Lignum Holzwirtschaft Schweiz

So sieht es im neuen Zürcher Kinderspital aus

Bezogen wird das neue Kinderspital von Herzog & de Meuron zwar erst Anfang November 2024. Doch bereits heute sucht die Leitung Personal – Personal, das nicht nur gut ausgebildet, sondern auch für neue Prozesse und Abläufe im ‹Kispi 2.0› offen ist. Deshalb erhielten die Medien bereits diesen August Gelegenheit, den Neubau in Augenschein zu nehmen. Erste Eindrücke von einem Bau, der schon vor der Fertigstellung für Aufsehen sorgt.

Neubau Kinderspital Zürich-Lengg, Baustand Areal Süd (Akutspital) am 21.8.2023, Baubeginn 2018, geplanter Bezug November 2024 (Bauherrschaft: Kinderspital Zürich – Eleonorenstiftung, Zürich; Gesamtprojektleitung: KOMOXX GmbH, Zürich; Gesamtleitung Bau und Architektur: ARGE KISPI, Herzog & de Meuron/Gruner, Basel; Holzbauingenieure: Pirmin Jung Schweiz AG, Sursee (Fassadenplanung), ZPF Ingenieure AG, Basel (Patientenzimmer); Holzbau: Kifa, Aadorf; Holz- und Fassadenbau: Künzli Holz AG, Davos/Zürich). Von oben nach unten: Aussenansicht Arealecke Nordost, Innenhöfe, Patientenzimmer, Dachlandschaft.
Bilder Michael Meuter, Zürich

 

Im neuen Akutspital läuft der Innenausbau derzeit auf Hochtouren. Doch aus den offenen Decken hängen am hochsommerlichen Hitzetag des Medientermins überall noch die Röhren und Drähte; die Haustechnik ist noch weit entfernt davon, das angenehme Klima zu schaffen, das einen beim Betreten des Neubaus in anderthalb Jahren empfangen wird. Die Corona-Pandemie und ihre Folgen haben auch diesem Bauprojekt Probleme beschert. Eigentlich wäre der Bezug bereits für diesen Herbst geplant gewesen. Doch Lieferschwierigkeiten bei zentralen Bauelementen und eingeschränkte Kapazitäten führten zu Verzögerungen im Baufortschritt. Daher konnten Folgearbeiten nicht fristgerecht ausgeführt werden. Zudem traten unvorhersehbare Schwierigkeiten im Bauablauf auf.

Jetzt sieht man aber: Hier entsteht wirklich Zukunft. An seinem alten Standort in der Stadt platzt das Kinderspital aus allen Nähten. Am neuen Ort in der Lengg hat es mehr als genug Platz. Und rings um den Neubau des Akutspitals, der die Fläche von mehreren Fussballfeldern belegt, ist es immer noch grün. 735 Millionen Franken investiert die Eleonorenstiftung als Bauherrin hier – in das eigentliche Akutspital mit 200 Betten und in ein kreisrundes Gebäude für Lehre und Forschung auf der anderen Strassenseite. Das Forschungsgebäude ist siebengeschossig, das Akutspital dagegen nur dreigeschossig. Hier wird nicht einfach ein weiterer Spitalturm gebaut, sondern es entsteht eine wohltuend gestaltete Gesundheitslandschaft in menschlichem Massstab.

Ein ansehnlicher Anteil der dafür investierten Mittel stammt von Sponsoren, Mäzenen und privaten Spendern. Die Eleonorenstiftung als privatrechtliche gemeinnützige Trägerin des ‹Kispi› entstand vor 150 Jahren, als der Zürcher Arzt Conrad Cramer zum Gedenken an seine früh verstorbene Gattin Maria Eleonora der Stadt Zürich die damals bedeutende Summe von fünfzigtausend Franken zur Errichtung eines Kinderspitals stiftete. Noch heute sind viele Leistungen des Universitäts-Kinderspitals Zürich spendenfinanziert, so etwa der Vorschulbereich der Spitalschule, das psychologische Angebote für Kinder mit schweren Krankheiten und deren Familien, Elternzimmer, Ausdruckstherapie, die Pflegeberatung und ein Teil der Forschung.


Überall Tageslicht und Blick ins Grüne

Durchbrochen wird die weitläufige, vom Material Holz geprägte Anlage des neuen Akutspitals von nicht weniger als 14 Innenhöfen, die begrünt werden. So bleibt das wohltuend saftige Grün von Wiesen und Bäumen nicht draussen, sondern es gelangt etwas Natur auch ins Innere des Baus. Zugleich sorgt das Aufbrechen der riesigen Fläche dafür, dass es überall im Bau Tageslicht gibt. Beides ist wichtig: Schliesslich sollen die Patientinnen und Patienten zwischen 0 und 18 Jahren, die hier eine auf sie zugeschnittene medizinische Versorgung bekommen, ein optimales Umfeld für ihre Genesung vorfinden.

Die Abläufe im Neubau sind pro Abteilung vertikal organisiert. Unten erfolgen die Behandlungen, in der Mitte arbeitet das Personal in Grossraumbüros, und die oberste Schicht bilden die Patientenzimmer in einer verwinkelten Dachlandschaft, die konsequent für Fotovoltaik genutzt wird. Grosszügige Fenster geben unter den immer anders geneigten Decken mit sichtbarem Holz den Blick in die Umgebung frei. Und stets gibt es auf kindergerechter Höhe auch ein kreisrundes Fenster hinter einer hölzernen Klappe, das sich öffnen lässt – ein Stück persönliche Freiheit, das immer zugänglich ist, auch unter schwierigen Umständen.

Das neue Kinderspital setzt vor allem auf Einzelzimmer, wie Martin Vollenwyder, Präsident der Eleonorenstiftung, beim Rundgang erklärt. Denn oft sei eine Isolation notwendig – bei Mehrfachzimmern lege man in einem solchen Fall immer gleich mehrere Betten still. Vielfach falle eine sinnvolle Belegung von Mehrbettzimmern aber auch aufgrund von Alter und Geschlecht der Patientinnen und Patienten schwer. In den neuen Einzelzimmern müssen die kleinen Patienten aber dennoch nicht immer alleine bleiben: Ein Klappbett erlaubt es, auch einmal einen Elternteil vor Ort übernachten zu lassen. Wie die bauliche Struktur als Ganzes markiert auch dieses bauliche Detail die klare Haltung der Bauherrschaft, das Wohl der hier behandelten Kinder ganz ins Zentrum zu stellen.


Links www.herzogdemeuron.com | www.kispi.uzh.ch