleiben kann und deshalb sofort abperlt. Es kann nach der Behandlung auch nicht mehr durch Risse eindringen. Die Schutzwirkung dauert nach den bisher gewonnenen Erkenntnissen mehrere Jahre an.
Hie und da wird die Verwendung von Thermoholz – mit Hitze behandeltes und darunter nachgedunkeltes Holz – als Weg zu einer farbstabilen Fassade genannt. Es quillt und schwindet sehr viel weniger als ‹normales› Holz und ist deutlich pilzresistenter als dieses. Tatsache ist aber, dass der Vergrauungsvorgang bei Thermoholz-Fassaden lediglich etwas später einsetzt und etwas regelmässiger abläuft als bei vollkommen naturbelassenen Hölzern. Der Vergrauungsvorgang an sich ist jedoch damit keineswegs vom Tisch – denn auch die Farbe von Thermoholz ist nicht UV-stabil.
Vorwegnehmen, was erst später kommt
Um die Farbentwicklung einer unbehandelten Holzfassade in den Griff zu bekommen, lässt sich Holz aber auch von Anfang an auf den angepeilten silbergrauen Farbton ‹einstellen›. Dafür wird es vorvergraut – mit Lasuren oder mittels eines Prozesses, der nichts anderes ist als eine beschleunigte, kontrollierte Variante der Materialalterung. Im folgenden nur zwei Beispiele für diesen spannenden Ansatz.
Drei Bauprofis aus dem Jura erreichen durch Vorpatinieren der vorgängig gehobelten Oberfläche des naturbelassenen Holzes eine Alterspatina, wie sie sich bei einer unbehandelten, dem Schlagregen ausgesetzten Holzfassade nach etwa sechs Jahren einstellen würde. Der Prozess, über den eine einheitliche Holzfärbung erreicht wird, braucht als Zutaten neben dem Holz (Schweizer Weisstanne und Lärche) nicht mehr als Sonnenlicht, Regenwasser und spezielle Pilze. Das damit erzeugte Holz unter dem Namen ‹biood› wird in keiner Weise mit Chemie belastet.
Ebenfalls im Jura entwickelt worden ist das Verfahren ‹Ökograu›. Die 2004 eingeführte Methode basiert auf einer Alterung der Oberfläche durch zwei Hauptfaktoren: die UV-Strahlung der Sonne sowie Wasser. Auf weitere Zusatzstoffe wird verzichtet. Das für die Vorvergrauung verwendete zertifizierte Fichten- und Tannenholz stammt aus den Wäldern des Jura.
Tatsächlich scheint sich eine rege Nachfrage nach Vorpatinierungen für Holz zu entwickeln. Eine ganze Reihe von Lieferanten bieten Wege dazu an. Die Lignum gibt Auskunft über die greifbaren Produkte und deren Eigenschaften.
Auskunft rund um Holz
Unter Tel. 044 267 47 83 gibt es bei Lignum, Holzwirtschaft Schweiz von Montag bis Freitag jeweils morgens von 8–12 Uhr kostenlos Auskunft zu allen Fragen rund um Holz.